Die Campylobacter-Enteritis (Entzündung des Darms durch Campylobacter) wird durch Bakterien der Gattung Campylobacter hervorgerufen, insbesondere durch die Arten Campylobacter jejuni und C. coli. Es sind gramnegative, spiralförmige Bakterien.
Verbreitung: Die Infektion kommt weltweit vor, in Deutschland besonders häufig in der warmen Jahreszeit. Am häufigsten erkranken in Deutschland Kinder unter 5 Jahren und junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren.
Infektionsweg: Der Verzehr von kontaminiertem Geflügelfleisch, insbesondere Hühnerfleisch, sowie von nicht pasteurisierter Milch, rohem oder nicht ausreichend erhitztem Fleisch sind die häufigsten Übertragungswege. Infektionen können auch durch verunreinigtes Trinkwasser oder durch Kontakt mit Haustieren erfolgen.
Symptome: Viele Infektionen verlaufen symptomlos. Symptomatische Fälle äußern sich häufig als akute Enteritis (Entzündung des Darms) mit Durchfall, Bauchschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit. Die Erkrankung kann bis zu einer Woche andauern. Besonders bei Personen mit geschwächtem Immunsystem kann sie auch länger andauern.
Campylobacter-Bakterien verursachen eine akute infektiöse Enteritis (Darmentzündung). Sie gehören zu einer Gruppe von Bakterien, von denen es über 30 verschiedene Arten gibt und haben eine spiral- oder S-förmige Gestalt. Campylobacter jejuni und Campylobacter coli sind die beiden häufigsten Arten, die beim Menschen Krankheiten verursachen. Krankheiten beim Menschen können aber auch von anderen Arten dieser Bakteriengruppe verursacht werden.
Campylobacter (C.) jejuni ist neben Salmonellenspezies weltweit die häufigste Ursache einer akuten infektiösen Enteritis (Darmentzündung).
Durch Campylobacter-Bakterien ausgelöste Infektionen kommen weltweit vor. In Deutschland und anderen europäischen Ländern treten diese Erkrankungen vor allem in den Sommermonaten gehäuft auf. Am häufigsten erkranken in Deutschland Kinder unter 5 Jahren und junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren.
Die Campylobacter-Enteritis, eine durch diese Bakterien verursachte Darmerkrankung, ist die am häufigsten gemeldete bakterielle Erkrankung in Deutschland.
Jährlich gibt es zwischen 60.000 und 70.000 Fälle, d.h. 80 bis 90 von 100.000 Menschen in Deutschland sind betroffen.
Campylobacter-Bakterien kommen fast überall in der Natur vor. Sie leben im Darm vieler Tiere, einschließlich wild lebender Tiere wie Geflügel, Rinder und Schweine, aber auch von Haus- und Heimtieren wie Hunden und Katzen. Diese Bakterien können in der Umwelt oder in Lebensmitteln bei kühlen Temperaturen einige Zeit überleben. Außerhalb eines lebenden Wirtes, z. B. in Lebensmitteln, können sie sich nicht vermehren. Dies unterscheidet sie von anderen Bakterienarten wie Salmonellen oder bestimmten E. coli-Arten im Darm.
Als Infektionsquelle gelten Lebensmittel, insbesondere nicht ausreichend gegartes Hühnerfleisch ist eine häufige Ansteckungsquelle.
Weitere häufige Ursachen sind der Verzehr von unpasteurisierter Milch, rohem oder nicht durchgegartem Fleisch, verunreinigtem Trinkwasser und der Kontakt mit Haustieren wie z.B. Welpen. Eine Ansteckung kann auch durch Baden in verunreinigtem Wasser erfolgen. Die Kontamination von Lebensmitteln und Wasser erfolgt in erster Linie durch die Ausscheidungen von Tieren, die Träger von Campylobacter sind. Frisches Hühnerfleisch ist häufig mit diesen Bakterien kontaminiert. Aus diesem Grund kommt es in den Sommermonaten nicht selten zu kleinräumigen Epidemien, die von Grillfesten ausgehen.
Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten, kann aber bei Kleinkindern vorkommen.
Eine spezielle Form der Campylobacter-Infektion, Campylobacter fetus, kann von der Mutter auf das Kind übertragen werden und zu Fehlgeburten, Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung führen.
In der Landwirtschaft tätige Personen können sich direkt bei infizierten Nutztieren anstecken.
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) beträgt 2-5 Tage und ist mitunter von der Infektionsdosis abhängig. In manchen Fällen kann die Inkubationszeit bis zu 10 Tage betragen.
Bei vielen Menschen verursachen Campylobacter-Infektionen keine Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, äußert sich die Infektion meist als akute Darmentzündung. Sie ist nicht leicht von anderen Darmerkrankungen zu unterscheiden. Häufig treten 12 bis 24 Stunden vor den Darmbeschwerden Symptome wie Fieber (38-40°C), Kopfschmerzen, Muskelschmerzen (Myalgien) und Gliederschmerzen (Arthralgien) sowie Müdigkeit auf.
