Ein leckerer Löffel Schokoladeneis und nur wenige Sekunden später schießt ein stechender Schmerz durch das Eisliebhaber-Gehirn. Nahezu jeder kennt diesen unangenehmen Kälteschmerzen. Dieses Phänomen bezeichnet man als brain freeze oder "Gehirnfrost".
Forscher haben jetzt herausgefunden, wo dieser Schmerz herkommt. Kältekopfschmerzen sind nicht ungewöhnlich, sie treten auf, sobald kalte Getränke oder Schmerzen den Gaumen berühren. Zum Glück ist der stechende Schmerz schon nach wenigen Sekunden wieder weg. Bereits seit vielen Jahren haben Wissenschaftler versucht, die Ursache für das Einfrieren des Gehirns - den sogenannten Brain-Freeze - rauszufinden. Nach eigenen Angaben hat ein internationales Forscherteam das Rätsel jetzt gelöst.
Tritt der Kältekopfschmerz auf, dann fließt ungewöhnlich viel Blut in das Gehirn, wodurch der Druck im Denkorgan erhöht wird. Auf dem Kongress Experimental Biology in San Diego hat das Team um Jorge Serrador - Harvard Medical School in Boston – herausgefunden, dass Patienten, die an Migräne leiden, auch verstärkt Kältekopfschmerzen haben.
Das war für die Neurologen ein Anzeichen dafür, dass es zwischen den verschiedenen Arten von Kopfschmerzen und Brain-Freeze eine Verbindung geben könnte. Laut Sarrador entstehen Kältekopfschmerzen sehr schnell, brauchen auch aber nicht medikamentös behandelt zu werden. Aus diesem Grund waren sie optimal für die Studie.
Für die Studie mussten 13 Personen eisiges Wasser durch einen Strohhalm trinken, den sie fest an den Gaumen gedrückt haben und so perfekte Bedingungen für Kältekopfschmerzen erzeugt haben. Beim Einsetzen der Schmerzen haben die Testpersonen kurz die Hand gehoben. In einem Kontrollversuch haben die Teilnehmer raumtemperiertes Wasser getrunken, Forscher haben während der beiden Versuche die Durchblutung des Gehirns überwacht.
Anschließend erklärte Serrador, dass während des Einsetzens des Schmerzes sehr viel Blut durch die vordere Gehirnschlagader rauschte. Serrador vermutet, dass der Körper den Brain-Freeze-Effekt als Schutz einsetzt, um zu verhindern, dass ein Organ zu kalt wird. Durch die erweiterten Gefäße wird mehr warmes Blut ins Gehirn gepumpt. Im Kopf kann dieses zusätzliche Blut aber nicht abfließen, sodass die Gefäße – um den Druck zu verringern verengt werden, bevor es gefährlich werden würde.
Aufgrund dieser Ergebnisse vermuten die Forscher, dass auch bei Migräne und anderen Arten von Kopfschmerzen, die Durchblutung eine zentrale Rolle spielt. Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass neue Medikamente die Erweiterung der Blutgefäße an bestimmten Stellen verhindern können.
Es gibt allerdings auch Experten, die anderer Meinung sind. Für sie liegen die Ursachen der Kopfschmerzen nicht an der veränderten Durchblutung. Bei einer Migräne läge die Ursache im Gehirn selbst und die Blutgefäße sind davon nicht betroffen. Die Neurologin Teshamae Monteith ist eine Expertin für Kopfschmerzen an der Uniklinik in Miami. Laut ihr beeinflussen die aktuell am erfolgversprechendsten Medikamente die Blutgefäße nicht.
Einem anderen Neurologen, Joel Saper, fehlen in der neuen Studie die eindeutigen Beweise. Die Wissenschaftler hätten nicht zweifelsfrei beweisen können, dass die Schmerzen durch die starke Durchblutung ausgelöst werden. Laut seiner Theorie könnte das Rauschen des Bluts ins Gehirn auch eine Folge der Schmerzen und nicht die eigentliche Ursache sein.
Letzte Aktualisierung am 21.12.2022.