Steht die Gefahr eines Herzinfarkts oder einer anderen Schädigung des Herzens oder seiner Gefäße im Raum, kann eine Herzkatheteruntersuchung Aufschluss über Art und Umfang der Erkrankung geben. Dabei wird über ein ausreichend großes Blutgefäß, beispielsweise die Schlagader im Bein oder im Arm, eine Sonde in das Blutgefäßsystem bis in den Bereich des Herzens eingeführt. Bei der Punktion (Anstechen) des Blutgefäßes kommt es in etwa fünf Prozent aller Katheteruntersuchungen zu einer Blutgefäßverletzung.
Im harmlosen Fall tritt ein Blutergusses auf, der nicht weiter behandelt werden muss. Bei etwa zwei Prozent aller Katheteruntersuchungen tritt allerdings ein Pseudoaneurysma auf, bei dem es sich nicht (wie beim Aneurysma) um eine echte Ausbeulung des Gefäßes handelt, sondern vielmehr um einen der Arterie aufsitzenden Bluterguss. Dieser lässt sich mithilfe einer Ultraschalluntersuchung diagnostizieren und meist durch manuellen Druck von außen beheben.
Eine weitere Komplikation, die allerdings erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand zu der Katheteruntersuchung auftritt, ist die Ausbildung einer AV-Fistel (arterio-venöse Fistel). Hierbei wird neben einem arteriellen auch ein venöses Blutgefäß in Mitleidenschaft gezogen.
Es handelt sich um einen Kurzschluss zwischen einem Blutgefäß mit sauerstoffreichem Blut, das eine bestimmte Körperregion mit den benötigten Nährstoffen versorgen soll, und einem Blutgefäß zum Abtransport des abgereicherten Blutes in Richtung Lunge und Herz. Vereinfacht gesagt nimmt das Blut eine Abkürzung, ohne seine eigentliche Aufgabe erledigt zu haben, nämlich die Versorgung einer Körperregion sicherzustellen. Eine gefährliche Unterversorgung einzelner Organe oder Gewebeabschnitte kann die Folge sein. Diese kann bis zum Absterben ganzer Gewebeareale reichen.
Eine weitere Gefahr ist die Erhöhung des Drucks im venösen Gefäßsystem, da die Verbindung mit dem unter höherem Druck stehenden, arteriellen System nicht mehr über das Kapillarbett entkoppelt ist. Um den Kurzschluss im Blutkreislauf zu beheben, kann die Verbindungsstelle beispielsweise im Rahmen einer Embolisation (Verfahren zum Verschluss eines Blutgefäßes) verklebt oder durch Vernähen behoben werden.
aktualisiert am 05.10.2023