Eine Blutgefäßverletzung, bei dem das Blutgefäß eröffnet wird und es zu einer Blutung kommt, entsteht nicht immer durch eine Einwirkung von außen. Neben einer Verletzung durch Gewalt können Erkrankungen dazu führen, dass ein Gefäß platzt oder reißt oder es abnorm aus einem Gefäß blutet. Meist liegt eine längerfristige Vorschädigung vor.
Eine Gefäßverletzung ist in vielen Fällen die Folge einer konkreten mechanischen Einwirkung. Dazu gehören unter anderem Schnittwunden, Stichwunden, Platzwunden, Schürfwunden und Fremdkörper. Eine weitere Möglichkeit ist ein Bluterguss, der durch einen Schlag oder Stoß verursacht werden kann, wodurch Gefäße im Gewebe aufplatzen. Doch es gibt auch Erkrankungen, die spontan eine Blutung aus einem Gefäß bewirken können. Zu den häufigsten Ursachen abgesehen von einer "richtigen" Verletzung, wenn es aus einem Gefäß blutet, gehören:
Am gefährlichsten sind Verletzungen der Aorta, der Hauptschlagader. Hier kann es zu einem so raschen Blutverlust in den Körper hinein kommen, dass viele Patienten versterben. Auch eine Verletzung von größeren Arterien führt zu einem schnellen Blutverlust, der lebensbedrohlich werden kann. Es entsteht ein Kreislaufschock. Eine Blutung in den Körper hinein wird oft erst nicht erkannt und kann gerade deshalb gefährlich werden.
Eine Ruptur (ein Riss) der Aorta ist vor allem durch zwei Erkrankungen möglich, das Aortenaneurysma und die Aortendissektion.
Ein Aortenaneurysma ist die Aussackung der Wand dieser großen Schlagader. Je größer die Erweiterung des Gefäßquerschnittes an der Stelle ist, desto höher ist die Gefahr, dass die Aorta dort reißt. Um dies zu verhindern, ist eine Operation zum Einsatz einer Gefäßprothese erforderlich. Diese kann als offene OP oder als Eingriff durch das Gefäßsystem erfolgen. Die OP hat zwar selbst ihre Risiken, die aber in Kauf genommen werden müssen, um eine spätere Blutung zu vermeiden. Männer sind wesentlich häufiger von Aortenaneurysmen betroffen als Frauen. Eine Gefährdung, ein Aneurysma zu entwickeln, wird durch Erkrankungen wie Arteriosklerose, Bluthochdruck, Infektionskrankheiten (Syphilis, Tuberkulose) oder Erbkrankheiten erhöht.
Eine Aortendissektion ist die Aufspaltung der Gefäßwand der Aorta in mehrere Schichten. In der Regel reißt dabei die innere Schicht ein und Blut gelangt zwischen diese und die äußeren Schichten. Die Gefahr einer Ruptur (Riss) der Stelle mit nachfolgender massiver innerlicher Blutung ist akut erhöht. Auch hier kann eine Operation erforderlich sein. Eine Aortendissektion wird begünstigt durch Bluthochdruck, durch erbliche Erkrankungen, die das Gewebe in den Gefäßen schwächen (z. B. Marfan-Syndrom), Drogenkonsum sowie Schwangerschaft.
Ein Aneurysma kann auch an anderen Arterien als der Hauptschlagader (Aorta) auftreten. Die Arterien-Aneurysmen können ebenfalls reißen und Blutungen verursachen. Schwerwiegend ist beispielsweise ein Aneurysma an einer Beckenarterie. Eine besondere Gefahr bedeutet ein Aneurysma an Arterien, die im Bereich des Gehirns liegen. Dann ist eine Hirnblutung möglich, welche zugleich eine Form des Schlaganfalls ist. Die Blutung kann hier rasch zu bleibenden Schäden führen und lebensbedrohlich sein. Anzeichen einer Hirnblutung (beziehungsweise eines Schlaganfalls) sind neu auftretende Lähmungen, Sprachstörungen, Sinnesstörungen und Bewusstseinsstörungen. Bei diesen Symptomen sollte umgehend ein Notruf abgesetzt werden.
