Die Leberwerte im Blut geben Hinweis über den Zustand und die Aktivität der Leber. Veränderte Leberwerte werden häufig entdeckt, wenn Blutuntersuchungen bei allgemeinem Unwohlsein durchgeführt werden oder zufällig bei Routineblutuntersuchungen. Da die Leber kein Schmerzempfinden hat, ahnen viele Betroffene nichts von ihrer Lebererkrankung.
Veränderungen der Leberwerte können viele Ursachen haben: Leberentzündung, Übergewicht, Alkohol, Schäden durch Medikamente, Stoffwechsel- und Autoimmunerkrankungen.
Die Leber gehört zu dem größten Organ des menschlichen Körper und übernimmt zahlreiche wichtige Aufgaben:
Man unterscheidet bei den Leberwerten die Leberenzyme und sogenannte Leberfunktionsparameter. Zu den Leberenzymen gehören Gamma-GT, ALAT (GPT) und ASAT (GOT). Allein durch die Bestimmung dieser drei Werte, lassen sich etwa 95 Prozent aller Lebererkrankungen diagnostizieren.
Die Leber als wichtiges Stoffwechselorgan benötigt zur Ausübung ihrer Aufgaben Enzyme. Kommt es zu einer Schädigung oder Zerstörung der Leberzellen, werden die Enzyme aus den Zellen frei und treten vermehrt im Blut auf. Zu beachten ist, dass einige der Leberenzyme außer in Leberzellen auch in anderen Geweben wie Herz- und Skelettmuskulatur vorkommen können. Also auch andere Erkrankungen können dazu führen, dass diese Enzyme erhöht sind.
Eine der Hauptfunktionen der Leber ist die Produktion von Plasmaproteinen wie Albumin oder Gerinnungsfaktoren. Kommt es zu einer Leberschädigung, kann sie ihre Aufgaben nicht mehr vollständig erfüllen. Die Produktion der Proteine nimmt ab. Daher sind erniedrigte Werte dieser Funktionsparameter hinweisend für eine Leberzellschädigung bzw. eine Lebererkrankung.
Leberwert | Abkürzung | Normwert Frauen | Normwert Männer |
---|---|---|---|
Alanin-Aminotransferase | ALAT (GPT) | bis 35 U/l | bis 50 U/l |
Aspartat-Aminotransferase | ASAT (GOT) | bis 35 U/l | bis 50 U/l |
Gamma-Glutamyl-Transferase | Gamma-GT, GGT, μGT | bis 39 U/l | bis 66 U/l |
Alkalische Phosphatase | AP | 35-104 U/l | 40-129 U/l |
Glutamat-Dehydrogenase | GLDH | bis 5 U/l | bis 7 U/l |
Gesamt Bilirubin | tBil | bis 1,1 mg/dl | bis 1,1 mg/dl |
Direktes (konjugiertes) Bilirubin | dBil | bis 0,25 mg/dl | bis 0,25 mg/dl |
Indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin | iBil | 0,2-0,8 mg/dl | 0,2-0,8 mg/dl |
Cholinesterase | ChE | 2,8-8,5 kU/l | 3,9-11,5 kU/l |
Quick-Wert | QUICK | 70-120% | 70-120% |
Albumin | Albumin | 3500-5500 mg/dl | 3500-5500 mg/dl |
Wichtiger Hinweis: Die hier angegebenen Blutwerte können von den Angaben des Labors unterscheiden. Entscheidend sind immer die Angaben auf dem Laborbefund.
Erläuterung der Einheiten: U/l = Einheiten (Units) pro Liter, mg/dl = Milligramm pro Deziliter, μmol/l = Mikrogramm pro Liter, kU/l = Kiloeinheiten (Units) pro Liter
Nicht alle Leberwerte sind spezifisch und ausschließlich bei Lebererkrankungen erhöht. Einige Werte können auch durch andere Erkrankungen erhöht sein.
