Blut ist zusammengesetzt aus den festen Bestandteilen und dem flüssigen Teil. Die festen Bestandteile werden durch die Zellen gebildet. Der flüssige Anteil des Blutes ist das Blutplasma. Es besteht zu 90 Prozent aus Wasser mit darin gelösten Stoffen wie Proteinen, Hormonen, Stoffwechselprodukten und Nährstoffen. Der Hämatokrit beschreibt den Anteil zellulärer Bestandteile am Gesamtblut. Damit ist der Hämatokrit-Wert ein Indikator für die Fließeigenschaften des Blutes.
Folgende Blutzellen bilden den zellulären Anteil des Blutes:
Ändert sich die Anzahl dieser Zellen, ändert sich auch der Hämatokrit-Wert.
Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) machen mit fast 99 Prozent den größten Anteil an Zellen im Blut aus. Thrombozyten und Leukozyten zusammen nur etwa 1 Prozent. Der Hämatokrit ist daher hauptsächlich von der Konzentration der roten Blutkörperchen abhängig. Er wird beeinflusst durch Blutbildung, Flüssigkeitshaushalt oder Blutverlust.
Ein hoher Hämatokrit deutet auf einen reduzierten Flüssigkeitshaushalt hin, die Fließeigenschaften des Blutes sind entsprechend reduziert (das Blut ist zäh). Dies kann beispielsweise durch einen starken Flüssigkeitsverlust (Durchfall, Schwitzen) oder eine erhöhte Produktion von Blutzellen (bei verschiedenen Bluterkrankungen) verursacht sein.
Bei Routineblutuntersuchungen wird ein kleines Blutbild angefertigt, das unter anderem anzeigt, ob der Hämatokrit zu hoch oder zu niedrig ist. Damit lassen sich Rückschlüsse auf die Fließeigenschaften und den Flüssigkeitsgehalt des Blutes ziehen.
Der Wert ist hauptsächlich von der Konzentration der roten Blutkörperchen abhängig, die den größten Anteil an Zellen im Blut ausmachen (fast 99 Prozent). Daher wird der Hämatokrit besonders bei Verdacht auf Bluterkrankungen im Zusammenhang mit weiteren Blutwerten betrachtet.
Die Normalwerte des Hämatokrit sind:
Blutwert | Männer | Frauen |
---|---|---|
Hämatokrit | 40 - 54 % | 37 - 47% |
Durch Alter, Körperbau und weitere Einflussgrößen kann der Hämatokrit schwanken. Daher ist eine recht große Toleranzbreite bei den Normwerten angegeben. Männer haben einen höheren Gehalt an roten Blutkörperchen und damit auch einen höheren Hämatokrit als Frauen. Männliche Sexualhormone steigern die Wirksamkeit von Erythropoetin. Durch die höhere Muskelmasse haben sie auch einen erhöhten Sauerstoffbedarf.
Der Hämatokrit ist erhöht, wenn sich zu viele rote Blutkörperchen im Blut befinden (Polyglobulie) oder ein Flüssigkeitsmangel besteht (Austrocknung, Dehydration). Ein erhöhter Flüssigkeitsverlust kann Folge von Durchfallerkrankungen, Verbrennungen oder starkem Schwitzen bei gleichzeitig geringer Wasseraufnahme sein.
Folgende Ursachen führen zu einem erhöhten Gehalt an roten Blutkörperchen:
Bei einem erhöhten Hämatokrit ist das Blut durch den vermehrten Gehalt an roten Blutkörperchen dickflüssiger. Das Herz muss deutlich stärker arbeiten, um das Blut durch den Kreislauf zu pumpen. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko zur Bildung von Thrombosen mit entsprechenden Folgen wie Lungenembolie oder Schlaganfall.
Ist die Ursache des hohen Hämatokrit eine erhöhte Zahl roter Blutkörperchen (Polyglobulie), kommt es häufig zu folgenden Symptomen:
Wird der erhöhte Hämatokrit durch einen Flüssigkeitsverlust verursacht, stehen häufig die Symptome der Grunderkrankung im Vordergrund (Durchfall, Verbrennung). Außerdem kommt es zu:
Häufig kommt es zu einer Überschneidung der Symptome.
Fällt im kleinen Blutbild ein erhöhter Hämatokrit auf, wird zunächst eine klinische Untersuchung folgen, um eine mögliche Ursache zu erkennen. Der Arzt wird die Lunge und das Herz abhören, auf Hinweise einer Austrocknung achten (zum Beispiel bei stehenbleibender Hautfalte an der Hand) und nach weiteren Symptomen (Durchfall, Atemnot) fragen.
Nach einer ersten Verdachtsdiagnose gibt der Hämatokrit im Zusammenhang mit anderen Blutwerten weitere Aufschlüsse. Wichtige Blutwerte, die auch untersucht werden, sind:
Kann anhand der Blutwerte und in der klinischen Untersuchung noch keine Ursache für den hohen Hämatokrit gefunden werden, wird der Arzt weitere Untersuchungen durchführen. Zum Beispiel Röntgenaufnahmen des Brustkorbs, um Veränderungen der Lunge festzustellen oder Knochenmarksuntersuchungen bei Verdacht auf Knochenmarkserkrankungen.
Patienten, die unter einem starken Flüssigkeitsmangel leiden, sollten Infusionen erhalten. Gleichzeitig sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Ursache zu bekämpfen.
Ist die Ursache ein erhöhter Gehalt an roten Blutkörperchen, bekommen Patienten häufig einen Aderlass. Das bedeutet, ihnen wird gezielt eine gewisse Menge Blut entnommen und mit Flüssigkeit ersetzt. Dies soll vor allem verhindern, dass sich Blutgerinnsel durch das dickflüssige Blut bilden. Ziel der Therapie ist aber immer die Bekämpfung der Ursachen.
aktualisiert am 02.03.2023