Die häufigsten Symptome sind Durchfall, Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe, Fieber und Müdigkeit. Der Durchfall kann von breiigem bis zu sehr wässrigem Stuhl reichen und in manchen Fällen auch Blut enthalten.
Die Dauer der Erkrankung ist in der Regel bis zu einer Woche, manchmal auch länger. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann die Erkrankung auch von längerer Dauer oder chronisch werden. Zu den seltenen Folgen einer Infektion mit Campylobacter gehören eine reaktive Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung) und das Guillain-Barré-Syndrom (entzündliche Erkrankung von Nervenwurzeln des Rückenmarks). Ein Zusammenhang zwischen Campylobacter-Infektionen und dem Reizdarmsyndrom sowie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wird ebenfalls vermutet.
Die Patienten sind so lange infektiös, wie Erreger mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Die durchschnittliche Ausscheidungsdauer liegt bei 2-4 Wochen. Mit einer längeren Ausscheidungsdauer ist bei Kleinkindern und immungeschwächten Personen, z.B. AIDS-Patienten, zu rechnen.
Normalerweise wird eine Stuhlprobe untersucht, um festzustellen, ob jemand eine Campylobacter-Infektion hat. Da die Bakterien empfindlich auf Temperaturschwankungen reagieren, sollte die Probe möglichst frisch sein und schnell ins Labor gebracht werden. Zum Nachweis von Campylobacter in der Probe gibt es verschiedene Methoden: Eine Methode ist, die Bakterien unter bestimmten Bedingungen wachsen zu lassen, eine andere, spezifische Bakterienbestandteile mit einem Enzymtest (ELISA) oder die Erbsubstanz der Bakterien (PCR) nachzuweisen. Häufig ist auch die Kultivierung der Bakterien zur Prüfung, ob sie gegen Antibiotika resistent sind.
Wenn der Verdacht besteht, dass eine Infektion mit Campylobacter vorliegt, sollte auch an andere mögliche Durchfallursachen gedacht werden. Dazu gehören andere Bakterien wie Salmonellen, Shigellen, Yersinien, verschiedene E. coli-Arten und Clostridium difficile, Viren wie Noroviren, Adenoviren und Rotaviren sowie Parasiten wie Amöben und Giardien.
Auch nicht-infektiöse Ursachen wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen und das Reizdarmsyndrom sollten bei fehlendem Erregernachweis oder anhaltenden Symptomen in Betracht gezogen werden.
Normalerweise heilt die Krankheit von selbst aus. Die Behandlung konzentriert sich auf die Aufrechterhaltung des Flüssigkeits- und Elektrolytgleichgewichts im Körper. Dies ist in den meisten Fällen ausreichend.
Die S2k-Leitlinie "Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple" (2015) empfiehlt, auf eine antibiotische Behandlung zu verzichten, wenn sich die Symptome bessern, bevor der Labornachweis erbracht wurde.
Eine Behandlung mit Azithromycin (erste Wahl) oder Ciprofloxacin (alternativ) kann in schweren Fällen, bei ausbleibender Besserung oder geschwächtem Immunsystem notwendig sein. Die Entscheidung für eine Behandlung sollte von Fall zu Fall getroffen werden.
Erythromycin ist wegen seiner Nebenwirkungen nicht mehr das Mittel der Wahl. Cephalosporine sind gegen Campylobacter nicht wirksam und stellen daher keine geeignete Option zur Behandlung dar. Die Gabe von Antibiotika sollte sich nach den Ergebnissen eines Resistenztests richten, da Campylobacter häufig gegen bestimmte Antibiotika resistent sind.
Um sich vor einer Campylobacter-Infektion zu schützen, ist es wichtig, Fleisch, insbesondere Geflügel, gut durchzugaren.
Rohmilch sollte vor dem Verzehr durch Abkochen abgekocht werden. Auf den Verzehr von rohen tierischen Lebensmitteln wie Rohmilch und rohem Hackfleisch sollten bestimmte Personengruppen wie Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem generell verzichten.
Eine wichtige vorbeugende Maßnahme ist das Händewaschen mit Wasser und Seife, insbesondere nach dem Toilettenbesuch und vor dem Kochen. Es werden zwar nicht alle Bakterien entfernt, aber die Anzahl der Bakterien auf den Händen wird deutlich reduziert. So kann eine Infektion verhindert werden.
RKI-Ratgeber, Campylobacter-Enteritis: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Campylobacter.html (online, letzter Aufruf: 28.11.23)
Deutsches Ärzteblatt. (2021, 23. Dezember). Risiken für Campylobacterinfektionen steigen an den Festtagen. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129715/Risiken-fuer-Campylobacterinfektionen-steigen-an-den-Festtagen​ (online, letzter Aufruf: 28.11.23)
aktualisiert am 28.11.2023