Zur Messung der Schilddrüsenwerte muss dem Patienten Blut abgenommen werden. Um die Funktion der Schilddrüse beurteilen zu können, werden mehrere Schilddrüsenwerte bestimmt. Für den Patienten ist die Interpretation der Schilddrüsenwerte nicht einfach.
Die Blutprobe wird auf die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (L-Thyroxin) untersucht. Meist erfolgt auch die Messung von TSH, eines Hormons, das von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zur Steuerung der Schilddrüsenfunktion ausgeschüttet wird.
Ebenso können bestimmte Antikörper gemessen, um z.B. eine Hashimoto-Thyreoiditis oder einen Morbus Basedow auszuschließen. Anhand der Bestimmung der Schilddrüsenwerte ist eine Aussage über einige Krankheiten möglich, vor allem über eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Schilddrüsenunterfunktion.
Die gesunde Schilddrüse produziert täglich 10 bis 50 Mikrogramm T3 und 80 bis 100 Mikrogramm T4. Unser Gehirn, genauer gesagt die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), steuert, wann und in welcher Menge diese Hormone ausgeschüttet werden. Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die sich im Gehirn befindet, ist sozusagen die Schaltzentrale der Schilddrüse. Sie sendet einen Botenstoff aus, der unsere Schilddrüse zur Hormonproduktion anregt: Das TSH - das Thyreoidea-stimulierende Hormon.
Die Schilddrüsenhormone werden durch einen komplexen Regelkreis gesteuert:
Diese Schilddrüsenwerte gelten bei Erwachsenen als normal:
Hormone | Werte |
---|---|
TSH | 0,4 - 4,0 m U/l |
fT3 (freies Trijodthyronin) | 2,2 – 4,5 ng/l |
T3 | 60 – 180 ng/dl |
fT4 (freies L-Thyroxin) | 0,7 – 1,6 ng/dl |
T4 | 4,5 – 11,0 μg/dl |
Abhängig von der verwendeten Analysemethode des Labors können die Normwerte unterschiedlich ausfallen. Es gilt immer der Normbereich, der auf der Laboranalyse angegeben wird.
TSH und die beiden aktiven Formen der Schilddrüsenhormone fT3 (freies T3) und fT4 (freies T4) werden am häufigsten untersucht.
Hinweis: In den meisten Fällen wird zunächst nur der TSH-Wert bestimmt. Wenn dieser im normalen Bereich liegt, kann man recht sicher sein, dass dies auch bei den beiden Hormonen der Schilddrüse der Fall ist. Liegt er außerhalb des Normbereichs, wird zunächst eine zweite TSH-Bestimmung durchgeführt, um dies zu bestätigen. Erst dann werden die Werte für die beiden Schilddrüsenhormone im Blut untersucht. Dabei werden die aktiven, nicht an ein Transportprotein angelagerten Formen, freies T3 (fT3) und freies T4 (fT4), bestimmt.
Im Alter werden höhere TSH-Werte als normal angesehen. In diesem Fall gelten die Werte als erhöht:
Alter | TSH-Wert erhöht |
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18-70 Jahre | > 4,0 m U/l |
> 70-80 Jahre | > 5,0 m U/l |
> 80 Jahre | > 6,0 m U/l |
Wichtiger Hinweis: Normwerte sind statistische Durchschnittswerte. Es gibt Menschen, deren Werte im Normbereich liegen und die bereits Beschwerden haben. Es gibt aber auch Menschen, deren Werte außerhalb des Normbereichs liegen und die beschwerdefrei sind. Normwerte können daher nur einen Anhaltspunkt geben und müssen immer im Zusammenhang mit dem Beschwerdebild des Patienten gesehen werden.
Die Schilddrüsenwerte werden bestimmt, wenn der Patient einen Kropf (Schilddrüsenvergrößerung) hat oder andere Hinweise für eine Erkrankung der Schilddrüse gegeben sind. Die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (L-Thyroxin) werden zur Feststellung einer Unterfunktion oder Überfunktion der Schilddrüse gemessen.
Die Schilddrüse produziert unter Verwendung von Jod die Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin, L-Thyroxin). Diese Schilddrüsenhormone bewirken eine Steigerung der Stoffwechselleistung, des Sauerstoffverbrauchs und der Wärmeproduktion des Organismus.
T3 und T4 hemmen auch die Produktion von TSH in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). TSH ist ein Regulierungshormon, das wiederum die Produktion von T3 und T4 verstärkt, wenn es von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet wird. Ein weiteres Hormon reguliert auch die Bildung von TSH, nämlich das TRH, welches im Hypothalamus (einem speziellen Gehirnbereich) hergestellt wird.
Bei einer bereits bekannten Unter- oder Überfunktion werden die Schilddrüsenwerte zur Verlaufkontrolle bestimmt.
Die Bestimmung des Steuerungshormons TSH hilft, die Ursache einer solchen Störung festzustellen. Der TSH-Wert wird zudem bei Neugeborenen zur Vorsorge von Krankheiten der Schilddrüse gemessen (Screening). Auch während einer Schwangerschaft sollten die Schilddrüsenwerte bestimmt werden, um eine Unterversorgung des Kindes zu vermeiden. Nur in wenigen Fällen erfolgt eine Messung des TRH.
Zu hohe TSH-Werte deuten darauf hin, dass die Hyphyse zu aktiv ist, weil eine Unterfunktion der Schilddrüse vorliegt. Wenn zu wenig Schilddrüsenhormone (T3 und T4) im Blut vorhanden sind, wird vermehrt TSH gebildet, um die Schilddrüse zu mehr Arbeit anzuregen.
