Beim kleinen Blutbild und beim großen Blutbild wird auch der Hämatokrit (Hct, Hkt oder Hk) bestimmt und angegeben. Der Hämatokrit-Wert sagt aus, wie das Verhältnis zwischen festen und flüssigen Bestandteilen im Blut ist. Blut besteht aus Wasser, Plasma und den Blutzellen (rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen), den sogenannten zellulären Bestandteilen.
Der Hämatokrit ist ein Parameter, der eine Aussage über die Fließfähigkeit des Blutes zulässt. Je höher der Hämatokrit-Wert ist, umso dickflüssiger ist das Blut. Je dickflüssiger das Blut ist, umso langsamer fließt es. Die Gefahr für Thrombosen und Schlaganfälle steigt.
Unser Blut besteht aus flüssigen und festen Bestandteilen. Zu den festen Bestandteilen gehören die roten Blutkörperchen, die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen. 99,4 % der festen Bestandteile des Blutes sind rote Blutkörperchen (Erythrozyten). Aus diesem Grund lässt eine Veränderung des Hämatokrit-Werts Rückschlüsse über den Anteil der roten Blutkörperchen im Blut zu.
Der Hämatokrit-Wert kann sich aber auch verändern, wenn sich der Flüssigkeitshaushalt des Körpers verändert. Verliert der Körper Flüssigkeit (zum Beispiel durch starkes Schwitzen oder Durchfall), dann steigt der Hämatokrit-Wert. Das Blut wird dickflüssiger, weil dem Körper zu wenig Flüssigkeit zur Verfügung steht.
Der Anteil der Erythrozyten kann normal, erhöht oder vermindert sein und den Hämatokrit-Wert beeinflussen. Aber auch das zirkulierende Blutvolumen kann normal, erhöht oder vermindert sein und den Hämatokrit-Wert beeinflussen. In der Praxis ergeben sich neun Kombinationen, die aber unterschiedlich oft vorkommen.
Der Hämatokrit-Wert wird in Prozent angegeben. Bei Männern liegt der Hämatokrit-Wert zwischen 40 und 54 Prozent. Bei Frauen liegt der Hämatokrit-Wert zwischen 37 und 47 Prozent.
Blutwert | Männer | Frauen |
---|---|---|
Hämatokrit | 40 - 54 % | 37 - 47% |
Der Prozent-Wert gibt den Anteil der zellulären Bestandteile im Blut wieder. Er wird hauptsächlich durch Zentrifugation der Blutprobe bestimmt. Durch die schnelle Rotation der Zentrifuge trennen sich feste von flüssigen Bestandteilen im Blut. Anschließend kann man die Blutprobe auswerten.
Der Hämatokrit-Wert beschreibt das Fließverhalten des Blutes. In Kombination mit anderen Werten (Anzahl der roten Blutkörperchen, Hämoglobin und den Erythrozytenindizes (MCV, MCH, MCHC, RDW-Wert) lässt sich die Ursache einer Anämie eingrenzen. Der Hämatokrit kann zur Diagnose, aber auch zur Verlaufskontrolle einer Blutarmut (Anämie), einer Polyglobulie (zu viele Erythrozyten im Blut) und bei Störungen des Wasserhaushaltes einbezogen werden.
Ein niedriger Hämatokrit-Wert kann Herz und Kreislauf entlasten.
Der Hämatokrit-Wert wird auch als Paramater einbezogen, wenn es um die Entscheidung einer Bluttransfusion geht. Bei einem Hämatokrit-Wert von 15% (entspricht einem Hämoglobin-Wert von 6g/dl) wird zu einer sofortige Bluttransfusion geraten. Neben dem Hämatokrit und dem Hämoglobin-Wert spielt bei so einer Entscheidung der Zustand des Patienten eine Rolle.
Je höher der Hämatokrit-Wert ist (Hämatokrit zu hoch), umso höher ist der Anteil der roten Blutkörperchen im Blut. Der Hämatokrit-Wert ist bei folgenden Ursachen erhöht:
Ein längerer Aufenthalt im Hochgebirge führt zu einem Sauerstoffmangel. Das gleich der Körper mit einer erhöhten Bildung von Erythrozyten aus (Polyglobulie). Der Hämatokrit-Wert ist vorübergehend nach einem längeren Aufenthalt im Hochgebirge zu hoch. Den gleichen Effekt erzielen Leistungssportler, die versuchen ihre Leistung mit EPO (Hormon Erythropoetin) zu steigern.
Je niedriger der Hämatokrit-Wert ist (Hämatokrit zu niedrig), umso dünnflüssiger ist das Blut und umso niedriger ist der Anteil der roten Blutkörperchen im Blut. Der Hämatokrit-Wert ist bei folgenden Ursachen erniedrigt:
Durch Verletzungen und Operationen können Menschen viel Blut verlieren. Zunächst verliert der Körper im gleichen Verhältnis flüssige und feste Bestandteile. Der Hämatokrit-Wert ändert sich dadurch nicht, weil das Verhältnis zwischen flüssigen und festen Bestandteilen im Körper gleich bleibt. Der Körper gleicht zuerst den Flüssigkeitsverlust aus. Dadurch kommt es vorübergehend zu einem niedrigen Hämatokrit-Wert. Das Verhältnis zwischen flüssigen und festen Bestandteilen im Blut verändert sich zu Gunsten der flüssigen Bestandteile. Erst nach und nach wird die Produktion der roten Blutkörperchen (Erythropoese) gesteigert. Der Hämatokrit-Wert nimmt wieder normale Werte an.
Ein niedriger Hämatokrit-Wert kann für den Arzt ein Hinweis auf eine Blutarmut (Anämie) sein. Um sich ein Urteil zu bilden, muss er sich weitere Blut- und Laborwerte ansehen und in einigen Fällen auch weitere Untersuchungen veranlassen. Abhängig von der Art der Anämie ist auch die Behandlung. Ist nur der Hämatokrit-Wert erniedrigt, kann das ein Hinweis auf eine Überwässerung sein (zum Beispiel durch exzessives Trinken von Wasser).
Auch bei einem zu hohen Hämatokrit-Wert muss der Arzt diesen Wert in Kombination mit anderen Blut- und Laborwerten betrachten. Bei einer Polyglobulie (zu viele Erythrozyten im Blut) ist es möglich, den Hämatokrit-Wert durch einen Aderlass zu senken. Bei einem Aderlass wird über eine Vene Blut abgelassen. Zu hohe Hämatokrit-Werte können auch auf einen Flüssigkeitsmangel hinweisen. Ist nur der Hämatokrit-Wert erhöht, dann kann es ausreichend sein, den Patienten dazu zu bewegen, mehr zu trinken.
aktualisiert am 19.02.2022