Ist ein Blutgefäß durch eine Verletzung irreparabel geschädigt, kann deren Überbrückung zur Gewährleistung der Blutzirkulation notwendig sein. Auch wenn sich die Gefäß-Enden nach einer Verletzung nur unter zu viel Spannung zusammenführen lassen, ist eine Gefäßüberbrückung angebracht. In vielen Fällen kann mit körpereigenem Gewebe überbrückt werden. Besonders häufig werden Venensegmente aus den Beinen verwendet, um Abschnitte sowohl von Venen als auch von Arterien zu ersetzen. Steht kein geeignetes körpereigenes Material für diese Gefäßtransplantation zur Verfügung, können auch Gefäßprothesen zum Einsatz kommen.
Der Einsatz einer Gefäßprothese ist immer dann notwendig, wenn das ursprüngliche Gefäß auf andere Weise nicht mehr rekonstruiert werden kann. Die Verengung eines Blutgefäßes zählt ebenso zu den möglichen Gründen für eine Gefäßprothese wie dessen krankhafte Erweiterung, das sogenannte Aneurysma.
Zwar besteht die Möglichkeit bei Gefäßverengungen, durch deren Aufweiten mithilfe eines Ballons und dem anschließenden Einsetzen einer Drahtstütze (Stent) die Funktion wiederherzustellen. Diese Methode hat jedoch ihre Grenzen und funktioniert bei stark vorangeschrittenen Verengungen oder kompletten Venenverschlüssen nicht mehr. In diesen Fällen muss dann eine Umleitung um die Verschlussstelle gelegt werden. Prominentestes Beispiel hierfür ist die Bypassoperation am Herzen bei drohendem oder erfolgtem Verschluss einer Arterie.
Gefäßprothesen werden aus Kunststoffen gefertigt. PET (Polyethylenterephthalat) findet ebenso Verwendung wie PTFE (Polytetrafluorethylen). Sind besonders große Blutgefäße von einer Schädigung betroffen, ist meist PET das Material der Wahl. Die Aorta ist ebenso ein Einsatzgebiet wie die Beckenarterien oder die Oberschenkelarterien. Kleinere Gefäße werden vorzugsweise mit PTFE-Prothesen versorgt. Auch für Bypässe ist dieser Kunststoff geeignet. Die Innenseite der Gefäßprothese wird nach und nach mit einer Schicht aus Blutplättchen und Fibrin ausgekleidet. Diese wird, in Analogie zu ihrer natürlichen Entsprechung, Pseudointima genannt.
Wie lange hält so eine Prothese? Diese Frage hängt ganz entscheidend vom Durchmesser des betroffenen Blutgefäßes ab. Allerdings ist nicht, wie man mutmaßen könnte, der Erfolg bei besonders kleinen Blutgefäßen am größten, sondern umgekehrt. Je größer der Durchmesser der Gefäßprothese ist, desto länger dauert ihre Funktionstüchtigkeit an. Rund 90 Prozent aller Prothesen im Bereich der Aorta und den unmittelbar anschließenden Gefäßen ist nach fünf bis zehn Jahren noch funktionstüchtig. Verringert sich der Durchmesser allerdings unter sechs bis acht Millimeter, sind nach fünf Jahren bereits über 50 Prozent der Prothesen in keinem guten Zustand mehr.
aktualisiert am 05.10.2023