Die Leukozyten („leukos“ altgriechisch: weiß; „cytos“ altgriechisch: Höhlung) oder weißen Blutkörperchen haben wichtige Funktion in der Abwehr von Fremdstoffen und Krankheitserregern. Nach Funktion und Gestalt werden sie in drei Untergruppen unterteilt:
Die Monozyten („monos“ altgriechisch: allein, einzig; „cytos“ altgriechisch: Höhlung) sind die größten Leukozyten. Sie sind sowohl an der spezifischen als auch an der unspezifischen Immunabwehr beteiligt und spielen damit eine wichtige Rolle in der Abwehr von Krankheitserregern.
Monozyten sind die größten Vertreter der Leukozyten. Sie werden im Knochenmark gebildet und von dort ins Blut freigesetzt. Dort zirkulieren sie nur zwei bis drei Tage. Im Anschluss wandern sie ins Gewebe aus (zum Beispiel Milz, Leber, Lunge, Knochenmark) und reifen dort zu sogenannten Makrophagen oder Fresszellen heran.
Hauptspeicherort der Monozyten ist die Milz. Bei Infektionen werden sie von hier in großer Zahl freigesetzt. Reife Makrophagen können Erreger (Bakterien, Viren, Parasiten) umschließen und in sich aufnehmen. Im Zellinneren haben sie Enzyme, die Fremdlinge abtöten und zerlegen. Damit sind sie Teil des unspezifischen (ungerichteten) Immunsystems. Sie beteiligen sich aber auch an der spezifischen (gerichteten, erlernten) Immunabwehr. Dafür präsentieren sie Teile der zerlegten Erreger an ihrer Oberfläche. Diese werden von anderen Zellen des Immunsystems erkannt, die daraufhin Antikörper produzieren, die gerichtet gegen diese Erreger vorgehen können.
Als Fresszellen können sie nicht nur Eindringlinge, sondern auch Zelltrümmer oder im Blut transportierte unerwünschte Stoffe (zum Beispiel LDL, Cholesterin, Tumorzellen) entsorgen.
Immunzellen | Aufgabe und Funktion |
---|---|
Monozyten | Vorläuferzellen der Makrophagen im Blut |
Makrophagen | Fresszellen im Gewebe und der Lymphflüssigkeit (Phagozytose) |
Mastzellen | Setzen nach Aktivierung Substanzen frei, die die Durchlässigkeit der Blugefäße verändert. Sind an allergischen Reaktionen beteiligt. Mastzellstabilisatoren werden verwendet, um allergische Reaktionen zu behandeln. |
Antigenrepräsentierende Zellen | Ermöglichen die Erkennung eingedrungener Erreger und leiten so die Immunantwort ein. |
Mit einem Durchmesser von bis zu 20 μm sind Monozyten die größten Vertreter der Leukozyten. Wie die anderen Leukozyten sind sie von kugelförmiger Gestalt. Im Zellinneren haben sie einen charakteristischen und namensgebenden („monos“ altgriechisch- einzig) großen, bohnenförmigen Zellkern. Bei der Entdeckung der Leukozyten hat man angenommen, dass die Granulozyten vielkernig sind. Erst später wurde erkannt, dass die Kerne miteinander in Verbindung stehen. Daher wurden die Monozyten zunächst als charakteristisch einkernig bezeichnet.
Wird im kleinen Blutbild eine Veränderung der Leukozytenzahl festgestellt, folgt im Differentialblutbild eine Aufschlüsselung der Leukozyten in ihre Untergruppen. Kleines Blutbild und Differentialblutbild ergeben zusammen das große Blutbild. Die Werte der Untergruppen werden auf die Gesamtleukozytenzahl bezogen. Außerdem werden die Zellen pro µl Blut ermittelt. Die Monozyten machen etwa 3 bis 7 Prozent der Gesamtleukozytenzahl aus und erreichen Werte von 285 bis 500 Monozyten pro µl Blut.
