In der Folge von Unfällen oder nach der Einwirkung von Gewalt treten nicht selten Verletzungen der Blutgefäße auf. Die Venen, die das Blut von den Extremitäten und inneren Organen zur Lunge und zum Herzen befördern, können von Verletzungen ebenso betroffen sein wie die Arterien, die den Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgen.
Neben stumpfen Verletzungen, die sich oft auf die inneren Schichten eines Blutgefäßes beschränken, kann es zu scharfen Gefäßverletzungen kommen. Bei diesen ist die Gefäßwand von außen her beschädigt oder auch komplett durchtrennt. Besonders wenn eine größere Arterie von einer scharfen Verletzung betroffen ist, kann es zur Mangelversorgung der Extremitäten (Gliedmaßen) oder anderer Körperregionen und im Extremfall auch zum Tod durch Verbluten binnen Minuten- oder Sekundenfrist kommen.
Bei einer stumpfen Gefäßverletzung sind die Gefäßwände durch eine Quetschung oder Dehnung in Mitleidenschaft gezogen. Von ihr betroffen sind zunächst die inneren, Intima und Media genannten Gefäßschichten, aber auch die völlige Zerstörung der Gefäßwand infolge einer stumpfen Verletzung ist möglich. Eine typische stumpfe Verletzung ist die Platzwunde, die über knöchernen Stellen wie z. B. auf dem Schädel vorkommt. Hier kann mitunter eine starke Blutung entstehen, je nachdem, wie stark die Blutgefäße betroffen sind.
Kommt es bei der stumpfen Gefäßverletzung zum Einreißen der Intima (der innersten Schicht), besteht die Gefahr, dass sich diese partiell von der Media (mittleren Schicht) löst und den Blutfluss in dem betroffenen Gefäß stark herabsetzt oder sogar unterbricht. Dann droht die Unterversorgung der zu versorgenden Körperregion. Das Absterben von Körpergewebe und eine Amputation können die Folgen sein.
Wird ein Gefäß von außen her durch Fremdeinwirkung verletzt, spricht man von einer scharfen Gefäßverletzung. Ursachen sind Unfälle, Schnitt-, Stich- oder Schussverletzungen. Die Verletzung kann das Gefäß nur oberflächlich beschädigen, dieses eröffnen oder aber auch ganz durchtrennen. Während die Verletzungen kleinerer Blutgefäße meist spontan abheilen, kann es bei großen Gefäßen zu gefährlichen inneren und äußeren Blutungen kommen.
Wird beispielsweise die Aorta oder unmittelbar angrenzende Gefäße verletzt, droht dem Betroffenen innerhalb kürzester Zeit der Tod durch Verbluten. Bei weniger zentral liegenden Gefäßen kann die scharfe Verletzung aber ebenfalls gefährlich werden. Muss eine Blutung infolge einer scharfen Gefäßverletzung gestoppt werden, wird hierzu ein Druckverband angelegt. Das Abbinden von Extremitäten ist nicht mehr üblich, es bringt meist mehr Schaden als Nutzen.
aktualisiert am 30.06.2016