Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sind damit Teil des Immunsystems. Den größten Anteil der weißen Blutkörperchen machen Granulozyten und Lymphozyten aus. Granulozyten sind Teil des angeborenen Immunsystems. Sie sind besonders an der ersten Abwehr von Bakterien, Pilzen oder Viren beteiligt. Sie bekämpfen die Erreger direkt nach Eintritt in den Körper. Lymphozyten gehören zum erworbenen Immunsystem (mit Ausnahme der natürlichen Killerzellen). Sie erkennen bestimmte Strukturen auf Eindringlinge, sogenannte Antigene und können so gerichtet Erreger angreifen und abtöten.
Kommt es zu erniedrigten Werten der Lymphozyten im Blut, wird dies als Lymphozytopenie oder Lymphopenie bezeichnet. Ursache können Autoimmunerkrankungen, bestimmte Viruserkrankungen oder auch Krebserkrankungen sein.
Lymphozyten machen einen Anteil von 25 bis 45 Prozent aller weißen Blutkörperchen aus. Unterschieden werden drei Unterarten:
Lymphozyten haben wichtige Aufgaben im Immunsystem, sie dienen zum Beispiel der Abwehr von Pilzen, Bakterien, Viren und Parasiten. Je nach Lymphozytenart werden diese Aufgaben unterschiedlich erfüllt:
Natürliche Killerzellen gehören im Gegensatz zu T- und B-Lymphozyten zum unspezifischen Immunsystem, sie vernichten infizierte Zellen und Tumorzellen schnell und ungerichtet.
B- und T-Lymphozyten haben spezielle Rezeptoren auf ihrer Oberflächen. Damit erkennen sie Antigene (artfremde Eiweißstoffe) und können dann gerichtet gegen sie vorgehen. Die Rezeptoren entwickeln sich während der Reifung der Lymphozyten nach dem Zufallsprinzip. Wird einem Lymphozyten sein Antigen präsentiert, vermehrt er sich im lymphatischen Gewebe. So wird eine ganze Armee an Zellen gebildet, die gerichtet gegen den Eindringling vorgehen. Da dies einige Zeit in Anspruch nimmt, kann es ein paar Tage dauern, bis die spezifische Immunabwehr einsetzt.
Wenn sie einen Feind einmal erkannt und bekämpft haben, können sie diesen bei erneutem Kontakt sofort identifizieren und schneller angreifen. Einige dieser Zellen entwickeln sich zu Gedächtniszellen sind Teil des immunologischen Gedächtnis. Das immunologische Gedächtnis macht Impfungen überhaupt erst möglich.
Ist die Zahl der weißen Blutkörperchen im kleinen Blutbild reduziert, dann folgt ein großes Blutbild, was das Differentialblutbild enthält. Im Differentialblutbild geht es darum festzustellen, welche Art von weißen Blutkörperchen tatsächlich reduziert ist. Diese Erkenntnis hilft, die Ursachen herauszufinden. Häufig sind die neutrophilen Granulozyten und die Lymphozyten dafür verantwortlich, dass die Gesamtleukozytenzahl zu niedrig ist (weiße Blutkörperchen zu niedrig).
Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Normalwerte im Differentialblutbild.
Weiße Blutkörperchen | Normalwert | in % | Weitere Infos |
---|---|---|---|
Alle weißen Blutkörperchen (Leukozyten) | 4000-10.000/µl | 100 % | Leukozyten zu hoch Leukozyten zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten (segmentkernig) | 3000-5800/µl | 50-70 % | Neutrophile zu hoch Neutrophile zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten (stabkernig) | 150-400/µl | 3-5 % | |
Basophile Granulozyten | 15-50/µl | 0-1 % | Basophile zu hoch Basophile zu niedrig |
Eosinophile Granulozyten | 50-250/µl | 1-4 % | Eosinophile zu hoch Eosinophile zu niedrig |
Monozyten | 285-500/µl | 3-7 % | Monozyten zu hoch Monozyten zu niedrig |
Lymphozyten | 1500-3000/µl | 25-45 % | Lymphozyten zu hoch |
Bei den Lymphozyten überwiegen die T-Lymphozyten deutlich mit einem Anteil von bis zu 85 Prozent.
Einen Vergleich der Werte für B- und T-Lymphozyten zeigt folgende Tabelle:
Lymphozyten-Art | pro Mikroliter Blut | in Prozent |
---|---|---|
T-Lymphozyten | 600 bis 3.000 | 61-85 % |
B-Lymphozyten | 70 bis 830 | 7-23 % |
Für erniedrigte Lymphozytenwerte können verschiedene Ursachen verantwortlich sein. Unterschieden werden:
Bei einer angeborenen oder primären Lymphozytopenie handelt sich um seltene Erbkrankheiten, die zu schweren Störungen des Immunsystems führen. Symptome treten bereits im frühen Kindesalter auf.
Eine erworbene oder sekundäre Lymphozytopenie ist wesentlich häufiger als die primäre. Auslöser können Störungen in der Bildung und Verteilung oder eine vermehrte Zerstörung der Lymphozyten sein.
Eine weitere Unterteilung erfolgt anhand der veränderten Referenzwerte, welcher Wert angegeben wird, ist laborabhängig:
Eine absolute Lymphozytopenie liegt vor, wenn die absolute Lymphozytenzahl unter 1000 Zellen pro Mikroliter Blut liegt.
Bei der relativen Lymphozytopenie liegen die Werte unter 20 Prozent der Gesamtleukozytenzahl bei gleichzeitiger Erhöhung der neutrophilen Granulozyten. Die Zahl der Lymphozyten ist nicht verändert.
Primäre Lymphotytopenien werden durch erbliche Erkrankungen des Immunsystems verursacht. Es handelt sich um sehr seltene Immundefekte, die bereits im Kleinkindalter auftreten. Beispiele sind Adenosin-Deaminase-Mangel (ADA), Gammaketten-Mangel oder Morbus Bruton.
Sekundäre Lymphozytopenien entstehen durch eine Entwicklungsstörung der Blutbildung im Knochenmark oder aufgrund einer verstärkten Zerstörung der Lymphozyten. Ursachen können sein:
Die Lymphozytopenie selber macht keine Symptome. Der Mangel an Lymphozyten führt in Verbindung mit der zugrundeliegenden Erkrankung häufig zu:
Kinder, die unter einem erblichen Immundefekt leiden und dadurch eine primäre Lymphozytopenie entwickeln, leiden unter häufigen Infektionserkrankungen und einer langsamen Entwicklung.
Ein klinischer Verdacht der Lymphozytopenie wird bei häufig wiederkehrenden untypischen Infektionserkrankungen gestellt. Bestätigt wird die Verdachtsdiagnose durch die Anfertigung von Blutbild und Differentialblutbild. Bei niedrigen Lymphozytenwerten werden weitere Blutuntersuchungen folgen, um herauszufinden, welche Unterart der Lymphozyten die Veränderung verursacht. Knochenmarkspunktion und -untersuchungen folgen, wenn der Verdacht einer Bildungsstörung im Knochenmark vorliegt.
Je nach Ursache werden folgende Maßnahmen getroffen:
Bei erworbenen Lymphozytopenien normalisieren sich die Blutwerte in der Regel, wenn die zugrunde liegende Grunderkrankung behandelt oder die Ursache beseitigt wurde.
aktualisiert am 02.03.2022