Lymphozyten sind Zellen, die zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gehören. Sie haben wichtige Funktionen in der Abwehr von Krankheitserregern und der Beseitigung von infizierten oder entarteten Zellen. Die Lymphzellen lassen sich in die T-Lymphozyten, die B-Lymphozyten und die natürlichen Killerzellen aufteilen. Die einzelnen Lymphozyten-Arten erfüllen jeweils andere Aufgaben.
Unter einer Lymphozytose versteht man die Erhöhung der Lymphozytenzahl im Blut. Ursache können Infektionen mit Bakterien, Viren oder Parasiten sein. Bei chronischen Erkrankungen, bestimmten Blutkrebsarten oder als Spätreaktion bei Entzündungen können die Lmyphozyten ebenfalls erhöht sein.
Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Sie werden im Knochenmark und im Thymus, einem Immunorgan innerhalb des Brustkorbs, gebildet. Die Lymphozyten wandern dann in die sogenannten sekundären Organe des lymphatischen Systems aus: Milz, Lymphknoten oder Mandeln (Tonsillen). Von hier aus gelangen sie bei Bedarf an Orte der Infektion oder Schädigung.
Es werden drei Lymphozytenarten unterschieden:
T-Lymphozyten sind mit 70 bis 80 Prozent die größte Untergruppe der Lymphozyten. Sie reifen im lymphatischen Gewebe (T für Thymus). Es gibt einige Unterformen der T-Lymphozyten. Sie können beispielsweise Zellen des Immunsystems bei der Bekämpfung von Krankheitserregern unterstützen (als T-Helferzellen) oder veränderte Zellen direkt abtöten (als zytotoxische T-Zellen) wie Tumorzellen beziehungsweise mit Viren infizierte Zellen. Sie sind Teil des spezifisches Immunsystem.
B-Lymphozyten machen einen Anteil von 20 bis 30 Prozent der Lymphozyten aus. Sie reifen ausschließlich im Knochenmark (B für bone marrow, den englischen Begriff für Knochenmark). Sie produzieren sogenannte Antikörper (Immunglobuline), also Stoffe, die gezielt artfremde Substanzen (Antigene) angreifen. Somit sind sie auch Teil des spezifischen Immunsystem. Außerdem unterstützen die B-Lymphozyten Zellen des unspezifischen Immunsystems bei der Erreger-Elimination.
Die natürlichen Killerzellen sind große Lymphozyten, sie entspringen ebenfalls aus einer Stammzelle im Knochenmark und zirkulieren später im Blut. Sie sind nach ihrer Aufgabe, infizierte Zellen oder Tumorzellen direkt anzugreifen und zu zerstören, benannt. Sie sind Teil des unspezifischen Immunsystems.
Als Teil des Immunsystems gehört zu den Aufgaben der Lymphozyten die Abwehr von Krankheitserregern wie Pilzen, Bakterien, Viren oder Parasiten. Außerdem können sie abnormale Zellen wie Krebszellen zerstören. Die drei Lymphozytenarten, B- und T Lymphozyten sowie NK-Zellen übernehmen verschiedene Aufgaben der Immunabwehr.
B- und T-Lymphozyten haben spezielle Rezeptoren auf ihrer Oberflächen damit erkennen sie bestimmte fremde Strukturen (Antigene) auf Zellen oder Erregern und vernichten diese. Die Rezeptoren entwickeln sich während der Reifung der Lymphozyten nach dem Zufallsprinzip. Wird einem Lymphozyten sein passendes Antigen präsentiert, vermehrt er sich im lymphatischen Gewebe. So wird eine ganze Armee an Zellen gebildet, die gerichtet gegen den Eindringling vorgehen. Da dies einige Zeit in Anspruch nimmt, kann es ein paar Tage dauern, bis die spezifische Immunabwehr einsetzt. Bis das spezifische Immunsystem seine Arbeit verrichten kann, versucht das unspezifische Immunsystem den Fremdling abzuwehren.
Wenn Lymphozyten einen Feind einmal erkannt und bekämpft haben, können sie diesen bei erneutem Kontakt sofort identifizieren und schneller angreifen. Sie werden daher auch Gedächtniszellen genannt und sind damit Teil des immunologischen Gedächtnisses.
T-Lymphozyten können andere Zellen des Immunsystems bei der Bekämpfung von Eindringlingen unterstützen, dann werden sie T-Helferzellen genannt. Sobald sie Antigene (körperfremde Eiweißstoffe) auf der Oberfläche von Eindringlingen erkennen, locken sie zum Beispiel B-Lymphozyten an, die mit ihren Antikörpern den Fremdkörper bekämpfen. Außerdem können T-Lymphozyten veränderte Zellen wie Krebszellen oder Zellen, die mit Viren infiziert sind, erkennen und direkt abtöten. Bei T-Lymphozyten, die diese Aufgabe erfüllen, handelt es sich um zytotoxische T-Zellen.
B-Lymphozyten produzieren Antikörper. Antikörper richten sich gezielt gegen Fremdsubstanzen (Antigene). Zusätzlich unterstützen die B-Lymphozyten Zellen des unspezifischen Immunsystems bei der Beseitigung von Erregern.
