Ein Bruch des Brustbeins (Sternumfraktur) kommt im Vergleich zu vielen anderen Frakturen selten vor. Er kann isoliert (als alleinige Brustbeinfraktur) oder kombiniert mit anderen Verletzungen auftreten. Hierzu zählen Rippen-, Brustwirbelkörper-, Herz- oder Lungenverletzungen. Wenn Spätfolgen nach einem Bruch des Brustbeines auftreten, dann sind dies meist Auswirkungen der Begleitverletzungen.
Spätere Komplikationen, die unmittelbar im Zusammenhang mit dem Bruch des Brustbeines stehen, sind eher selten. Genannt werden können hier:
Wenn die Knochenfragmente nicht mehr fest miteinander verwachsen, spricht man von einem Falschgelenk (Pseudarthrose). Die Bildung einer Pseudarthrose im Brustbein führt zu einer verringerten Stabilität des Brustkorbes. In manchen Fällen wird dann eine operative Stabilisierung durch Metallimplantate nötig. Des Weiteren kann nach einem Bruch des Brustbeines selten eine Deformierung zurückbleiben, wenn die Knochenstücke in veränderter Position zusammenwachsen.
Durch die starken Schmerzen nach einer Sternumfraktur kommt es häufig dazu, dass der Patient nur noch flach atmet. Der Brustkorb wird weniger gedehnt und die Schmerzen sind geringer. Durch die fehlende tiefe Atmung wird die Lunge nicht mehr ausreichend be- und entlüftet. Das kann zur Entstehung einer Lungenentzündung (Pneumonie) oder auch zur Ausbildung von sogenannten Atelektasen führen. Atelektasen ist der Ausdruck für Teilbereiche der Lunge, die nicht mehr mit Luft gefüllt sind. Die Folge von Lungenentzündungen und von Atelektasen sind zunehmende Atembeschwerden. Eine Lungenentzündung muss manchmal mit Antibiotika behandelt werden. Die Behandlung einer Atelektase ist abhängig von der Ursache und kann hier physiotherapeutische und physikalische Behandlungsmethoden oder eine Schmerztherapie umfassen.
Späte Komplikationen, die durch Begleitverletzungen auftreten können, sind unter anderem:
In manchen Fällen heilen die Rippen in einer Fehlstellung zusammen oder die Bruch-Enden verbinden sich gar nicht wieder (Pseudarthrose). Dann können Schmerzen und Bewegungseinschränkungen auch nach Abheilung der Brustbeinfraktur bestehen bleiben. In einigen Fällen muss eine operative Korrektur oder Stabilisierung erfolgen.
Durch eine starke Krafteinwirkung auf das Brustbein brechen oft auch ein oder mehrere Brustwirbelkörper. Dies kann zu anhaltenden Schmerzen und Problemen beim Bewegen führen. Wenn zusätzlich Nerven oder das Rückenmark mit betroffen sind, sind auch Symptome wie Kraftverlust oder Lähmungen in Armen oder Beinen sowie Kribbeln, Taubheit und ähnliche Beschwerden möglich. Je nach Schwere der Fraktur und der Symptome kann eine operative Stabilisierung des Wirbelbruches notwendig werden.
Durch die starke Krafteinwirkung auf das Brustbein und den Bruch des Knochens kann es zu einer Lungenquetschung (Kontusion) oder zu einem Pneumothorax (Zusammenfallen eines Lungenflügels mit akuten Atemproblemen) kommen. Diese frühen Komplikationen nach einer Sternumfraktur können Spätfolgen nach sich ziehen. In manchen Fällen bleibt die Lungenfunktion danach dauerhaft beeinträchtigt.
Am Herzen kann es aufgrund eines Brustbeinbruches zu einer Quetschung (Kontusion) oder einer Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Herzbeutelerguss) kommen. Beides kann auch zu Herzrhythmusstörungen führen. Ein Herzbeutelerguss ist die häufigste Ursache für eine Herzbeuteltamponade: Dabei kann das Herz seine Funktion nicht mehr richtig erfüllen, weil es durch den Erguss zusammengedrückt wird. Eine Herzbeuteltamponade kann lebensgefährlich werden und muss sofort behandelt werden. Symptome sind eine erhöhte Atem- und Herzfrequenz, ein verringerter Blutdruck und gestaute Venen am Hals. Die Therapie besteht in der Druckentlastung des Herzens, indem eine Hohlnadel in den Erguss eingeführt wird (Punktion). Je nach Heilungsverlauf kann eine eingeschränkte Herzleistung mit entsprechenden Symptomen wie reduzierter körperlicher Leistungsfähigkeit und Atemnot als Spätfolge zurückbleiben.
Eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation nach einer Brustbeinfraktur kann eine Infektion sein. Zu den schweren Infektionen gehören ein Abszess (abgekapselte Eiteransammlung) am Brustbein, eine Osteomyelitis (Infektion des Brustbeinknochens) oder auch eine Entzündung im mittlerem Raum der Brusthöhle (Mediastinitis). Infektionen können entstehen, wenn Keime von anderen Orten im Körper zum Brustbein oder zur Brusthöhle wandern. Eine weitere Möglichkeit ist das Eindringen der Keime von außen, wenn die schützenden Weichteile beim Unfall mit verletzt wurden (offene Fraktur) oder wenn eine operative Versorgung der Brustbeinfraktur durchgeführt wird.
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aktualisiert am 03.05.2022