Eine Übersicht über das Differentialblutbild mit allen Normwerten (Referenzwerten) gibt folgende Tabelle:
Zellen | in Prozent | pro µl Blut | weitere Infos |
---|---|---|---|
Alle weißen Blutkörperchen (Leukozyten) | 100% | 4.000-10.000 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten (segmentkernig) | 50-70% | 3.000-5.800 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten (stabkernig) | 3-5% | 150-400 | |
Basophile Granulozyten | 0-1% | 15-40 | zu hoch zu niedrig |
Eosinophile Granulozyten | 1-4% | 50-250 | zu hoch zu niedrig |
Monozyten | 3-7% | 285-500 | zu hoch zu niedrig |
Lymphozyten | 25-45% | 1.500-3.000 | zu hoch zu niedrig |
Die Referenzwerte können sich von Labor zu Labor unterscheiden, fragen sie Ihren Arzt und lassen sie sich ihre Blutwerte erklären. Auch tageszeitliche Schwankungen können Einfluss auf die Ergebnisse nehmen.
Sind die Werte der Monozyten im Differentialblutbild erhöht, spricht man von einer Monozytose. Ursache hierfür sind häufig bakterielle Infektionen von Haut, Lunge, Darm, Harnwege, Wundinfektionen oder Infektionserkrankungen wie Keuchhusten, Tuberkulose, Syphilis, Brucellose. Auch Viruserkrankungen (zum Beispiel Grippe, Hanta Virus) oder Tropenkrankheiten (zum Beispiel Malaria, Schlafkrankheit, Tularämie) führen zu einer Monozytose. Die Erreger bewirken eine vermehrte Freisetzung der Monozyten ins Blut. Auch bösartige Erkrankungen des Blutes (zum Beispiel Monozytenleukämie, Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphom) oder Autoimmunerkrankungen (z.B. Morbus Crohn) erhöhen die Monozytenzahl. Monozyten steigen als Reaktion auf Verletzungen, Verbrennungen, Operationen oder Herzinfarkt. Eine besonders starke Erhöhung der Werte findet man bei der sogenannten Myelodysplasie. Eine Erkrankung des Knochenmarks, die mit einer gestörten Blutbildung einhergeht.
Sind die Werte der Monozyten zu niedrig, spricht man auch von Monozytopenie. Dies kommt sehr selten vor. Ursache können Erkrankungen des blutbildenden Systems (zum Beispiel Haarzellleukämie) sein. Auch abgesiedelte Tochtergeschwülste (Metastasen) von Tumoren, die sich im Knochenmark festsetzen, erniedrigen die Zahl der Monozyten. Meistens sind die Monozyten nicht alleine erniedrigt, sondern auch alle anderen Leukozyten. Grund sind beispielsweise chronische Erkrankungen des Immunsystems (HIV), Knochenmarksschädigungen durch Gifte oder die Einnahme von Cortison.
Das sogenannte MonoMAC-Syndrom ist eine Erkrankung, die durch einen Gendefekt, der sich auf das Knochenmark auswirkt, verursacht wird. Betroffenen fehlen die Monozyten vollständig. Ausgelöst wird die akute Erkrankung durch Mikroorganismen, besonders durch solche, die bei Gesunden keine Erkrankung hervorrufen. Die Symptome richten sich nach Art der Infektion und beteiligter Mikroorganismen. Außerdem haben Patienten mit dem MonoMAC-Syndrom ein erhöhtes Risiko bösartige Tumorerkrankungen zu entwickeln.
Werden im Rahmen einer Blutuntersuchung veränderte Monozytenwerte festgestellt, folgen Untersuchungen, um die Ursache zu finden.
Eine Monozytose tritt meist als Reaktion auf ein anderes Krankheitsgeschehen auf. Dies wird der Arzt im Patientengespräch und einer klinischen Untersuchung feststellen. Bei Verdacht auf eine Bluterkrankung oder Tumoren wird häufig eine Knochenmarkspunktion mit anschließender Untersuchung des Knochenmarks angefertigt. Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung. Dasselbe gilt für eine Monozytopenie.
Leiden Betroffene unter dem MonoMAC-Syndrom werden sie zunächst mit einem Antibiotikum gegen die Infektion behandelt. Durch eine Knochenmarkstransplantation kann die Erkrankung geheilt werden.
aktualisiert am 02.03.2023