Was genau ein Burn-out ist, ist nicht so leicht festzulegen. Eine klare Definition gibt es nicht und Burn-out ist auch kein wissenschaftlich anerkanntes Krankheitsbild mit eindeutigen Kriterien. Übersetzt wird der Begriff meist mit „ausgebrannt sein“. Infolge von länger andauernden Überlastungen im Beruf oder im Privatleben, zum Beispiel durch die Pflege eines Angehörigen, können verschiedene Symptome auftreten, die dann als Burn-out-Syndrom diagnostiziert werden. Dabei müssen nicht alle Betroffenen die gleichen Beschwerden zeigen. Typisch sind allerdings Erschöpfung oder starke Müdigkeit, ein Gefühl der Entfremdung und eine reduzierte Leistungsfähigkeit.
Die Grenzen zur Depression sind oft fließend. Viele Burn-out-Betroffene weisen auch die klassischen Symptome einer Depression auf. Ein unbehandeltes Burn-out-Syndrom führt am Ende häufig in eine Erschöpfungsdepression. Diese erhöht dann zusätzlich das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes mellitus oder Osteoporose.
Früher wurde davon ausgegangen, dass insbesondere Menschen in helfenden und sozialen Berufen, also Pflegekräfte, Ärzte oder Therapeuten, ein erhöhtes Risiko für ein Burn-out-Syndrom haben. Heute ist bekannt, dass unter bestimmten Lebensumständen und Bedingungen jeder ein Burn-out bekommen kann. Aus Umfragen geht hervor, dass ein hoher Anteil der Bevölkerung – je nach Erhebung knapp ein Fünftel bis weit über die Hälfte der Befragten – unter Symptomen eines Burn-outs leidet. Das zeigt, dass viele Menschen sich in der heutigen Zeit überfordert fühlen und Burn-out durchaus ein ernstzunehmendes gesellschaftspolitisches Thema ist.
Häufig führen besonders fordernde Lebensumstände zur Entstehung eines Burn-outs. Dabei ist entscheidend, dass der Betroffene selbst die Anforderungen für sich als überfordernd oder nicht zu bewältigen erlebt. Was also bei einer Person zu einem Burn-out führt, kann für jemand anders völlig unproblematisch sein oder von außen als vermeintliche Kleinigkeiten wahrgenommen werden. Überfordernde Lebensumstände können sein:
Eine hohe Bereitschaft, sich für andere einzusetzen, kann ebenfalls ein Faktor sein. Sie geht oft damit einher, die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und eigene Grenzen zu übergehen. Das ist bei der jahrelangen Pflege von Angehörigen häufig der Fall, aber auch beim Spagat zwischen Beruf und Familie.
Ein Gefühl von großer körperlicher und vor allem emotionaler Erschöpfung sowie eine sinkende Leistungsfähigkeit können die Folge sein. Dadurch werden berufliche und andere Tätigkeiten mit weniger Motivation und Freude ausgeführt und eher als Last empfunden. Eine gedrückte Stimmung und das Empfinden, keinen Ausweg aus der Situation zu sehen, kommen bei vielen betroffenen Menschen noch hinzu. Auch eine gewisse Entfremdung vom Job oder von anderen Tätigkeiten ist zu beobachten. Das bedeutet, dass eine Distanzierung und eine verringerte Identifikation sowie eine negative Einstellung zur Tätigkeit wahrgenommen werden.
Neben diesen psychischen und emotionalen Beschwerden treten bei vielen Betroffenen auch körperliche Symptome auf wie beispielsweise:
Begleitsymptome wie Schlafstörungen, innere Unruhe, Gedächtnisschwierigkeiten und Konzentrationsprobleme, Gleichgültigkeit, vermehrtes Weinen oder Partnerschaftsprobleme kommen ebenfalls häufig vor.
Eine depressive Episode liegt vor, wenn Symptome wie
über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen vorhanden sind. Hier wird deutlich, wie ähnlich die Symptome von Depression und Burn-out sind. Menschen mit einem Burn-out-Syndrom profitieren allerdings von vermehrtem Schlaf und ausgiebiger Erholung, zum Beispiel in Form eines Urlaubes. Im Unterschied dazu verstärken viel Schlaf und freie Zeit zum Grübeln die Symptome einer Depression meist noch zusätzlich.