Bösartige Tumore (Krebs) oder lokal zerstörerisch wachsende Tumore (beispielsweise ein Basaliom) können Blutgefäße angreifen. Der Prozess wird als Arrosion bezeichnet. Dementsprechend kann das Gefäß sich an der Stelle öffnen und eine Arrosionsblutung entstehen.
Ähnliche Blutungen können als Ursache eine Entzündung haben. Ebenfalls kann ein Geschwür sich bis auf ein Blutgefäß ausdehnen und damit ein geschädigtes Gefäß mit der Folge einer Blutung verursachen. Ein Beispiel ist das Magengeschwür. Die daraus möglicherweise entstehende Magenblutung macht sich durch Erbrechen von Blut (oft sehr dunkel) bemerkbar. Ein schneller Blutverlust führt zum Schock und es sollte sofort ein Notruf getätigt werden. Auch im Zwölffingerdarm oder anderen Anteilen des Darms kann die Gefäßwand geschädigt werden und eine Blutung auftreten. Die Folge ist eine Schwarzfärbung des Stuhls. Möglich ist im Magen-Darm-Trakt auch eine Sickerblutung, bei der nur langsam Blut austritt und es allmählich zu einer Blutarmut (Anämie) kommen kann.
Eine Lungenembolie ist der Verschluss eines Blutgefäßes der Lunge, meist durch ein verschlepptes Blutgerinnsel aus einer Beinvenenthrombose. Die Lungenembolie kann zu einer Blutung der Lunge führen, die sich durch ein Aushusten von Blut bemerkbar machen kann. Eine Lungenblutung kann aber auch andere Ursachen haben.
Erbkrankheiten wie der Morbus Osler können dazu führen, dass Blutgefäße sehr empfindlich sind und leicht von alleine platzen können. Im Falle des Morbus Osler sind kleinere Gefäße betroffen, die Erweiterungen (Teleangiektasien) aufweisen, welche rasch aufgehen können. Dazu zeigen sich oft knäuelartige Gefäßvermehrungen (Hämangiome).
Dermaßen anfällige Gefäße bilden sich auch bei anderen Erkrankungen. Bestimmte Tumore können Blutgefäße beinhalten, die besonders brüchig sind (beispielsweise das ansonsten gutartige Kavernom). Sie sind rasch anfällig dafür, auch ohne nennenswerte äußere Einwirkung aufzuplatzen. Es kommt dann zu einer Blutung, gegebenenfalls zu einer Hirnblutung mit den Auswirkungen eines Schlaganfalls.
Verschiedene Blutgerinnungsstörungen führen zu einer erhöhten Blutungsneigung. Betroffene bekommen aus den geringsten Anlässen Blutungen, oft wird dabei keine richtige Einwirkung bemerkt. Blutungen bleiben teils sehr lange bestehen. Die Gerinnungsstörungen sind manchmal angeboren (beispielsweise die Bluterkrankheit/Hämophilie), treten meist aber im Rahmen einer anderen Erkrankung auf (beispielsweise Lebererkrankung).
Bluthochdruck spielt ebenfalls eine Rolle bei der Entwicklung vieler Gefäßkrankheiten, aufgrund derer es zu Blutungen kommen kann.
Ein Diabetes bewirkt Schäden an Blutgefäßen, wenn der Blutzucker nicht richtig eingestellt ist. Kleine Blutungen können auftreten. Sie können sich beispielsweise im Auge an der Netzhaut bemerkbar machen (Diabetische Retinopathie) und dort weitere schwere Schäden bedingen. Es kommen auch andere mögliche Ursachen für eine Netzhautblutung oder eine Glaskörperblutung des Auges in Frage, welche zu einem dauerhaften Sehverlust führen können.
Eine auffällige Unterblutung im weißen Bereich des Auges hingegen ist normalerweise harmlos und entsteht durch ein geplatztes Äderchen. Ursachen können kräftiges Husten oder Niesen, starkes Pressen, aber auch Vorerkrankungen sein. Daher ist zumindest eine Abklärung auf Erkrankungen, die Blutungen begünstigen, sinnvoll.
aktualisiert am 11.12.2023