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Gamma-GT ist eines der empfindlichsten Parameter für Schäden der Leberzellen und der Gallengänge. Es ist ein sehr spezifischer Leberwert. Im Gegensatz zu anderen Leberenzymen kommt Gamma-GT in der Zellwand der Leberzelle vor, so dass bereits leichte Schädigungen zu einem Anstieg des Enzyms im Blut führt. Da Gamma-GT auch in anderen Zellen vorkommt, bedeutet ein Anstieg nur, dass Zellen zerstört werden, ohne genau sagen zu können, welches Organ betroffen ist. Hohe Werte kommen bei Alkoholmissbrauch und Gallenstau (Cholestase) vor.
Die Alanin-Aminotransferase (ALAT, GPT) kommt fast ausschließlich in den Leberzellen vor. Wenn Leberzellen zerstört werden, kommt es daher zu einer vermehrten Freisetzung der Enzyme aus den Zellen und erhöhten Werten im Blut. Es ist also ein weitgehend spezifischer Wert für Lebererkrankungen. Dieses Enzym ist ein Marker für absterbendes Lebergewebe. Die Alanin-Aminotransferase ist erst bei schweren Leberschäden deutlich erhöht.
Weitere Enzyme wie die Aspartat-Aminotransferase (ASAT, GOT), die Alkalische Phosphatase (AP), die Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) oder die Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT) kommen außer in Leberzellen unter anderem auch in Herz- oder Muskelzellen vor. Eine Erhöhung muss demnach nicht zwingend einen Leberschaden anzeigen. Sind sind also nicht spezifisch.
Das gilt zum Beispiel auch für die Aspartat-Aminotransferase (ASAT, GOT). Sie kommt in Leber-, Herz- und Skelettmuskulatur vor und kann auch bei einem Herzinfarkt erhöht sein.
Einzeln betrachtet geben die Leberwerte keine ausreichende Aussage, erst im Gesamtbild betrachtet geben sie deutliche Hinweise auf eine Funktionsstörung der Leber.
Eine weitere Funktion der Leber ist die Produktion von Blutgerinnungsfaktoren. Die Anzahl der Gerinnungsfaktoren im Blut lässt sich über den Quick-Wert bestimmen. Ist der Quick-Wert erniedrigt, dann ist die Blutgerinnung verlangsamt, da zu wenige Blutgerinnungsfaktoren vorhanden sind. Dies kann ein Hinweis auf eine Leberfunktionsstörung sein.
Es gibt einige Ursachen, die Lebererkrankungen auslösen können. Ungefähr 20% aller deutschen Erwachsenen haben erhöhte Leberwerte. Häufige Ursachen für erhöhte Leberwerte sind:
Die folgende Tabelle gibt einen detaillierten Überblick der Ursachen:
Ebene der Lebererkrankung | Ursache/Erkrankung |
---|---|
Hepatozellulär (die Leberzellen betreffend) |
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Gallenwegserkrankungen |
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Erkrankung der Gefäße |
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Raumforderung |
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Die Bestimmung der Leberwerte gehört zu den häufigsten Laboruntersuchungen beim Hausarzt. Lebererkrankungen beginnen meist schleichend (Ausnahme sind Entzündungen oder Vergiftungen) mit unspezifischen Krankheitszeichen wie Übelkeit, Oberbauchschmerzen oder Unwohlsein. Daher fallen veränderte Leberwerte sehr häufig zufällig im Rahmen von Routineblutuntersuchungen auf. Oder sie werden gezielt bei Verdacht einer Lebererkrankung durchgeführt. Folgende Symptome können ein Hinweis auf eine Lebererkrankung sein:
• Oberbauchschmerzen auf der rechten Seite
• Völlegefühl
• Juckreiz
• Leistungsverlust, Abgeschlagenheit
• Gelbsucht der Haut und Bindehaut der Augen (Ikterus)
• Feine, spinnenartige Gefäßerweiterungen (Spidernävus)
• Vergrößerter Leibesumfang durch eine vergrößerte Leber
Erste Symptome sollten ernstgenommen werden, um eine Leberschaden rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln und mögliche Spätschäden zu verhindern.
