Veranlasst der Arzt ein kleines Blutbild, dann werden auch die Erythrozytenindizes ermittelt. Das sind Werte, die eine Aussage über den Zustand der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ermöglichen. Sie werden auf Basis der Anzahl der Erythrozyten, der Hämoglobin-Konzentration (roter Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen) und des Hämatokrit (Indikator für die Fließfähigkeit/Viskosität des Blutes) abgeleitet.
Zu den Erythrozytenindizes gehören:
MCV ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung mean corpuscular volume. MCV ist ein Parameter, der das durchschnittliche Volumen eines einzelnen roten Blutkörperchens angibt. Dieser Wert informiert also über die Größe der roten Blutkörperchen. Der Wert ist wichtig, um die Ursache einer Anämie zu ermitteln. Wird bei einem Patienten eine Blutarmut (Anämie) festgestellt, dann hilft dieser Laborwert gemeinsam mit den anderen Erythrozytenindizes, die Art der Anämie festzustellen.
Der MCV-Wert wird in Femtoliter (fl) angegeben. Ein Femtoliter entspricht einem Milliardstel Milliliter. Bei Männern und bei Frauen liegt der Normalwert zwischen 78 und 94 fl.
MCH ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung mean corpuscular hemoglobin. MCH ist ein Parameter, der die durchschnittliche Menge von rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) eines einzelnen roten Blutkörperchens angibt. Hämoglobin ist für den Sauerstofftransport verantwortlich. Ist zu wenig Hämoglobin im Blut vorhanden, dann ist die Sauerstoffversorgung des Körpers nicht optimal. MCV und MCH sind in der Kombination wichtige Werte, um die Art einer Anämie einzugrenzen.
Der MCH-Wert wird in Piktogramm angegeben. Ein Piktogramm ist ein Billionstel Gramm. Bei Männern und bei Frauen liegt der Normalwert zwischen 28 und 34 pg.
Der MCHC ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung mean corpuscular hemoglobin concentration. MCHC ist ein Parameter, der die durchschnittliche Konzentration des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) in allen roten Blutkörperchen angibt. Der MCHC wird aus dem Quotienten von Hämoglobin im Verhältnis zum Hämatokrit gebildet. In der Praxis hat der MCHC eine geringe Bedeutung. Er wird vor allem zur Plausibilitätsprüfung im Labor verwendet, wenn andere Werte Unregelmäßigkeiten zeigen.
Der MCHC wird in die Gramm pro Deziliter angegeben. Ein Deziliter entspricht einem Zehntel Liter. Bei Männern und Frauen liegt der Normalwert zwischen 30 und 36 g/dl.
RDW steht für die englische Abkürzung red cell distribution width. RDW ist ein Parameter für die Erythrozytenverteilungsbreite (EVB). Er lässt erkennen, wie die Größenstreuung der roten Blutkörperchen ist. Sind die Blutkörperchen eher gleich (isozytär) oder unterschiedlich groß (anisozytär)? Ist dieser Wert stark erhöht, dann ist das ein Hinweis auf das Vorliegen bestimmter Anämien. Ist der Wert erniedrigt, dann hat er keine Relevanz für die Diagnose.
Der RDW-Wert wird in Prozent angegeben. Bei Männern und Frauen liegt der Normwert zwischen 11,9 Prozent und 14,5 Prozent.
Zusammenfassend eine Übersicht der Normalwerte aller Erythrozytenindizes:
Blutwert | Männer | Frauen |
---|---|---|
MCV | 78-94 fl | 78-94 fl |
MCH | 28-34 pg | 28-34 pg |
MCHC | 30-36 g/dl | 30-36 g/dl |
RDW | 11,9-14,5 % | 11,9-14,5 % |
Diese Angaben können sich von den Angaben des Laborbefundes unterscheiden. Labore haben unterschiedliche Messverfahren und -geräte. Entscheidend für die Beurteilung ist der Referenzbereich, der im Laborbefund angegeben ist.
Bei den Erythrozytenindizes geht es darum, Größe, Form und Zusammensetzung der roten Blutkörperchen zu beurteilen. Einzeln sind die Werte nicht so aussagekräftig. Um die Werte interpretieren zu können, müssen sie zusammen betrachtet werden, aber auch im Verhältnis zu anderen Blutwerten, wie Hämoglobin, Hämatokrit und die Zahl der Erythrozyten.
Die Erythrozytenindizes helfen dem Arzt, die Form der Anämie einzugrenzen. Es gibt viele unterschiedliche Anämien, die sich auch unterschiedlich auf die Werte auswirken.
