Die Cholinesterase ist ein wichtiges Enzym, das in der Leber gebildet wird. Sind die Werte im Blut erniedrigt, ist die Ursache häufig eine Erkrankung der Leber. Die Bestimmung der Cholinesterase im Blut ist gut dafür geeignet, die Leberfunktion zu beurteilen, jedoch nicht dafür, akut neu auftretende Lebererkrankungen festzustellen.
Die Cholinesterase ist ein Enzym (eine Substanz, die chemische Reaktionen im Körper aktiviert oder beschleunigt), das im Körper bestimmte chemische Verbindungen spaltet, nämlich die sogenannten Cholinester. Für den Abbau dieser Stoffe ist die Cholinesterase unverzichtbar. Sie katalysiert die Aufspaltung der Bindung zwischen Cholin und einer Säure. Je nach Art dieser Säure werden verschiedene Gruppen der Cholinesterase unterschieden:
Acetylcholin ist ein wichtiger Neurotransmitter – ein Stoff, der chemische Signale von einer Nervenzelle auf eine andere Zelle überträgt.
In der Labordiagnostik wird jedoch nur die Pseudocholinesterase oder Cholinesterase 2 untersucht. Sie wird in der Leber gebildet und ist daher ein wichtiger Marker zur Untersuchung der Funktionsfähigkeit der Leber.
Die Acetylcholinesterase oder Cholinesterase 1 kommt nicht im Blut vor. Wird die Konzentration der Cholinesterase im Blut bestimmt, handelt es sich um die Pseudocholinesterase oder Cholinesterase 2. Sie wird bei Verdacht auf eine Lebererkrankung bestimmt. Da sie in der Leber gebildet wird, sind bei Funktionsstörungen niedrige Werte der Cholinesterase zu erwarten. Verdacht auf eine Lebererkrankung besteht bei:
Folgende Tabelle gibt die Normwerte, angegeben in Einheiten pro Liter (U/l), wieder. Die Werte unterscheiden sich bei Messungen unter abweichenden Temperaturen:
Messung bei 25°C | Messung bei 37°C | |
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Frauen bis 39 Lebensjahre | 2800-7400 U/l | 3930-10300 U/l |
Frauen ab 40 Lebensjahre und Männer | 3500-8500 U/l | 4620-11500 U/l |
Frauen in der Schwangerschaft oder bei Einnahme der Pille | 2400-6000 U/l | 3700-9100 U/l |
Neugeborene haben eine geringere Aktivität der Cholinesterase, die oben aufgeführten Werte gelten ab etwa dem 6. Lebensjahr.
Wichtig ist auch zu wissen, dass der Normbereich der Cholinesterase innerhalb der Bevölkerung breit gefächert ist. Veränderte Werte erfordern eine Nachkontrolle.
Die Cholinesterase hat eine relativ lange Halbwertszeit im Blut (12 bis 14 Tage). Dies bedeutet, dass der Wert nur allmählich absinkt, auch wenn rasch eine Leberfunktionsstörung aufgetreten ist. Die Cholinesterase ist daher kein guter Marker für kurzzeitig neu aufgetretene Lebererkrankungen, wohl aber dafür, die Leberfunktion bei chronischen Erkrankungen (wie chronischen Entzündungen oder Tumoren) zu beurteilen. Außerdem erfolgt eine Beurteilung immer zusammen mit den anderen Leberwerten.
Die Cholinesterase 2 ist ein Enzym, das in der Leber gebildet wird und dann frei im Blut zirkuliert. Wenn die Leber nicht richtig funktioniert, produziert sie weniger Cholinesterase und die Konzentrationen im Blut sinken. Ursachen für Leberfunktionsstörungen und eine niedrige Konzentration der Cholinesterase sind:
Außerdem können die Werte unabhängig von der Leber durch folgende Ursachen erniedrigt sein:
Darüber hinaus besteht bei einigen Menschen die genetische Veranlagung, eine geringere Aktivität der Cholinesterase als andere Personen zu haben. Dies ist nicht krankhaft, ist aber bei der Ursachenfindung mit einzubeziehen. Außerdem können in diesen Fällen verschiedene Medikamente (zum Beispiel Muskelrelaxanzien im Rahmen einer Narkose) deutlich stärker wirksam sein als bei anderen Menschen, weshalb der Cholinesterase-Wert vor Operationen gemessen wird.
Wichtig ist, die Ursache für erniedrigte Werte zu finden. Bei Verdacht auf eine Lebererkrankung helfen weitere Blutparameter (die sogenannten Leberwerte) und eine ausführliche Krankengeschichte. Besonders der regelmäßige Konsum von Alkohol, die Einnahme bestimmter Medikamente oder eine Gefährdung, mit Hepatitisviren in Kontakt gekommen zu sein (wie beispielsweise bei Auslandsreisen, Tätowierungen) geben Hinweise auf eine Schädigung der Leber.
Mit Hilfe bildgebender Diagnostik, besonders Ultraschalluntersuchung, können Veränderungen im Lebergewebe oder möglicherweise auch andere Ursachen entdeckt werden. Je nach der Erkrankung und der Ursache werden Patienten auf unterschiedliche Weise behandelt.
Internisten im Netz – Cholinesterase: https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/cholinesterase.html (online, letzter Abruf: 29.10.2019)
DocCheck Flexikon – Cholinesterase: https://flexikon.doccheck.com/de/Cholinesterase (online, letzter Abruf: 29.10.2019)
Blutwert.net, Martin Mißfeldt, Dr. med. Sönke Mißfeldt – ChE Blutwert: Enzym Cholinesterase einfach erklärt: https://www.blutwert.net/che/ (online, letzter Abruf: 29.10.2019)
Wikipedia – Acetylcholin: https://de.wikipedia.org/wiki/Acetylcholin (online, letzter Abruf: 29.10.2019)
Netdoktor, Lena Machetanz, Eva Rudolf-Müller – Cholinesterase: https://www.netdoktor.de/laborwerte/cholinesterase/ (online, letzter Abruf: 29.10.2019)
aktualisiert am 30.10.2019