Harnsäure entsteht im menschlichen Körper beim Abbau von sogenannten Purinen. Dies sind Bestandteile der DNA (Desoxyribonukleinsäure) und RNA (Ribonukleinsäure), den Trägern der Erbsubstanz. Erhöhte Werte von Harnsäure im Blut können auf eine Nierenerkrankung hinweisen oder treten im Zusammenhang mit Gicht auf.
Täglich wird etwa ein Gramm Harnsäure gebildet. Harnsäure hat für den Körper keine Verwendung und wird als Stoffwechselprodukt ausgeschieden. Das geschieht zu etwa 80 Prozent über die Nieren. Ein geringer Teil wird über Schweiß, Darm und Speichel eliminiert.
Da Harnsäure zum größten Teil über die Nieren ausgeschieden wird, zählt der Blutwert von Harnsäure zu den sogenannten Nierenwerten. Bei der Diagnose dienen sie dazu, zu beurteilen, ob die Nieren richtig arbeiten und gesund sind. Sie werden in einer Blutuntersuchung ermittelt. Neben Harnsäure zählen Kreatinin, die Kreatinin-Clearance, Harnstoff und Cystatin C dazu.
Bei einer Schädigung der Nieren oder einer eingeschränkten Nierenfunktion kommt es zu einer verminderten Ausscheidung und einem Anstieg der Stoffe im Blut. Den Harnsäurespiegel können aber auch bestimmte Ernährungsgewohnheiten, weitere Erkrankungen oder die Einnahme von einigen Medikamenten verändern.
Harnsäure entsteht beim Abbau von Nukleinsäuren (Erbinformationsträger) aus dessen Purinbasen-Anteil. Ein Teil der Harnsäure stammt aus dem menschlichen Körper selbst, vor allem wird diese beim Abbau von körpereigenem Gewebe gebildet. Ein weiterer, etwas kleinerer Anteil fällt beim Abbau von Nahrung an, die viel Purine enthält (wie Fleisch, Wurst, Innereien, Fisch). Als Stoffwechselprodukt hat Harnsäure keine Funktion für den Körper. Sie wird in den Nieren aus dem Blut herausgefiltert und mit dem Harn (zu etwa 80 Prozent) sowie Kot oder Schweiß ausgeschieden. Nur ein kleiner Teil der Harnsäure wird in den Nieren zurück ins Blut gegeben. Grund scheint die schützende Wirkung vor oxidativen Schäden zu sein.
Verschiedene Ursachen können zu erhöhten Harnsäurekonzentrationen im Blut führen. Wird das Löslichkeitsprodukt überschritten, kann es zu Ablagerungen von Harnsäure in ableitenden Harnwegen (wie dem Harnleiter), im Gewebe oder in der Blutbahn kommen. Folge sind beispielsweise
Die Gicht ist eine typische Erkrankung, die aufgrund eines zu hohen Harnsäuregehalts des Blutes entsteht. Die überschüssige Harnsäure setzt sich in Gelenken (häufig im Grundgelenk des großen Zehs) ab und verursacht dort stark schmerzhafte Entzündungen. Im Verlauf kommt es zu weiteren Ablagerungen im Körper und teils bleibenden Schäden, wenn der Harnsäurespiegel nicht gesenkt wird.
Die Harnsäuremenge im Körper ist von Alter, Geschlecht und Ernährung abhängig. In den Industrieländern haben etwa 20 Prozent der Männer erhöhte Harnsäurewerte (Hyperurikämie). Frauen haben häufig nach den Wechseljahren erhöhte Werte.
Die Normalwerte für Harnsäure werden laborabhängig in Milligramm pro Deziliter oder Mikromol pro Liter angegeben. Für Männer und Frauen gelten unterschiedliche Grenzwerte:
Abkürzung | Beschreibung | Frauen | Männer |
---|---|---|---|
HS | Harnsäure | 2,3-6,1 mg/dl 137-363 μmol/l | 3,6-8,2 mg/dl 214-488 μmol/l |
Grundsätzlich wird die Harnsäurekonzentration im Blut zur Diagnose und Therapiekontrolle bei Nierenerkrankungen (gemeinsam mit anderen Nierenwerten), bei Stoffwechselstörungen wie Gicht, bei Leukämie oder Ernährungsstörungen bestimmt.