Natürliche Killerzellen vernichten mit Viren infizierte Zellen oder Tumorzellen. Sie haben keinen Rezeptor an ihrer Zelloberfläche, sondern arbeiten schnell und ungerichtet. Erkennen sie fremde oder entartete Zellen, docken sie daran an, setzen Stoffe frei, die deren Zellwand angreifen und schließlich den Zelltod auslösen. Sie sind im Gegensatz zu den anderen Lymphozyten damit Teil des unspezifischen Immunsystems.
In der Regel wird bei einer Routineblutuntersuchung ein kleines Blutbild angefertigt. Hier sind die Blutwerte für die Gesamtzahl von weißen Blutkörperchen (Gesamtleukozytenzahl) angegeben. Fallen Veränderungen der Werte auf, wird im Differentialblutbild eine Aufschlüsselung in die Untergruppen folgen. Dies gibt Hinweise auf die Ursache der Blutbildveränderung. Kleines Blutbild und Differentialblutbild bilden zusammen das große Blutbild. Die Leukozyten-Untergruppen werden im Verhältnis zur Gesamtleukozytenzahl (in %) und ihre Zellzahl pro Mikroliter (µl) Blut angegeben.
Eine Übersicht über das Differentialblutbild mit allen Normwerten gibt folgende Tabelle:
Zellen | in Prozent | pro µl Blut | weitere Infos |
---|---|---|---|
Alle weißen Blutkörperchen (Leukozyten) | 100 % | 4.000-10.000 | Leukozyten zu hoch Leukozyten zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten (segmentkernig) | 50-70 % | 3.000-5.800 | Neutrophile zu hoch Neutrophile zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten (stabkernig) | 3-5 % | 150-400 | |
Basophile Granulozyten | 0-1 % | 15-40 | Basophile zu hoch Basophile zu niedrig |
Eosinophile Granulozyten | 1-4 % | 50-250 | Eosinophile zu hoch Eosinophile zu niedrig |
Monozyten | 3-7 % | 285-500 | Monozyten zu hoch Monozyten zu niedrig |
Lymphozyten | 25-45 % | 1.500-3.000 | Lymphozyten zu niedrig |
Innerhalb der Lymphozyten überwiegen die T- Lymphozyten deutlich mit einem Anteil von bis zu 85 Prozent.
Folgende Tabelle gibt die Normalwerte der Lymphozyten wieder:
Immunzelle | pro Mikroliter Blut | in Prozent |
---|---|---|
T-Lymphozyten | 600 bis 3.000 | 61-85 % |
B-Lymphozyten | 70 bis 830 | 7-23 % |
Zu viele Lymphozyten werden als Lymphozytose bezeichnet, für zu wenige Lymphozyten wird der Begriff Lymphopenie verwendet.
Man unterscheidet zwei Formen der Lymphozytose:
Bei einer absoluten Lymphozytose ist die Gesamtzahl der Lymphozyten im Blut erhöht. Von einer absoluten Lymphozytose spricht man bei einer Lymphozytenzahl von über 4000 Zellen pro µl Blut. Häufig sind gleichzeitig weitere Zellreihen der weißen Blutkörperchen vermehrt (Leukozytose).
Bei einer relativen Lymphozytose ist der prozentuale Anteil der Lymphozyten an der Gesamtleukozytenzahl im Blut erhöht. Die Anzahl der Lymphozyten im Blut kann dabei normal sein. Der prozentuale Anteil kann erhöht sein, wenn eine Erniedrigung anderer Zellen im Differentialblutbild vorliegt. Eine relative Lymphozytose liegt vor, wenn der prozentuale Anteil der Lymphozyten an der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen über 50 Prozent beträgt.
Der größte Teil der Lymphozyten befindet sich bei Erwachsenen nicht in der Blutbahn, sondern in Knochenmark oder den lymphatischen Organen (Milz, Lymphknoten, Lymphorgane des Dünndarms und Thymus im Kindes- und Jugendalter). Kommt es zu einer Infektion oder Entzündung, steigen die Werte der Lymphozyten im Blut an.
Häufige Ursachen eine Lymphozytose sind:
Auftretende Symptome sind durch die Erkrankung selber, nicht durch die erhöhten Lymphozytenwerte verursacht und sind entsprechend vielfältig. Einige Beispiele sind:
Wenn in der Blutuntersuchung eine Lymphozytose festgestellt wird, wird das Blut unter dem Mikroskop das Blut genauer betrachtet, um Hinweise auf die Ursache zu bekommen. Während einer aktiven Erregerbekämpfung verändern Lymphozyten ihre typische Gestalt. Bei Viruserkrankungen sind die Lymphozyten durch den Virus aktiviert. Unreife oder veränderte Lymphozyten kommen bei Leukämie oder Lymphomen vor. Außerdem kann unter dem Mikroskop erkannt werden, ob es sich um eine Erhöhung der T-Lymphozyten, B-Lymphozyten oder NK-Zellen handelt. Das ist für die Ursachenfindung hilfreich.
Für die Krankengeschichte ist es wichtig, alle aufgetretenen Symptome oder Veränderungen wie Nachtschweiß, Fieber, vergangene Infektionen, Gewichtsverlust zu erwähnen. In der klinischen Untersuchung werden die Lymphknoten, Milz und Leber auf Größen- oder Formveränderungen untersucht.
Je nach Verdachtsdiagnose werden im Anschluss an die klinische Untersuchung weitere Tests folgen. Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Erkrankung oder dem Auslöser.
aktualisiert am 02.03.2022