Ebenso wie eine Wunde in der Haut, kann eine Verletzung an einem Blutgefäß durch Vernähen wieder verschlossen werden. Das Ziel des Nähens ist die vollständige Blutungsstillung sowie das Wiederherstellen der Funktionstüchtigkeit des Gefäßes. Hierbei ist es besonders wichtig, dass die inneren Schichten der zu vernähenden Gefäßabschnitte exakt übereinander zu liegen kommen.
Ansonsten ist die Vorgehensweise bei der Gefäßnaht unterschiedlich. Je nach den Gegebenheiten kann es sich um die Naht mit einzelnen Fadenabschnitten (Einzelknopfnaht) handeln oder um eine fortlaufende Naht. Die Einzelknopfnaht wird vor allem bei Gefäßen von Kindern angewendet. Manchmal muss ein Gefäß-Ende verschlossen werden. Das geschieht - neben anderen Methoden wie elektrischem Strom (Kauterisierung) oder Fibrin-Kleber - durch eine Nahtmethode, die als Ligatur bezeichnet wird.
Eine große Gefahr bei der Versorgung von Blutgefäßverletzungen ist das versehentliche Abheben der Intima, also der innersten Gefäßschicht. In der Folge kann es zum Verschluss des Gefäßes mit gefährlichen Auswirkungen bis hin zum Absterben nicht mehr versorgter Gewebeareale kommen. Aus diesem Grund wird die Gefäßwand von innen nach außen vernäht. Dadurch wird die Intima an die Media (mittlere Schicht) gebunden und ihrem Ablösen entgegengewirkt. Eine weitere Gefahr beim Nähen von außen nach innen ist das Ablösen von so genanntem Plaque, also Ablagerungen auf der inneren Gefäßwand. Diese können, erst einmal abgelöst, in den Blutkreislauf gelangen und an anderer Stelle gefährliche Embolien hervorrufen. Mögliche Folgeerkrankungen sind mitunter sehr schmerzhafte Thrombosen oder aber auch, wenn sich ein solcher Pfropf im Bereich der Lunge festsetzt, eine Lungenembolie, die nicht selten tödlich endet.
Wird eine Kunststoff-Prothese mit einer Arterie vernäht, so wird die Prothese von außen nach innen und die Arterie von innen nach außen gestochen. Der Knoten kommt dann auf der Außenseite zu liegen. Die Stiche werden möglichst senkrecht zur Gefäßwand gesetzt, um unnötige Erweiterungen und damit verbundene Stichkanalblutungen zu verhindern. Der Faden wird unter stetigem, aber nicht zu starkem Zug gehalten. Wird der Zug zu stark ausgeübt, besteht die Gefahr des Einreißens und der Bildung von Einengungen. Bei zu locker geführtem Faden droht hingegen die Entstehung von undichten Stellen. Die so wichtige Führung des Fadens bei einer Gefäßoperation ist nicht alleine Sache des Operateurs. Er wird hierbei tatkräftig von seinem ersten Assistenten unterstützt, um ein bestmögliches Operationsergebnis zu erzielen.
aktualisiert am 16.03.2020