Erhöhte Leberwerte werden häufig bei Routineuntersuchungen festgestellt. Die Zahl der Menschen mit erhöhten Leberwerten hat in den letzten zehn Jahren zugenommen. Insgesamt werden bei jedem 5. untersuchten Patienten erhöhte Leberwerte festgestellt.
Schon leicht erhöhte Leberwerte können auf eine lebensbedrohliche Erkrankung hinweisen. Die Leber kann sehr langsam und oft unbemerkt oder mit unspezifischen Symptomen versagen.
Die häufigsten Ursachen für erhöhte Leberwerte sind übermäßiger Alkoholkonsum, Überernährung, leberschädigende Medikamente, nicht- alkoholische Leberverfettung und Virusentzündungen der Leber. Auch Gallenwegsentzündungen können zu einer Erhöhung der Leberwerte führen.
Erhöhte Leberwerte wie Gamma-GT, ALT (GPT) oder AST (GOT) können bereits erste Hinweise auf eine Lebererkrankung geben. Die dabei auftretenden Symptome sind zunächst sehr unspezifisch. Betroffene leiden unter Unwohlsein, Oberbauchschmerzen, dunklem Urin oder lehmfarbenen Kot.
Erhöhter Leberwert | Häufige Ursachen |
---|---|
ALAT (GPT) | ALAT kann erhöht sein bei:
ALAT kann bei einem Herzinfarkt kurzfristig ansteigen. Stark erhöht bei Leberzelluntergang, leicht erhöht bei chronischer Lebererkrankung. |
ASAT (GOT) | ASAT kann erhöht sein bei:
ASAT kann bei einem Herzinfarkt oder bei Schäden an der Skelettmuskulatur auch erhöht sein. |
Gamma-GT | Hohe GGT-Werte können auf folgende Erkrankungen hinweisen:
Durch bestimmte Medikamente und bei einer Alkoholabhängigkeit kann Gamma-GT auch erhöht sein. |
AP | Die Alkalische Phosphatase kann erhöht sein bei:
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GLDH | GLDH-Werte können erhöht sein bei:
|
Gesamt-Bilirubin | Das Gesamt-Bilirubin kann erhöht sein bei:
|
Gemeinsam betrachtet liefern die Leberwerte oft Hinweise für die Ursache des Leberschadens. Dabei lohnt es sich, vor allem die Werte ALAT (GPT), ASAT (GOT) und Gamma-GT zu betrachten:
ALAT (GPT) | ASAT (GOT) | GAMMA-GT | AP | Ursachen | |
---|---|---|---|---|---|
Hepatozelluläre Ursachen | stark erhöht ↑↑ | stark erhöht ↑↑ | erhöht ↑ | ggf. erhöht (↑) | unter anderem Viren (siehe oben) |
Gallenstau (Cholestase) | erhöht ↑ | erhöht ↑ | stark erhöht ↑↑ | stark erhöht ↑↑ | Gallenstau unterschiedlicher Ursache |
Toxisch / Raumforderung | ggf. erhöht (↑) | erhöht ↑ | stark erhöht ↑↑ | erhöht ↑ | Alkohol, Tumor |
Zusammengefasst sind folgende Ursachen häufig für Leberwerterhöhungen:
Eine wichtige Aufgabe der Leber ist die Produktion von Plasmaproteinen wie Albumin. Wird im Rahmen einer Blutuntersuchung eine erniedrigte Konzentration von Albumin im Plasma entdeckt, kann dies auf eine verminderte Syntheseleistung der Leber hinweisen.
