Zu den Blutzellen gehören neben den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) auch die Blutplättchen (Thrombozyten). Die Hauptaufgabe der Blutplättchen ist die Blutstillung. Wird ein Blutgefäß verletzt, dann werden die Thrombozyten aktiviert, vernetzen sich (Thrombozytenaggregation) und heften sich an das verletzte Gewebe an (Thrombozytenadhäsion). Die Wunde wird verschlossen und die Blutung gestillt.
Sind zu wenig Blutplättchen im Blut, kann dieses System nicht mehr einwandfrei funktionieren. Dabei muss die Zahl der Blutplättchen erheblich reduziert sein, damit sich das auf die Blutgerinnung auswirkt. Die Blutstillung ist beeinträchtigt und der Körper braucht länger bis er die Blutung stillen kann. Bei einem sehr starken Mangel an Blutplättchen kommt es zu spontanen Blutungen, die lebensgefährlich werden können.
Sehr typisch für einen Mangel an Thrombozyten ist das Auftreten von kleinen, stecknadelkopfgroßen Blutungen (Petechien), die sich vor allem an den Unterschenkeln und Knöcheln zeigen. Einen Mangel an Blutplättchen bezeichnet der Arzt als Thrombozytopenie oder Thrombopenie. Ist die Zahl der Thrombozyten im Blut zu hoch, bezeichnet der Arzt das als Thrombozytose.
Der Begriff Thrombozyt stammt von der altgriechischen Sprache ab. Der Begriff bedeutet „Klumpen“. Beim gesunden Menschen verklumpen sich die Blutplättchen aber nur, wenn es notwendig ist. Wird im Körper ein Blutgefäß verletzt, dann werden die Thrombozyten aktiviert, um die Blutung schnell zu stoppen. Die Blutplättchen sind die „Notärzte“ unter den Blutzellen und für die Erstversorgung einer Blutung zuständig.
Bei gesunden Frauen und Männern liegt die Konzentration der Thrombozyten bei 150.000 bis 400.000/µl.
Blutwert | Abkürzung | Männer | Frauen | Weitere Infos |
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Blutplättchen (Thrombozyten) | Thrombos | 150.000 bis 400.000 pro µl | 150.000 bis 400.000 pro µl | zu hoch |
Die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut ist hoch, aber nicht so hoch wie die Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Pro Mikroliter Blut liegt die Konzentration der Erythrozyten bei Frauen zwischen 4,3 und 5,2, bei Männern zwischen 4,8 und 5,9 Millionen. Viel niedriger ist dagegen die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). In einem Mikroliter Blut finden sich 4000 bis 10000 Leukozyten.
Ist die Anzahl der Blutplättchen im Blut erniedrigt, dann spricht man von einer Thrombozytopenie oder Thrombopenie. Für eine krankhafte Blutungsneigung sind überwiegend die Blutplättchen verantwortlich (plättchenbedingte Blutungsneigung). Typisch für eine gestörte Blutungsneigung durch Blutplättchen sind viele kleine, stecknadelkopfgroße Blutungen an Haut und Schleimhäuten Diese Blutungen werden Petechien genannt.
Eine recht häufige Ursache für einen Mangel an Blutplättchen ist eine Autoimmunerkrankung. Bei dieser Störung des Immunsystems werden Antikörper gebildet, die sich gegen die eigenen Blutplättchen richten. Es kommt zu einem einem verstärkten Abbau der Blutplättchen. Die Erkrankung ist unter den Begriffen idiopathische immunthrombozytopenische Purpura, Immunthrombozytopenie (ITP) oder Morbus Werlhof bekannt. In 80 Prozent der Fälle ist die Ursache der Erkrankung nicht bekannt. Wenn die Ursache einer Erkrankung nicht bekannt ist, dann verwenden Ärzte den Begriff idiopathisch. Diese Form wird auch primäre Immunthrombozytopenie genannt.
In 20 Prozent der Fälle wird eine Autoimmunerkrankung durch Medikamente oder andere Erkrankungen ausgelöst. Diese Form wird als sekundäre Thrombozytopenie bezeichnet. Der verstärkte Abbau von Blutplättchen ist eine immunulogische Reaktion gegen Medikamente wie Antibiotika, Entzündungshemmer oder Schmerzmittel. Nicht nur Medikamente, sondern auch einige Infektionskrankheiten wie Hepatitis, HIV oder andere virale Infektionen lösen eine sekundäre Thrombozytopenie aus.
Weitere bekannte immunologische Thrombozytopenien (nicht ITP) sind:
Nicht nur ein verstärkter Abbau von Blutplättchen, sondern auch ein erhöhter Verbrauch von führt zu einem Mangel (Thrombozytopenie). Die häufigsten Ursachen für einen erhöhten Verbrauch von Blutplättchen sind:
Ist die Produktion der Blutplättchen gestört, führt das auch zu einem Mangel an Thrombozyten im Blut (Thrombozytopenie). Ursachen dafür sind unter anderem:
Weitere Gründe, die zu einem Mangel an Blutplättchen führen, sind
Die Symptome einer Thrombozytopenie sind abhängig von der Anzahl der Thrombozyten. Je niedriger die Konzentration der Thrombozyten im Blut, desto höher und gefährlicher die Blutungsneigung. Nicht immer treten bei einem Mangel von Blutplättchen Symptome auf.
Anzahl der Thrombozyten/μl | Symptome |
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> 100.000 | Obwohl die Konzentration der Thrombozyten deutlich erniedrigt ist, ist die Blutungsneigung in der Regel nicht erhöht. |
50.000 bis 100.000 | Bei größeren Verletzungen kommt es zu verlängerter Blutung. |
30.000 bis 50.000 | Zu verlängerten Blutungen kommt es schon bei kleineren Verletzungen. Es treten kleine, stecknadelkopfgroße Blutungen auf (petechiale Blutungen). |
< 30.000 | Es kommt zu Spontanblutungen. An Haut und Schleimhäuten treten überall stecknadelkopfgroße Blutungen auf (disseminierte Petechien) |
Besonders stark ist die Blutungsneigung bei Patienten mit gleichzeitiger Gerinnungsstörung (Koagulopathie). Treten Gelenkblutungen auf, dann sollte der Arzt den Patienten auf eine Gerinnungsstörung untersuchen. Gelenkblutungen sind nicht typisch für Thrombozytopenien.
Wenn Blutungen auftreten und im Blutbild eine Thrombozytopenie festgestellt wird, dann muss der Arzt eine gründliche Befragung (Anamnese) durchführen.
Das sind einige der Fragen, die der Arzt dem Patienten stellen. Wichtig ist auch die klinische Untersuchung.
Im Rahmen der Untersuchung muss der Arzt auch eine Leukämie oder ein Lymphom ausschließen. Wird eine Thrombozytopenie festgestellt, dann müssen Grunderkrankungen, bei denen bekannt ist, dass sie eine Verminderung der Plättchenzahl auslösen, ausgeschlossen werden.
aktualisiert am 17.03.2020