Die Cholinesterase ist ein Enzym, das unter anderem bei Lebererkrankungen erniedrigt ist. Die Aufgabe der Cholinesterase ist die Spaltung bestimmter Stoffe, der Cholinester. Ein Beispiel ist die Acetylcholinesterase, die Acetylcholin abbaut. Dies ist ein wichtiger Botenstoff, der an Nervenzellen die Erregung von einer Zelle auf die nächste überträgt (Neurotransmitter).
Nur durch die sofortige Spaltung des Acetylcholins ist eine schnelle Übertragung der Erregungen von einer Zelle auf die nächste möglich.
Unterschieden werden beim Menschen zwei Cholinesterasen:
Beide Enzyme werden von der Leber gebildet. In Blutuntersuchungen kann jedoch nur die Cholinesterase II gemessen werden. Bei Lebererkrankungen ist die Fähigkeit der Leber reduziert, Stoffe herzustellen (zu synthetisieren). Die Werte der Cholinesterase sind dadurch reduziert, sie ist damit ein guter Marker zur Überprüfung der Leberfunktion.
Die Cholinesterase II wird von der Leber gebildet. Sie ist damit ein guter Maßstab zur Überprüfung der Leberfunktion und wird bestimmt, wenn ein Verdacht auf eine Lebererkrankung besteht. Folgende Symptome oder Risikofaktoren können hinweisend für Leberfunktionsstörungen sein und Blutuntersuchungen veranlassen:
Dabei ist anzumerken: Der Normalbereich der Cholinesterase im Blut bei Gesunden ist relativ breit gefächert. Ein niedriger Wert kann bei einem Patienten normal und bei anderen hinweisend für einen schweren Leberschaden sein. Veränderte Werte sollten in angemessenem Zeitraum nachkontrolliert werden. Die Cholinesterase ist langlebig, bei akuten Leberschäden sinkt der Blutwert nur sehr langsam, die Halbwertszeit liegt bei 12 bis 14 Tagen. Zur Erkennung plötzlicher Lebererkrankungen werden daher andere Leberwerte herangezogen. Bei chronischen Lebererkrankungen (chronische Entzündung, Lebertumor, Metastasen) gibt die Cholinesterase Hinweise auf die Restfunktion der Leber. Nach Lebertransplantationen zeigen steigende Werte der Cholinesterase die einsetzende Arbeit der neuen Leber an.
Außerdem wird die Cholinesterase II bei Vergiftungen mit bestimmten Schädlingsbekämpfungsmitteln bestimmt.
Die Cholinesterase I kommt nicht im Blut vor. Blutwerte beziehen sich immer auf die Cholinesterase II (ChE II, Pseudocholinesterase). Bei der Bestimmung handelt es sich um eine Messung der Enzymaktivität, weshalb die Ergebnisse bei unterschiedlichen Temperaturen abweichen. Folgende Tabelle gibt die Normwerte für die Cholinesterase II, angegeben in Einheiten pro Liter (U/l), wieder:
Messung bei 25°C | Messung bei 37°C | |
---|---|---|
Frauen bis 39 Lebensjahre | 2800-7400 U/l | 3930-10300 U/l |
Frauen ab 40 Lebensjahre und Männer | 3500-8500 U/l | 4620-11500 U/l |
Frauen in der Schwangerschaft oder bei Einnahme der Pille | 2400-6000 U/l | 3700-9100 U/l |
Neugeborene haben eine geringere Aktivität der Cholinesterase und erreichen oben angegebene Werte erst etwa ab dem 6. Lebensjahr.
Zu beachten ist auch, dass der Normalbereich der Cholinesterase in der Bevölkerung breit gefächert ist. Veränderte Werte sollten nachkontrolliert werden.
Bei folgenden Erkrankungen sind die Blutwerte der Cholinesterase häufig erhöht:
Erhöhte Werte haben keinen Einfluss auf die Erkrankung und werden nicht zur Diagnose herangezogen.
Verminderte Werte kommen vor bei:
Bei veränderten Werten der Cholinesterase wird der Arzt zunächst versuchen, die Ursache für die Abweichung herauszufinden. Hier hilft eine ausführliche Krankengeschichte, die ihm bereits Hinweise auf eine Leberbeteiligung oder eine andere Erkrankung liefern kann. Wichtig zu erwähnen sind:
Weitere Blutwerte (Leberwerte, Zuckerwert, Nierenwerte) helfen bei der Ursachenfindung. Eine Übersicht über typische Differentialdiagnosen bei veränderten Cholinesterase-Werten zum Ausschluss einer Leberbeteiligung im Verhältnis mit weiteren Leberwerten gibt folgende Tabelle:
Cholinesterase | Albumin | Alanin-Aminotrans-ferase (ALT) | Ursachen |
---|---|---|---|
erniedrigt | erniedrigt | normal | Lebererkrankung |
erniedrigt | normal | normal | Hemmung der Cholinesteraseaktivität, zum Beispiel durch Schädlingsbekämpfungsmittel oder einige Medikamente |
erniedrigt | erniedrigt | normal | Leukämie (Blutkrebs), Mangelernährung, Nierenversagen und andere schwere Erkrankungen |
erhöht | normal | normal | Erhöhung der Blutfette, Diabetes mellitus |
erhöht | normal | leicht erhöht | zum Beispiel bei Fettleber bedingt durch Alkohol, Diabetes, Medikamente |
erhöht | erniedrigt | normal | starke Eiweißverluste über Niere oder Darm |
normal | normal | normal | zu 99% kann eine Lebererkrankung ausgeschlossen werden |
Ultraschalluntersuchungen werden besonders bei Verdacht auf Lebererkrankungen durchgeführt. Bei Verdacht auf eine genetische Ursache kann eine Genanalyse im Blut erfolgen.
aktualisiert am 20.05.2019