Brustfehlbildungen sind Abweichungen von der normalen Brustform. Sie werden auch als Brustanlagestörungen bezeichnet und sind durch Vererbung oder Fehlentwicklungen bedingt. Sie können von Größenunterschieden der Brüste über starke Formabweichungen bis hin zu überzähligen (akzessorischen) Brustwarzen oder dem gänzlichen Fehlen der Brustdrüse reichen. Häufig sind Brustfehlbildungen eine rein ästhetische Angelegenheit und lassen sich auf Wunsch durch die plastische Chirurgie behandeln. Einige Formen können aber auch Brustdrüsenfunktionsstörungen mit sich bringen. Eine betroffene Frau kann möglicherweise keine Milch abgeben.
Häufig findet sich für die jeweiligen Abweichungen der Brüste keine Ursache. Die Auffälligkeiten können vererbt werden, zum Beispiel fehlende Brustwarzen. Die Brustanlagestörungen können jedoch ebenso eine Fehlentwicklung aufgrund von hormonellen Abweichungen darstellen. Außerdem können Entwicklungsstörungen beziehungsweise -hemmungen der Brust durch Erkrankungen in der Kindheit wie beispielsweise Entzündungen zustande kommen. Das ist oft bei Störungen an nur einer Brust der Fall. Oft sind die Grundlagen für die Veränderungen bereits als Embryo im Mutterleib vorhanden.
Die Abweichungen können entweder nur auf einer Seite bestehen oder beide Körperhälften betreffen. Brustfehlbildungen können schon bei der Geburt auffällig werden, beispielsweise wenn es sich um fehlende oder zusätzliche Brustwarzen handelt. Viele Veränderungen zeigen sich jedoch erst im Laufe des Lebens, oft in der Pubertät. Das betrifft beispielsweise zu klein oder zu groß entwickelte Brüste oder ungleich große Exemplare, oft aber auch zusätzliche Brustanlagen.
Folgende Anlagestörungen der Brust kommen vor:
Außerdem können Hängebrüste bestehen, die aber durch eine Bindegewebsschwäche oder aufgrund von Übergewicht oder starkem Gewichtsverlust zustande kommen.
Anlagestörungen der Brust sind gutartig. Sie können aber den Betroffenen aus ästhetischer Sicht sehr unangenehm sein.
Doch es kann auch zu körperlichen Folgen beziehungsweise Symptomen kommen. Ist die Brust nicht richtig angelegt, dann kann eine Frau eventuell keine Milch geben. Wenn eine oder beide Brüste verhältnismäßig groß sind, dann kann sich das auf Rücken und Nacken auswirken. Schmerzen und Fehlhaltungen des Rückens können die Folge einer schweren Brust sein. Dies kann sogar Kopfschmerzen bis hin zu Migräne auslösen. Dauerhaft können Wirbelsäule und Bandscheiben geschädigt werden. Außerdem scheuert es häufig unter einer zu großen Brust, und es kommt zu einem so genannten Hautwolf (Intertrigo) mit einem Risiko für örtliche Infektionen.
Brustwarzenfehlbildungen können manchmal schnell gereizt sein. Abnorme Brustwarzen wie etwa nach innen gerichtete Warzen können gehäuft zu Entzündungen führen.
Brustfehlbildungen wie fehlende oder überzählige Brustwarzen können mit anderen Fehlbildungen des Körpers einhergehen. So können gleichzeitig Nierenfehlbildungen oder Fehlbildungen des Verdauungstrakts vorliegen. Die Brustanlagestörung dient daher als Hinweis auf solche weiteren Entwicklungsstörungen.
Viele Anlagestörungen der Brust kann der Arzt schon durch den Anblick feststellen. Doch es erfolgt auch ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) mit Patientin oder Patient beziehungsweise den Eltern eines Kindes mit solchen Veränderungen. Manche Fehlbildungen können schon im Säuglingsalter gesehen werden, einige zeigen sich erst während der Pubertät oder bei Erwachsenen.
