Obwohl die Sepsis die dritthäufigste Todesursache in Deutschland ist, sind sich viele Menschen der Gefahr nicht bewusst. Gelangen Bakterien in die Blutbahnen und verursachen eine Blutvergiftung, befindet sich der menschliche Körper im Ausnahmezustand. Es besteht Lebensgefahr und die Patienten müssen intensiv behandelt werden, um am Leben erhalten zu werden. Daher ist es nur wenig verwunderlich, dass Betroffene häufig ein Leben lang mit Spätfolgen zu kämpfen haben. In einigen Fällen wird das Gehirn nachhaltig geschädigt, sodass Patienten nach der Sepsis-Therapie lebenslang auf fremde Hilfe angewiesen sind.
Damit es zu einer Blutvergiftung kommen kann, müssen Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und sich dort vermehren. Häufigste Ursache für diesen Sachverhalt sind Infektionen, die zunächst lokal begrenzt sind. Folgende Erkrankungen können unter anderem zu einer Sepsis führen:
Besonders wenn Betroffene ein schwaches Immunsystem besitzen, gelten sie als gefährdet. Wird die jeweilige Entzündung nicht sachgemäß behandelt oder verschlimmert sich im Laufe der Zeit, können Bakterien in den Blutkreislauf eindringen. Es kommt zu untypischen Anzeichen einer Sepsis, die oft zunächst keine Lebensgefahr vermuten lassen:
Betroffene müssen einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen, damit die Bekämpfung der Bakterien beginnen kann.
Um den Erreger zu bestimmen, wird der Arzt eine Blutkultur anlegen. Weil die Ergebnisse aus dem Labor meist erst nach mehreren Stunden vorliegen, erhalten Patienten in diesem Zeitraum ein Breitbandantibiotikum, das die weitere Entwicklung der Sepsis aufhalten soll. Dieses wirkt gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Bakterien. Es ist allerdings keine Seltenheit, dass die Antibiotika nicht anschlagen. Die Keime vermehren sich im Blutstrom und befallen mehrere lebenswichtige Organe. Fallen mindestens zwei Organe wie Leber, Nieren, Lunge oder Herz aus, so spricht man vom Multiorganversagen. Patienten werden ins künstliche Koma verlegt. Der Organismus wird durch lebenserhaltende Maßnahmen unterstützt.
Eine (schwere) Sepsis bedeutet für den menschlichen Organismus extreme Anstrengungen. Um den Körper zu unterstützen, leiten die meisten Ärzte das künstliche Koma ein. Doch der Überlebenskampf bleibt bei den Betroffenen nicht ohne Folgen. Viele Menschen berichten von furchterregenden Alpträumen während des Komas und traumatischen Erlebnissen. Einige Personen sind nach der Behandlung weiter auf therapeutische Hilfe angewiesen.
Ein weiteres Problem stellt die Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff dar. Ist die Lungenfunktion während der Blutvergiftung eingeschränkt, so kann das Gehirn unterversorgt sein. Deswegen ist es möglich, dass Patienten später unter eingeschränkter kognitiver Fähigkeit (Fähigkeit des Wahrnehmens/Denkens) leiden. Gedächtnisschwäche, Konzentrationsstörungen oder Taubheit können die Folge sein. Darüber hinaus verursacht ein Sauerstoffmangel in schweren Fällen, dass Teile der Gliedmaßen absterben und amputiert werden müssen. Manchmal handelt es sich lediglich um Fingerkuppen oder einzelne Fußzehen, in anderen Fällen müssen ganze Gliedmaßen wie Arme oder Beine operativ entfernt werden. Weiterhin kann es direkt nach Operationen zu bestimmten Bewegungsunfähigkeiten kommen. Patienten müssen Schritt für Schritt lernen, ihre Muskeln wieder gezielt einsetzen zu können.
Überdies können verschiedene Organe von den Bakterien beschädigt werden und ihre Funktionstüchtigkeit verlieren. So kann es sein, dass Betroffene nach überstandener Sepsis regelmäßig zur Dialyse müssen, weil die Nieren nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren. Auch Leber, Lunge oder Herz können im Rahmen einer Sepsis dauerhaft geschädigt werden. Langfristige Behandlungen können die Folge sein.
Patienten klagen über lange bestehende oder wiederholte Beschwerden, die vor der Blutvergiftung noch nicht vorhanden waren. Beispielsweise sind Auswirkungen wie Tinnitus (Ohrgeräusche), Migräne oder Kopfschmerzen mögliche Spätfolgen einer Sepsis.
Die Sepsis ist also nicht nur im akuten Zustand eine ernstzunehmende Erkrankung, sie kann auch schwerwiegende Langzeitfolgen nach sich ziehen. Viele Patienten sind nach der erfolgreichen Therapie ihr Leben lang auf Medikamente oder gar fremde Hilfe angewiesen. Nach der Bekämpfung der bakteriellen Ursachen warten zeitintensive Reha-Maßnahmen auf Betroffene. Viele Patienten sind selbst nach wochen- oder monatelanger Therapie immer noch nicht in der Lage, den Alltag oder das Arbeitsleben wieder selbstständig zu meistern.
aktualisiert am 02.03.2021