Ein Burn-out-Syndrom kann sich in sehr unterschiedlichen Symptomen zeigen, hinter denen sich auch andere ernsthafte Erkrankungen verbergen können. Hierzu zählen Stoffwechselerkrankungen (wie Diabetes mellitus), entzündliche Erkrankungen, Störungen der Nieren- oder der Schilddrüsenfunktion sowie Borreliose oder Multiple Sklerose. Der Arzt versucht diese auszuschließen. Zu Beginn steht immer das ausführliche Gespräch (Anamnese) mit dem Betroffenen. Hier werden Fragen gestellt wie:
Hilfreich zum Ausschluss anderer Erkrankungen sind Blutuntersuchungen und je nach Verdacht auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT). Die Überweisung an Fachärzte wie Neurologen, Internisten, Radiologen oder auch an einen Psychiater kann sinnvoll und hilfreich sein. Wenn keine andere Erkrankung ermittelt wird, die zu den beschriebenen Symptomen passt, kann ein Burn-out festgestellt werden.
Wenn Zustände von körperlicher Erschöpfung, mangelnder Leistungsfähigkeit, Entfremdung, Freudlosigkeit und Ähnlichem länger als zwei Wochen anhalten und vielleicht schon familiäre oder berufliche Beeinträchtigungen mit sich bringen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Nur er kann abklären, ob es sich um ein Burn-out-Syndrom, eine Depression oder eine andere zugrundeliegende Erkrankung handelt. Je früher eine Therapie einsetzt, desto schneller kann eine Verbesserung der Symptomatik erzielt werden.
Die Therapie eines Burn-out-Syndroms besteht meist in einer Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie. Bei den Medikamenten werden in der Regel Antidepressiva eingesetzt. Sie sollen helfen, das Stresshormonsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dieses kommt bei einem Burn-out durch den langandauernden Stresszustand zunehmend aus der Balance.
Häufig ist es sinnvoll, die jeweilige Belastung zu reduzieren oder sich Unterstützung zu holen. Im Rahmen einer Psychotherapie können der Umgang mit belastenden Situationen und eine bessere Stressbewältigung erlernt werden. Auch körpertherapeutische Angebote, kreativtherapeutische Verfahren (Maltherapie, Musiktherapie oder Ähnliches) können hilfreich sein. Das Erlernen und regelmäßige Anwenden von Entspannungsverfahren wie Tai Chi, Qi Gong, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation wird ebenfalls empfohlen.
Es gibt viele Dinge, die man selbst tun oder verändern kann, um aus der Überforderung herauszukommen und um diese in Zukunft bestmöglich zu vermeiden. Im beruflichen Umfeld können folgende Maßnahmen, soweit umsetzbar, hilfreich sein (manches davon kann nur in Absprache mit dem Arbeitgeber verändert werden):
Im persönlichen Bereich gibt es zahlreiche Maßnahmen, die bei der Stressregulation helfen können. Hierzu zählen:
Ein Burn-out-Syndrom entwickelt sich langsam. Wer die ersten Anzeichen ernst nimmt und rechtzeitig gegensteuert, hat gute Chancen, ausgeprägte Symptome und die Entwicklung einer Stressdepression zu vermeiden.
gesund.bund.de – Burn-out-Syndrom: https://gesund.bund.de/burn-out-syndrom (online, letzter Abruf: 12.05.2022)
Neurologen und Psychiater im Netz – Burnout-Syndrom: Geschichte und Abgrenzung: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/burnout-syndrom (online, letzter Abruf: 12.05.2022)
Praxis Professor Keck, Prof. Dr. Dr. Martin E. Keck – Burnout: https://professorkeck.de/wp-content/uploads/2019/09/Burnout-Broschuere-V5.pdf (online, letzter Abruf: 12.05.2022)
Stiftung Deutsche Depressionshilfe – Nur erschöpft oder wirklich krank? Zur Begriffsverwirrung von Depression und Burnout: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/files/cms/downloads/faktenblatt_depression-und-burnout.pdf (online, letzter Abruf: 12.05.2022)
aktualisiert am 12.05.2022