Wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten, steigt der Kreatinin-Wert im Blut, allerdings erst in späten Stadien einer Nierenerkrankung. Kreatinin wird in den Muskeln bei Muskelaktivität aus der Substanz Kreatin gebildet. In der Blutuntersuchung zählt der Kreatinin-Wert zu den Nierenwerten, da das Kreatinin über den Harn ausgeschieden wird.
Kreatin ist ein Stoff, der die Muskeln mit Energie versorgt und damit wichtig für die Muskelkontraktion ist. Es wird in der Leber und den Nieren vom Körper selbst hergestellt oder mit der Nahrung (Fleisch und Fisch) aufgenommen. Vom gesamten Kreatin der Muskulatur werden täglich etwa ein bis zwei Prozent zu Kreatinin abgebaut und über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Während Kreatin eine wichtige Rolle bei der Muskelarbeit hat, scheint Kreatinin keine besondere Funktion für den Körper zu haben.
Kreatinin ist aber ein wichtiger Laborwert zur Einschätzung der Nierenfunktion. Weil es über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird, steigt der Blutwert von Kreatinin bei eingeschränkter Nierenfunktion. Allerdings wird der Kreatinin-Anstieg erst messbar, wenn die Filtrationsleistung der Nieren bereits um 50 Prozent reduziert ist. Zur Früherkennung von Nierenerkrankungen ist die Bestimmung von Kreatinin daher nicht geeignet.
Ein weiterer Laborparameter im Zusammenhang mit dem Kreatinin ist die Bestimmung der Kreatinin-Clearance (aus dem Englischen für „Klärung“, oder „Reinigung“). Hier wird zusätzlich die innerhalb von 24 Stunden mit dem Urin ausgeschiedene Menge an Kreatinin bestimmt. Die Kreatinin-Clearance ist empfindlicher als die Bestimmung der Kreatinin-Werte im Blut, sie zeigt schon leichte Nierenfunktionsstörungen an. Aus den Blut- und Urinwerten wird die Kreatinin-Clearance berechnet, die ein Maß dafür ist, wie viele Milliliter Blut die Nieren pro Minute von Kreatinin gereinigt haben. Die Kreatinin-Clearance ist bei Nierenerkrankungen erniedrigt. Die Ermittlung der Clearance eignet sich zum Beispiel zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs von Nierenerkrankungen.
Kreatinin hat als Stoffwechselprodukt des Kreatins keine wichtige Funktion für den Körper. Es wird als harnpflichtige Substanz vollständig über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden und ist ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Täglich werden etwa 1 bis 1,5 Gramm Kreatinin mit dem Urin ausgeschieden.
Der Kreatininwert wird in der Regel im Blutserum gemessen. Für Männer und Frauen gelten unterschiedliche Höchstwerte, angegeben in Milligramm pro Deziliter (mg/dl).
Abk. | Beschreibung | Normalwert Frauen | Normalwert Männer |
---|---|---|---|
KREA | Kreatinin im Serum | 0,66-1,09 mg/dl | < 50 Jahre: 0,84-1,25 mg/dl > 50 Jahre: 0,81-1,44 mg/dl |
In Abhängigkeit von Alter, Muskelmasse, Geschlecht und Vorerkrankungen kann der Kreatinin-Wert individuell starke Unterschiede aufweisen.
Wichtig zu beachten ist, dass ein normaler Kreatinin-Wert eine Nierenerkrankung nicht ausschließt. Erst wenn die Nierenleistung um 50 Prozent reduziert ist, kommt es zu messbar erhöhten Konzentrationen von Kreatinin im Blut. Außerdem wird der Wert durch Faktoren wie Muskelmasse und Nahrung beeinflusst.
Bei Verdacht auf eine eingeschränkte Nierenfunktion werden weitere Nierenwerte im Blut bestimmt oder die Kreatinin-Clearance gemessen: Dieser Wert ist sensibler und kann Nierenerkrankungen bereits zu einem früheren Zeitpunkt aufdecken (die Werte sind dann erniedrigt). Die Clearance ist abhängig von Alter, Geschlecht und Körperoberfläche und beschreibt, wie viele Milliliter Blut die Nieren pro Minute von Kreatinin gereinigt haben.
Folgende Tabelle gibt die Normwerte der Kreatinin-Clearance in Milliliter pro Minute an.
Alter in Jahren | Frauen | Männer |
---|---|---|
25 | 70 -110 ml/min | 95-140 ml/min |
50 | 50-100 ml/min | 70-115 ml/min |
75 | 35-60 ml/min | 50-80 ml/min |
Wenn die Blutkreatininwerte für Frauen bei über 1,09 mg/dl oder für Männer bei über 1,44 mg/dl (bei Männern jünger als 50 Jahre bei über 1,25 mg/dl) liegen, sind sie zu hoch. Da Kreatinin als harnpflichtiger Stoff über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird, führt eine eingeschränkte Nierenfunktion zu einer verminderten Ausscheidung und zu einer erhöhten Konzentration im Blut. Dies wird im Blut allerdings erst feststellbar, wenn die Nierenleistung bereits um etwa die Hälfte reduziert ist.
Ursachen können sowohl akute als auch chronische Nierenerkrankungen sein. Ein akutes Nierenversagen ist der plötzliche Abfall der Nierenfunktion. Es kommt zur Ansammlung von Substanzen im Blut, die mit dem Urin ausgeschieden werden müssten (neben Kreatinin beispielsweise auch Harnstoff). Dies kann zu gefährlichen Vergiftungserscheinungen führen, die unbehandelt lebensbedrohlich sind. Ursache für ein akutes Nierenversagen sind beispielsweise :
Chronische Nierenkrankheiten beschreiben einen sich über Monate bis Jahre entwickelnden Funktionsverlust der Nieren. Häufige Ursachen einer chronischen Nierenfunktionsstörung (chronischen Niereninsuffizienz) sind:
Nicht immer ist eine Störung der Niere für einen hohen Kreatinin-Wert verantwortlich. Für mäßige Erhöhungen von Kreatinin kommen neben den Nierenerkrankungen folgende Ursachen in Frage:
Liegt ein erhöhter Kreatinin-Wert vor, dann ist also noch lange nicht sicher, wie dieser entstanden ist. Je nach den möglichen Symptomen folgen weitere Untersuchungen, um die Ursache der Kreatinin-Erhöhung festzustellen. Aufschlussreich sind neben Blutentnahmen und Urinanalysen auch Ultraschalluntersuchungen der Nieren. Darüber hinaus kann es erforderlich sein, eine Gewebeprobe aus der Niere zu entnehmen (Biopsie), um mikroskopische Veränderungen feststellen zu können.
Blutwert.net: https://www.blutwert.net/kreatinin/zu-hoch.php
(online, letzter Abruf: 08.08.2019)
Internisten im Netz: https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/kreatinin.html
(online, letzter Abruf: 08.08.2019)
Netdoktor: https://www.netdoktor.de/laborwerte/kreatinin/
(online, letzter Abruf: 08.08.2019)
aktualisiert am 08.08.2019