Albumin hat eine Plasmahalbwertzeit von 20 Tagen (die Zeitspanne bis die Konzentration von Albumin im Blut um die Hälfte gesunken ist). Das wiederum bedeutet, die Albuminkonzentration ist bei akuten Lebererkrankungen wie virusbedingter Leberentzündung, Vergiftungen oder schädlicher Arzneimittelwirkung im Normbereich. Sie ist aber häufig bei chronischen Lebererkrankungen erniedrigt und weist auf starke Leberschäden hin.
Die Leber produziert neben Plasmaproteinen Gerinnungsfaktoren. Bei einem Leberschaden werden diese nicht ausreichend produziert. Dies führt zu einer verlangsamten Blutgerinnung und erhöhten Blutungsneigung. In der Blutuntersuchung wird dies mit dem QUICK-Wert (meist ersetzt durch den International normalized ratio – INR-Wert) bestimmt, der bei einem Leberschaden durch fehlende Gerinnungsfaktoren erniedrigt ist. Je niedriger der Quick-Wert ist, um so länger dauert die Blutgerinnung.
Sind andere Leberwerte oder Leberenzyme wie ASAT, ALAT erniedrigt, hat dies in der Regel keinen Krankheitswert.
Folgende Tabelle gibt die Normwerte für Albumin und den Quick-Wert an. Erniedrigte Werte weisen auf einen Leberschaden hin:
Laborwert | Referenzbereich |
---|---|
QUICK | 70-120% |
Albumin | 3500-5500 mg/dl |
Ein Enzym, das in der Leber gebildet wird, ist die Cholinesterase. Ist die Cholinesterase erniedrigt, deutet das darauf hin, dass die Produktion des Enzyms in der Leber gestört ist. Bei einem Leberschaden ist die Leber nicht in der Lage, genügend Eiweiße zu produzieren. Zu niedrige Cholinesterase-Werte können ein Hinweis sein für Entzündung der Leber (Hepatitis), eine Leberzirrhose oder auch für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.
Erniedrigter Leberwert | Häufige Ursachen |
---|---|
Albumin | Niedrige Albumin-Werte können hinweisen auf:
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Quick-Wert | Zu niedrige Quick-Werte können ein Hinweis sein für:
Gerinnungshemmenden Medikamente wie Marcumar können den Quick-Wert ebenfalls verringern. |
Cholinesterase | Zu niedrige Cholinesterase-Werte können hinweisen auf:
|
Bei veränderten Leberwerten sollte zunächst eine ausführliche Krankengeschichte erfragt und eine gründliche Untersuchung des Patienten durchgeführt werden, um den Schweregrad der Erkrankung einzuschätzen.
Folgende Symptome und Veränderungen sind prognostisch ungünstig:
Ist die Leberwertveränderung moderat und fällt das erste Mal auf, sollte in wenigen Wochen eine erneute Blutuntersuchung folgen. Bestätigt sich die Diagnose oder kommt es zu weiterer Verschlechterung der Werte sollte eine gründliche Abklärung der Ursache erfolgen. Im Patientengespräch wird der Arzt besonders folgende Punkte erfragen:
Je nach Ausmaß der Leberwerterhöhung und begleitenden Erkrankungen wird eine Ultraschalluntersuchung der Leber und umliegender Organe durchgeführt. Hier kann das Ausmaß der Leberschäden erkannt und gegebenenfalls gleichzeitig Probenmaterial aus der Leber entnommen werden (Leberbiopsie). Im Labor kann durch die Untersuchung der Gewebeproben die Ursache für die Leberwertveränderung meist zuverlässig gefunden werden.
Je nach Ursache wird die entsprechende Behandlung eingeleitet. Grundsätzlich sollte auf eine gesunde, leberschonende Lebensweise geachtet werden. Besonders sollte der Konsum von Alkohol eingestellt werden und leberbelastende Medikamente oder Nahrungsmittel soweit möglich nicht eingenommen werden.
aktualisiert am 11.11.2019