Bilirubin ist ein Abbaustoff des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin), der sich weiter in direktes und indirektes Bilirubin unterteilen lässt. Eine niedrige Konzentration von indirektem Bilirubin in der Blutuntersuchung ist (im Gegensatz zu hohen Werten) erwünscht und deutet nicht auf einen Mangel hin.
Bilirubin ist das Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) der roten Blutkörperchen. Hämoglobin befindet sich im Inneren der roten Blutkörperchen und ist für die Bindung von Sauerstoff oder Kohlendioxid verantwortlich. Damit versorgt es die Körperzellen mit Sauerstoff und sorgt für den Abtransport des Kohlendioxids (dieses entsteht, wenn Sauerstoff verbraucht wird).
Rote Blutkörperchen können sich nicht teilen. Dies bedeutet, dass sie nach einer Lebenszeit von etwa 120 Tagen durch sogenannte Fresszellen (auch Makrophagen) abgebaut werden. Das Hämoglobin wird über verschiedene Stufen zu Bilirubin abgebaut.
Bilirubin ist nicht wasserlöslich und muss deswegen für den Transport im Blut zu der Leber – in der es weiterverarbeitet wird – in ein Transportprotein (Albumin) aufgenommen werden. Zusammen mit Albumin wird das Bilirubin als indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin bezeichnet.
In der Leber wird es aus der Bindung mit Albumin gelöst und an Glucuronsäure gebunden. Nun ist es wasserlöslich, wird über die Gallengänge in den Darm abgegeben und mit dem Kot ausgeschieden. Nur ein kleiner Teil wird über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Das wasserlösliche, an Glucuronsäure gebundene Bilirubin wird direktes (konjugiertes) Bilirubin genannt.
Die Konzentration von Bilirubin wird in einer Routineblutuntersuchung oder gezielt bei Verdacht auf Lebererkrankungen oder Gallengangserkrankungen sowie bei Patienten mit Gelbsucht (einer Ablagerung von Bilirubin unter der Haut bei sehr hohen Konzentrationen) bestimmt. Neben Gesamtbilirubin werden das indirekte (unkonjugierte) und direkte (konjugierte) Bilirubin bestimmt. Dies hilft bereits in der Blutuntersuchung die Ursache für Konzentrationsveränderungen zu finden.
Folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die Normalwerte für Bilirubin, angegeben in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) und Mikromol pro Liter (μmol/l).
Art von Bilirubin | Milligramm pro Deziliter (mg/dl) | Mikromol pro Liter |
---|---|---|
Gesamt-Bilirubin | 1,2 | 20,5 |
Indirektes Bilirubin | 1,0 | 17,1 |
Direktes Bilirubin | 0,2 | 3,4 |
Die Werte variieren zwischen verschiedenen Tageszeiten, weshalb eine Blutentnahme morgens und nüchtern durchgeführt werden sollte.
Die Leber ist bei Neugeborenen noch nicht voll funktionstüchtig. Weiterhin wird das Blut aus der Zeit vor der Geburt (aus dem fetalen Kreislauf) abgebaut, so dass viel Bilirubin anfällt. Daher zeigt sich bei etwa 60 Prozent der Neugeborenen eine Gelbsucht, denn das Bilirubin lagert sich unter der Haut ab. Bei Neugeborenen gelten folgende Richtwerte:
Alter | Bilirubin Normalwert in mg/dl |
---|---|
1. Tag | < 4,0 |
2. Tag | < 9,0 |
3. bis 5. Tag | < 13,5 |
4. bis 6. Tag | < 12,6 |
7. Tag bis 17. Lebensjahr | < 1,0 |
Zu hohe Bilirubinwerte im Blut weisen auf Erkrankungen der Leber, eine Gallenabflussstörung oder einen erhöhten Abbau von roten Blutkörperchen hin. Nicht selten handelt es sich um schwerwiegende Erkrankungen. Es gibt aber keine Untergrenze für Bilirubin, niedrige Werte haben keinen Krankheitswert, sondern sind normal. Letzteres gilt auch für niedrige Werte von indirektem Bilirubin.
Niedrige Blutkonzentrationen von indirektem Bilirubin sind nicht hinweisend für einen Mangel. Eine Untergrenze für indirektes Bilirubin ist nicht vorhanden. Ein geringer Wert ist demnach unbedeutend. Medikamente wie Koffein, Penicillin, Barbiturate, Salicylsäure können zu niedrigen Bilirubinwerten führen. Weiterhin ist ein vermindertes Bilirubin bei einer Blutarmut (Anämie) möglich, beispielsweise durch Eisenmangel, welcher zu verminderter Bildung von Hämoglobin führt.
Während erhöhte Konzentrationen von indirektem Bilirubin im Blut durch den vermehrten Abbau von roten Blutkörperchen verursacht werden, sind niedrige Werte kein Hinweis auf Erkrankungen. Bei hohem Bilirubin im Blut muss nach der Ursache gesucht werden, niedrige Werte allein sind kein Anlass für weitere Maßnahmen.
Netdoktor - Dr. med. Andrea Reiter, Eva Rudolf-Müller - Bilirubin: https://www.netdoktor.de/laborwerte/bilirubin/ (online, letzter Abruf: 17.10.2019)
Blutwert.net - Martin Mißfeldt, Dr. med. Sönke Mißfeldt: Bilirubin (Laborwert tBil) einfach erklärt): https://www.blutwert.net/bilirubin/ (online, letzter Abruf: 17.10.2019)
Healthline - Karen Gill - Low Bilirubins: What it means: https://www.healthline.com/health/low-bilirubin#causes (online, letzter Abruf: 17.10.2019)
aktualisiert am 18.10.2019