Sind die Harnsäurewerte im Blut erhöht, wird das als Hyperurikämie bezeichnet. Dies ist der Fall, wenn der Wert bei Frauen über 6,1 mg/dl (beziehungsweise über 363 μmol/l) oder für Männer über 8,2 mg/dl (beziehungsweise über 488 μmol/l) beträgt. Ursachen für erhöhte Harnsäurewerte sind vielfältig, diese können mit der Ernährung, mit Krankheiten oder mit Therapiemaßnahmen (insbesondere Medikamenten) zusammenhängen.
Eine Ernährung mit bestimmten Lebensmitteln wirkt sich steigernd auf den Harnsäurespiegel aus:
Folgende Erkrankungen können hohe Harnsäurewerte verursachen:
Manche Behandlungsmaßnahmen und die Einnahme bestimmter Medikamente erhöhen die Harnsäure im Blut:
Die Gefahr erhöhter Harnsäurekonzentrationen im Blut ist, dass Harnsäure in Abhängigkeit vom pH-Wert (leicht sauer) auskristallisieren kann. Die Kristalle lagern sich an verschiedenen Stellen ab und können zu Gicht führen. Betroffen sind Gelenke, Sehnenscheiden, Schleimbeutel, Unterhautgewebe oder Nieren mit ableitenden Harnwegen. Die scharfkantigen Kristalle reizen das Gewebe und führen zu schmerzhaften Entzündungsprozessen.
Sind die Harnsäurewerte zu niedrig, spricht man von Hypourikämie. Für Frauen ist das der Fall, wenn die Werte im Blut unter 2,3 mg/dl (unter 137 μmol/l) betragen, für Männer, wenn sie unter 3,6 mg/dl (unter 214 μmol/l) liegen. Ursachen können sein:
Ein zu niedriger Harnsäurewert hat sonst keinen Krankheitswert.
Erniedrigte Harnsäurekonzentrationen sind ohne Bedeutung für den Körper. Treten sie im Rahmen der Stoffwechselerkrankung Xanthinurie auf, wird der Arzt einen entsprechenden Ernährungsplan erstellen (purinarm, viel Flüssigkeit).
Erhöhte Harnsäurewerte sollten umgehend behandelt werden, um schmerzhafte Entzündungsreaktionen und deren Folgen (Gicht) zu vermeiden. Wichtig ist zunächst, die Ursache für veränderte Harnsäurewerte herauszufinden. Weitere Blutwerte helfen, um Erkrankungen der Niere oder der Schilddrüse oder andere Stoffwechselstörungen zu erkennen. Gegebenenfalls werden zur Diagnosestellung bildgebende Untersuchungen wie Ultraschall folgen. Die Therapie richtet sich gezielt gegen die zugrundeliegende Ursache.
Ist die Einnahme von Medikamenten die Ursache für veränderte Harnsäurewerte, wird der Arzt je nach Schwere der Beschwerden und den weiteren Erkrankungen individuell entscheiden.
Da der Körper Purine über die Nahrung aufnimmt, kann der Harnsäurespiegel über eine purinarme Ernährung gesenkt werden. Neben der Ernährungsumstellung werden eine Gewichtsreduktion und der Verzicht auf Alkohol empfohlen. Die Ernährung sollte pflanzenbetont sein. Empfohlen werden Gemüse, Obst und Vollkornprodukte, fettreduzierte Milch und Milchprodukte, Kaffee und Mineralwasser. Stark eingeschränkt werden sollte hingegen der Konsum von Innereien, Fleisch- und Wurstwaren, bestimmter Fische und Meeresfrüchte. Auf Getränke oder Speisen (wie Joghurt, Müsliriegel), die mit Fructosesirup gesüßt sind, sollte weitestgehend verzichtet werden.
Wenn die genannten Maßnahmen nicht reichen, werden Medikamente verordnet, die den Harnsäurespiegel im Blut senken. Teilweise müssen sie ein Leben lang eingenommen werden. Zu den Wirkstoffen zählen:
Kommt es zu schmerzhaften Entzündungen, werden zusätzlich entzündungshemmende, schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac eingesetzt.
Gesundheit heute - Dr. med. Arne Schäffler, 3. unveränderte Auflage 2014
Blutwert.net - https://www.blutwert.net/harnsaeure/ (online, letzter Aufruf: 30.07.2019)
Netdoktor - https://www.netdoktor.de/laborwerte/harnsaeure/erhoeht/ (online, letzter Aufruf: 30.07.2019)
Flexikon - https://flexikon.doccheck.com/de/Harns%C3%A4ure (online, letzter Aufruf: 30.07.2019)
aktualisiert am 02.12.2022