Laborwert | Abkürzung | Bedeutung |
---|---|---|
MCV | Mean Corpuscular Volume | MCV ist das durchschnittliche Volumen eines einzelnen roten Blutkörperchens. |
MCH | Mean Corpuscular Hemoglobin | MCH ist die durchschnittliche Menge von rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin), die in einem einzelnen roten Blutkörperchen enthalten ist. |
MCHC | Mean Corpuscular Hemoglobin Concentration | MCHC ist die durchschnittliche Konzentration von rotem Blutfarbstoff in allen roten Blutkörperchen. |
RDW | Red Blood Cell Distribution Width | RDW zeigt an, wie die Größenstreuung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ist. |
Abhängig von den Werten MCV und MCH spricht man von einer mikrozytären, hypochromen oder einer makrozytären, hyperchromen Anämie.
Sind MCV und MCH zu niedrig, dann spricht man von einer mikrozytären, hypochromen Anämie. Das bedeutet, dass die Erythrozyten sehr klein sind und zu wenig Hämoglobin haben. Die häufigste Ursache für eine mirkozytäre, hypochrome Anämie ist die Eisenmangelanämie. Der Mangel an Eisen führt zu einer verminderten Hämoglobinproduktion. Eisen ist für die Hämoglobinproduktion essenziell. Das wiederum führt dazu, dass die Erythrozyten zu klein sind.
Weitere Ursachen für eine mikrozytäre, hypochrome Anämie sind (MCV↓, MVH↓):
Sind MCV und MCH zu hoch, dann spricht man von einer makrozytären, hyperchromen Anämie. Das bedeutet, dass die Erythrozyten größer als normal sind und zu viel Hämoglobin enthalten. Dadurch, dass sie zu viel Hämoglobin enthalten, sind sie auch stark gefärbt. Die häufigste Ursache dafür ist ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure. Eine Vitamin-B12-Mangel kommt unter anderem bei veganer Ernährung vor. Ein Folsäure-Mangel findet sich häufiger bei Alkoholikern und bei Schwangeren, die einen erhöhten Bedarf an Folsäure haben. Bei diesen Formen der Anämie ist das Volumen der roten Blutkörperchen (MCV) erhöht und die Hämoglobinkonzentration jedes einzelnen roten Blutkörperchens ebenfalls erhöht. Die Hämoglobinkonzentration ist aber absolut gesehen nicht erhöht. MCHC, also das Verhältnis zwischen Hämoglobin und Hämatokrit ist normal.
Weitere Ursachen für eine makrozytäre, hyperchrome Anämie sind (MCV↑, MCH↑):
Sind MCV und MCH im Normbereich, dann spricht man von einer normozytären, normochromen Anämie. Natürlich trifft das nur zu, wenn andere Laborwerte wie die Anzahl der Erythrozyten auf eine Anämie hinweisen. Bei dieser Form der Anämie sind die roten Blutkörperchen so groß wie sie sein sollten und haben so viel Hämoglobin wie normal ist. Wann aber tritt diese Form der Anämie auf? Diese Form der Anämie ist typisch für eine Blutung. Unter anderem tritt dieses Anämie nach ausgiebigen Operationen mit Blutverlust auf oder wenn durch einen Unfall der Patient viel Blut verloren hat. Auch eine hämolytische Anämie zeigt sich als normozytäre, normochrome Anämie. Das ist eine Form der Anämie, bei es zu einer Zerstörung der roten Blutkörperchen kommt.
Weitere Ursachen für eine normozytäre, normochrome Anämie sind (MCV→, MCH→):
Ein hoher RDW-Wert ist ein Ausdruck für ungleich große Erythrozyten. Das kommt bei verschiedenen Formen der Anämie vor, unter anderem bei einer hämolytischen Anämie, bei einer Eisenmangelanämie, bei einer Vitamin-B12-Mangel-Anämie und bei einer Kugelzellanämie. Einen hohen RDW-Wert findet man auch bei der Osteomyelofibrose, eine Erkrankung der blutbildenden Stammzellen.
Die Erythrozytenindizes sind wichtige Laborwerte, um eine Anämie zu klassifizieren. Um beurteilen zu können, welche Form der Anämie vorliegt, müssen weitere Werte untersucht werden. Zum Beispiel ist ebenso wichtig die Anzahl der Retikulozyten, also der jungen roten Blutkörperchen, zu untersuchen. Natürlich wird der Arzt versuchen, den Grund der Anämie herauszufinden. Wichtig ist, dass er eine akute Blutung im Magen-Darm-Trakt ausschließt. Bei Eisen-, Folsäure- oder Vitamin B12-Mangel können Tabletten verabreicht werden. Bei ausgeprägten Anämien werden die Patienten ins Krankenhaus eingewiesen, um die Ursache der Anämie zu finden.
aktualisiert am 19.02.2022