Viele Menschen geraten in Panik, wenn sie an ihrem Unterarm einen hellroten Strich entdecken, der in Richtung des Herzens verläuft. Der Grund ist folgender: Es existieren zwei verschiedene Erkrankungen, die umgangssprachlich Blutvergiftung genannt werden. Seit vielen Jahren herrscht der Irrglaube, bei einem roten Strich am Arm handle es sich um die weitaus gefährlichere der beiden Erkrankungen, die als Blutvergiftung bezeichnet werden: die Sepsis. Sobald der Strich das Herz erreiche, bestehe Lebensgefahr. Allerdings ist der Strich am Arm kein Symptom einer Sepsis (Blutvergiftung), sondern weist auf eine Entzündung der Lymphgefäße hin (Lymphangitis). Dennoch sollte er ernst genommen werden. In seltenen Fällen weitet sich die Entzündung aus und führt zu einer gefährlichen Sepsis.
Unter der Haut verlaufen zahlreiche Lymphgefäße, die hin zu den Lymphknoten im Körper ziehen. Diese befinden sich auf dem Weg zur Körpermitte. Kommt es nun zu einer Infektion der Lymphgefäße, so nehmen diese aufgrund der Entzündung eine rote Farbe an. Die Gefäße erscheinen als hellroter Streifen der Haut, z. B. am Arm. Fälschlicherweise wird angenommen, dass der Strich direkt zum Herzen verläuft, obwohl er in Wahrheit zu den Lymphknoten führt. Tritt ein solcher Strich auf, sollte dennoch ein Arzt konsultiert werden, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden.
Die Symptome einer Entzündung der Lymphgefäße, die in der Fachsprache als Lymphangitis bezeichnet wird, zeigen sich folgendermaßen:
Sind die Lymphknoten von der Entzündung betroffen, schwellen diese an und sind druckempfindlich.
Damit sich die Entzündung nicht fortentwickelt, sollte sie schnell behandelt werden. Andernfalls kann aus der unbehandelten Lymphangitis tatsächlich eine Sepsis (Blutvergiftung) resultierten, die akut lebensbedrohlich ist. Um die eindeutige Diagnose zu stellen, wird der Arzt zunächst den Entzündungsherd und die Ursache suchen. Meist sind kleine Schnittwunden an den Armen, Schürfwunden oder Insektenstiche für die Infektion verantwortlich. Krankheitserreger schaffen es, durch die oberflächlichen Verletzungen in die Haut einzudringen, sodass sich die Gefäße entzünden.
Nach der Diagnose der Lymphangitis wird der Arzt in den meisten Fällen Antibiotika verschreiben. Zusätzlich sollten die Patienten die betroffenen Körperpartien schonen und ruhigstellen. Alkoholische Umschläge, die kühlend und desinfizierend wirken, sowie entzündungshemmende Salben unterstützen die Therapie. Darüber hinaus sollten die Betroffenen darauf achten, Hände und Füße hygienisch zu reinigen, damit keine weiteren Entzündungen drohen. Nach wenigen Tagen sollte die Entzündung abgeklungen sein, sodass die Betroffenen wieder ihrem gewohnten Alltag nachgehen können.
Selbst wenn es nur sehr selten vorkommt, dass sich die Lymphangitis zur Sepsis fortentwickelt, so besteht dennoch ein geringes Risiko. Sind sowohl die Lymphbahnen als auch die Lymphknoten entzündet, können Bakterien in die Blutbahn gelangen. Damit kann sich die Infektion auf den ganzen Körper ausbreiten. Zunächst merken die Betroffenen nicht unbedingt, dass sie an einer Sepsis (Blutvergiftung) leiden. Es zeigen sich Symptome wie Fieber und Schüttelfrost, die an eine Erkältung oder Grippe erinnern. Doch genau bei diesen Symptomen sollte man hellhörig werden, wenn beispielsweise eine Schnittverletzung oder ein Insektenstich am Arm besteht. Häufige Symptome einer Sepsis sind folgende:
Sollte der Arzt eine Sepsis vermuten, wird er den Patienten direkt ins Krankenhaus einweisen lassen. Die Sepsis ist äußerst gefährlich und muss sofort behandelt werden. Allein in Deutschland sterben jährlich über 50.000 Menschen an einer solchen Blutvergiftung. Im Krankenhaus entnimmt man den Patienten Blut und legt eine Blutkultur an. Außerdem wird das Blut untersucht, insbesondere auf die Hormon-Vorstufe Procalcitonin. Bei einer Sepsis ist der Wert deutlich erhöht, sodass man sehr schnell mit der Behandlung der Blutvergiftung beginnen kann. Bis der genaue Erreger bestimmt ist, vergehen oft mehr als 24 Stunden. Damit sich die Blutvergiftung allerdings nicht weiter ausbreitet, wird diese sofort mit einem Breitbandantibiotikum (Antibiotikum gegen viele verschiedene Erreger) behandelt. Sobald der genaue Erreger bestimmt ist, wird man mit der gezielten Therapie beginnen.
aktualisiert am 19.10.2020