Durch das Eindrücken des Brustkorbes bei einer Wiederbelebungsmaßnahme kann es zu einer Brustbeinfraktur (Sternumfraktur) oder zu Rippenfrakturen kommen. Da eine Herzdruckmassage mit einer gewissen Kraft ausgeführt werden muss, sind Brüche nicht immer zu vermeiden. Dies gilt sowohl für die Wiederbelebungsmaßnahmen mit Hilfe einer mechanischen Reanimationshilfe als auch für die mit den Händen (manuell) durchgeführte Herzdruckmassage.
Lange Zeit wurde angenommen, dass etwa jeder fünfte Patient, der eine Herzdruckmassage erhält, eine Brustbeinfraktur erleidet. Studien deuten darauf hin, dass die Zahlen sogar höher liegen könnten. Dabei gibt es allerdings deutliche Abweichungen der Ergebnisse zwischen verschiedenen Studien. Aus den Untersuchungen lässt sich zudem ableiten, dass bei Herzdruckmassagen, die mit einer mechanischen Reanimationshilfe durchgeführt werden, die Wahrscheinlichkeit für eine Sternumfraktur deutlich höher ist als bei manueller Herzdruckmassage. Rippenbrüche nach Reanimationen sind im Allgemeinen häufiger als Brustbeinfrakturen.
Außerdem wurden im Jahr 2010 die Richtlinien für Reanimationsmaßnahmen geändert. Seitdem hat sich die Zahl der Brustbeinbrüche und Rippenbrüche anscheinend erhöht. Grund hierfür ist, dass die empfohlene Tiefe für das Eindrücken (Kompression) des Brustkorbes von vier bis fünf Zentimeter auf fünf bis sechs Zentimeter erweitert wurde. Außerdem werden laut Leitlinien zwei Beatmungen im Wechsel mit 30 Kompressionen des Brustkorbes durchgeführt. Davor waren es zwei Beatmungen und 15 Kompressionen. Auch die empfohlene Kompressionsfrequenz wurde im Jahr 2010 erhöht. Während davor 60 bis 80 Kompressionen pro Minute üblich waren, gelten seitdem 100 bis 120. Alle diese Faktoren haben wahrscheinlich zu einer Erhöhung der Frakturrate beigetragen.
Eine Brustbeinfraktur ist schmerzhaft, aber normalerweise ungefährlich. Um das Leben eines Menschen mit einem Herzstillstand zu retten, wird sie in Kauf genommen. Nur in sehr seltenen Fällen wird durch die Sternumfraktur eine Verletzung innerer Organe verursacht. Diese kann in Einzelfällen schwerwiegende Komplikationen bis hin zum Tod mit sich bringen.
Brustbeinfrakturen kommen bei einer Reanimationsmaßnahme relativ häufig vor. Sie stellen aber im Normalfall kein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar. Um das Leben des Betroffenen zu retten, werden sie, ebenso wie Rippenfrakturen, in Kauf genommen.
Kardiologie.org, Philipp Grätzel – Geringeres Verletzungsrisiko bei manueller Herzdruckmassage: https://www.kardiologie.org/kardiologische-notfaelle/geringeres-verletzungsrisiko-bei-manueller-herzdruckmassage/16400200 (online, letzter Abruf: 03.05.2022)
ÄrzteZeitung, Dr. Robert Bublak – Wiederbelebung ist ein Knochenbrecher: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Wiederbelebung-ist-ein-Knochenbrecher-246707.html (online, letzter Abruf: 03.05.2022)
Pharmazeutische Zeitung – Frakturen bei Wiederbelebung häufig: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2015-04/frakturen-bei-wiederbelebung-haeufig/ (online, letzter Abruf: 03.05.2022)
NCBI, Robert Sebastian Hoke; Douglas Chamberlain – Skeletal chest injuries secondary to cardiopulmonary resuscitation: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15582769/ (online, letzter Abruf: 03.05.2022)
ScienceDirect, Yuta Kashiwagi; Tomoki Sasakawa; Akihito Tampo; Daisuke Kawata; Takeshi Nishiura; Naohiro Kokita; Hiroshi Iwasaki; Satoshi Fujita – Computed tomography findings of complications resulting from cardiopulmonary resuscitation: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0300957215000039 (online, letzter Abruf: 03.05.2022)
aktualisiert am 03.05.2022