Manchmal kann eine Gewebeentnahme (Biopsie) mit feingeweblicher Laboruntersuchung (Histologie) aufschlussreich sein. Insbesondere ist dies sinnvoll, wenn mögliche Vorstufen zu überzähligen Brustanlagen wie bei pigmentierte Stellen vorliegen.
Bei zusätzlichen Brustanlagen oder zusätzlichen Brustwarzen bei Säuglingen empfiehlt sich eine weitergehende Untersuchung auf andere mögliche Fehlbildungen.
Unterschiedlich große Brüste können ausgemessen werden. Das ist vor allem dann wichtig, wenn eine Operation zur Brustanpassung (Brustvergrößerung oder Brustverkleinerung) geschehen soll.
Meist sind Brustfehlbildungen (Brustanlagestörungen) eindeutig erkennbar. Selten können andere Ursachen hinter den Veränderungen stecken. Vorläufer von überschüssigen Brustwarzen können mit anderen Hauterscheinungen verwechselt werden. Unterschiedlich große Brüste oder eine verformte Brust können unter Umständen ein Anzeichen von Brustkrebs sein, besonders wenn sich weitere Symptome wie Hauteinziehungen, Knoten oder Ausfluss aus der Brustdrüse zeigen.
Nur in wenigen Fällen ist die Behandlung einer Brustfehlbildung wirklich erforderlich. Dazu gehört vor allem die Verkleinerung der Brust, wenn sich Rückenprobleme durch das hohe Gewicht ergeben haben. Vor allem Frauen entschließen sich aber, aus kosmetischen Gründen eine fehlgebildete Brust zu operieren. Dabei muss abgewägt werden, ob die Risiken und möglichen Komplikationen des Eingriffs in Kauf genommen werden.
Brustfehlbildungen können nur in Einzelfällen erfolgversprechend durch nicht operative Maßnahmen behandelt werden. Da es sich um Veränderungen der Struktur handelt, lässt sich so kaum etwas machen. Manche Möglichkeiten gibt es aber doch: Hohlwarzen (Schlupfwarzen) können beispielsweise zunächst durch eine Saugpumpe aufzurichten versucht werden.
Überschüssige Brustwarzen oder Brustdrüsen sollten von Zeit zu Zeit beim Arzt kontrolliert werden. Der Grund ist, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie die Tendenz haben, Tumore zu bilden.
Aus der plastischen Chirurgie gibt es mehrere Möglichkeiten der Brustkorrektur, die auch bei Anlagestörungen vorgenommen werden können. Dazu gehören die Brustverkleinerung, die Brustvergrößerung und die Bruststraffung. Brustgewebe kann also entfernt werden, umgekehrt kann ein Silikonimplantat eingesetzt werden, wenn eine Vergrößerung erzielt werden soll.
Eine Brustwarze kann rekonstruiert werden, indem besipielsweise ein Stück Haut aus dem Bereich genommen und modelliert wird. Der Warzenhof lässt sich mit einem Tattoo kosmetisch herstellen.
Auch eine Brustwarzenkorrektur ist möglich. Bei zu großen Brustwarzen wird ein kreis- oder halbmondförmiges Stück herausgeschnitten und die Warze wieder vernäht. Ist bei nach innen gefallenen Brustwarzen eine Aufrichtung mittels Saugpumpe nicht erfolgreich, dann kann eine OP erfolgen. Dabei werden Gewebestränge durchtrennt, die einen Zug nach innen ausüben.
Häufig erfolgt eine Brustoperation in Vollnarkose. Bei dem Eingriff wird darauf geachtet, dass die beiden Brüste im Ergebnis möglichst symmetrisch sind. Zu den Risiken der OP gehören unter anderem Infektionen, Narben und Gewebeverziehungen, Blutungen und Nachblutungen.
Brustfehlbildungen sind gutartig und haben meist keinen weiteren Krankheitswert. Unter Umständen kann sich der Befund im Laufe des Lebens noch verändern. Falls eine Operation zur Brustkorrektur durchgeführt wird, lässt sich oft ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis erzielen. Das lässt sich jedoch nicht garantieren.
aktualisiert am 17.01.2022