Auch die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Psychopharmaka oder Östrogene) kann zu erhöhten TSH-Werten führen. Neuere Studien deuten darauf hin, dass der TSH-Wert mit zunehmendem Alter von Natur aus etwas höher ist und daher auch im oberen Bereich liegen kann.
Ein zu geringer TSH-Spiegel deutet auf eine Überfunktion der Schilddrüse hin. Wenn die Schilddrüse überaktiv ist und zu viel T3 und T4 im Blut zirkuliert, wird die TSH-Produktion gedrosselt, damit die Schilddrüse nachlässt.
Mögliche Ursachen für einen erniedrigten TSH-Spiegel sind Mangelernährung, striktes Fasten oder Nebenwirkungen von Medikamenten (zum Beispiel Glucocorticoide). Etwas niedriger sind die TSH-Werte natürlicherweise auch in der Schwangerschaft.
Auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) deuten zu niedrige fT3- und fT4-Werte hin. Bei einer Blutuntersuchung wird nur der fT4-Wert bestimmt.
Auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) weisen erhöhte Werte von fT3 und fT4 hin. Bei einer Blutuntersuchung wird nur der fT4-Wert bestimmt.
Liegen die Schilddrüsenhormone (fT3 / fT4) im Normbereich, ist aber der TSH-Wert erhöht, deutet das auf eine latente Schilddrüsenunterfunktion hin. Das heißt, das der Körper durch den Regulationsmechanismus in der Lage ist, genug Schilddrüsenhormone zu bilden, indem er die Produktion der Schilddrüsenhormone steigert. Ob eine latente Schilddrüsenunterfunktion behandelt wird, wird individuell entschieden. Die Entscheidung darüber ist abhängig vom Beschwerdebild und dem Alter des Patienten.
Bei einer latenter Schilddrüsenunterfunktion werden einmalig TPO-Antikörper bestimmt, um eine Hashimoto-Thyreoiditis auszuschließen.
Neben den gängigen Schiddrüsenwerten können bei Verdacht auf bestimmte Erkrankungen auch Schilddrüsenantikörper bestimmt werden. Autoantikörper richten sich gegen bestimmte Gewebebestandteile der Schilddrüse. Die häufigsten Schilddrüsenantikörper sind:
Die Schilddrüsennantikörper können bei bestimmten Erkrankungen der Schilddrüse nachgewiesen werden.
Schilddrüsenantikörper | Erkrankung |
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TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) | Beim Morbus Basedow ist TRAK in 80-100% der Fälle nachweisbar. TRAK kann aber auch bei anderen Erkrankungen der Schilddrüse nachgewiesen werden, z.B. der Hashimoto-Thyreoiditis (in 10% der Fälle). |
Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) | In 60-90% lassen TPO-AK bei der Hashimoto-Thyreoidits nachweisen. Aber TPO-AK können auch bei anderen Erkrankungen der Schilddrüse nachgewiesen werden, z.B. Morbus Basedow oder primäres Myxödem. |
Thyreoglobulin-Antikörper (TG-AK / TAK) | Dit TG-AK sprechen am ehesten für eine Hashimoto-Thyreoiditis. In geringerem Maße werden sie auch bei der Thyreoiditis de Quervain, der postpartalen Thyreoiditis und dem Schilddrüsenkarzinom nachgewiesen.Sie spielen für die Diagnostik aber eine untergeordnete Rolle. |
Andere Blutwerte dienen der Untersuchung bei Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom), z. B. Thyreoglobulin (einem Vorläufer der Schilddrüsenhormone) oder Calcitonin (ein anderes Hormon der Schilddrüse).
Die Bestimmung der Schilddrüsenwerte erfolgt an einer Blutprobe, die in aller Regel aus einer Armvene des Patienten abgenommen wird. In einer Laboruntersuchung werden mit bestimmten Verfahren die benötigten Schilddrüsenwerte gemessen. Zunächst wird immer das TSH bestimmt. Wenn der TSH-Wert zu hoch oder zu niedrig ist, wird das freie L-Thyroxin (fT4) bestimmt, da nur die aktiven Formen und nicht die an Transportsubstanzen gebundenen Schilddrüsenhormone eine Wirkung im Körper aufweisen.
Es kann aber auch die Bestimmung des Gesamt-T3 beziehungsweise Gesamt-T4 angezeigt sein. Weitere Parameter der Schilddrüse, deren Messung möglich ist, sind beispielsweise die Hormone Calcitonin und TRH, bestimmte Antikörper oder das Vorläuferhormon Thyreoglobulin.
Da manche Arzneimittel eine Auswirkung auf die Schilddrüsenwerte haben, sollte der Arzt vor der Schilddrüsenwerte-Bestimmung vom Patienten erfahren, welche Substanzen er einnimmt. Zu diesen Arzneimitteln gehören beispielsweise Schilddrüsentabletten, die Anti-Baby-Pille oder Aspirin®.
Zur Diagnostik von Störungen der Schilddrüse kann nicht nur eine Blutuntersuchung dienen, sondern es werden auch andere Methoden angewendet. Ein Ultraschall der Schilddrüse wird oft routinemäßig angewendet, es können aber auch andere bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, Szintigraphie oder Kernspintomographie (MRT) zum Einsatz kommen.
Um Veränderungen ganz genau sehen zu können, kann eine Probeentnahme von Gewebe (Schilddrüsenbiopsie) zur darauf folgenden Laboruntersuchung vorgenommen werden.
aktualisiert am 12.06.2023