Eine Blutentnahme oder Blutabnahme ist notwendig, um die Blutwerte zu bestimmen. Die gewonnene Blutprobe wird im Labor untersucht. Bei der Blutuntersuchung handelt es sich um eines der wichtigsten ärztlichen Diagnoseverfahren. Die Blutabnahme gehört daher für den Arzt zu den Routinemaßnahmen. Sie erfolgt meist mit einer Hohlnadel aus einer oberflächlichen Vene, üblicherweise an der Ellenbeuge.
Info: Einen Unterschied zwischen Blutabnahme und Blutentnahme gibt es in diesem Zusammenhang nicht. Beide Begriffe stehen synonym für die Gewinnung einer Blutprobe aus dem menschlichen Körper.
Da das Blut durch fast den gesamten menschlichen Organismus gepumpt wird, gibt die Blutprobe Auskunft über den gesundheitlichen Zustand des Körpers allgemein sowie von einzelnen Organen. Deshalb gehört die Blutentnahme zu den Routineuntersuchungen. Sie wird beim Verdacht auf verschiedenste Krankheiten, aber auch als reine Kontrollmaßnahme vorgenommen.
Mit der Abnahme der Blutprobe und den folgenden Untersuchungen können Krankheiten festgestellt werden. Ebenfalls ist eine Verlaufskontrolle von Erkrankungen und deren Behandlung möglich.
Die Werte geben Hinweise auf unterschiedlichste Erkrankungen, unter anderem:
Die Blutabnahme eignet sich auch zum Test auf Alkohol oder Drogen, beispielsweise im Straßenverkehr.
Um Blut eines Menschen für weitere Untersuchungen verfügbar zu machen, muss es aus dem Körper gewonnen werden. Der Arzt kann Blut abnehmen, indem er eine Vene mit einer Kanüle (Hohlnadel) ansticht. Üblich ist eine Entnahme aus einer oberflächlichen Vene der Ellenbeuge, da an dieser Stelle die Schmerzempfindlichkeit sehr gering ist. Alternativ ist eine Blutabnahme aus einer Vene am Handrücken, am Bein, am Fuß oder an weiteren Stellen möglich. Bisweilen kann Blut auch aus einem schon vorhandenen Venenkatheter abgezapft werden, nachdem dieser gespült wurde, um nicht noch einmal stechen zu müssen.
An die Kanüle wird ein bestimmtes Röhrchen angeschlossen und Blut in dieses hineingezogen. Ist es gefüllt, kann es entfernt werden und ein weiteres Röhrchen angeschlossen werden. Je nachdem, welche Blutwerte bestimmt werden sollen, werden mehrere unterschiedliche Röhrchen befüllt. Spezielle Substanzen in den Röhrchen sorgen dafür, dass das Blut für die Laboruntersuchung vorbehandelt wird.
Manchmal muss Blut auf ähnliche Weise aus einer Arterie gewonnen werden. Vor allem dient die arterielle Blutentnahme zur Blutgasanalyse.
Für manche Zwecke ist es ausreichend, lediglich einen Tropfen Blut aus der Haut zu gewinnen, beispielsweise für die Blutzuckerbestimmung.
Bei einigen Anlässen zur Blutentnahme (zum Beispiel bei Blutzuckertest, Blutfettbestimmung) muss der Patient nüchtern bleiben. Das bedeutet, acht bis zwölf Stunden vor dem Blutabnehmen kein Essen und keine Getränke zu sich zu nehmen. Wasser trinken ist ausdrücklich erlaubt. Ob Medikamente eingenommen werden können, muss vorher abgesprochen werden. Die genauen Anweisungen gibt der Arzt. Ansonsten muss der Patient vor der Blutabnahme meist nichts beachten.
Soll die Blutentnahme an einer Vene am Arm erfolgen, so wird erst ein so genannter Stauschlauch um den Oberarm gelegt, eine Binde zum Aufstauen des Venenblutes. Die Haut wird desinfiziert. Nach kurzer Einwirkzeit wird eine Kanüle durch die Haut in flachem Winkel in eine nun gefüllte Vene eingestochen (Punktion).
Als Kanüle kann das herkömmliche Modell einer einfachen Hohlnadel oder ein schmetterlingsförmiges Nadelsystem mit Schlauchaufsatz (so genannte Butterfly-Kanüle) verwendet werden. Wenn sich die Nadel in der Vene befindet, wird mit einem spritzenartigen Proberöhrchen das Blut herausgezogen. Die Röhrchen lassen sich einfach aufstecken und abnehmen, so dass mehrere Proben abgenommen werden können. Es kann auch mit einem Vakuum-System gearbeitet werden, so dass das Blut von alleine in das Probenröhrchen fließt.
Nachdem die erforderliche Menge Blut gewonnen wurde, wird der Stauschlauch abgenommen. Die Nadel wird aus der Haut gezogen und sofort in einen Abwurfbehälter befördert. Mit einem Tupfer wird die kleine Blutung aus der Entnahmestelle gestillt. Üblicherweise bekommt der Untersuchte die Anweisung, mit dem Finger auf den Tupfer und die Einstichstelle zu drücken. Dadurch können Blutergüsse verhindert werden. Der Arm sollte dabei gestreckt gehalten werden. Bei Bedarf kann danach ein Pflaster aufgeklebt werden.
Insbesondere für eine so genannte Blutgasanalyse ist es notwendig, Blut aus einer Arterie abzunehmen. Dazu wird meist die Speichenarterie am Handgelenk (Unterseite) angestochen und das Blut mit einem Spezialsystem gewonnen.
Wenn bloß eine kleine Blutmenge benötigt wird, beispielsweise beim Blutzuckertest, so wird mit einer Nadel die Fingerbeere oder das Ohrläppchen eingestochen. Dann tritt ein Blutstropfen aus den Kapillaren (sehr kleine Blutgefäße) aus, der zur Bestimmung der Werte verwendet werden kann.
Einige Untersuchungen an den Blutproben können bereits in der Arztpraxis oder auf der Station im Krankenhaus erfolgen. Meist werden die Röhrchen aber in ein Labor geschickt.
Untersuchungen, die an einer Blutprobe vorgenommen werden, sind unter anderem:
Zu den wichtigsten Blutwerten gehören:
Ärzte dürfen Blut abnehmen, ebenso dürfen Zahnärzte oder auch Heilpraktiker bei entsprechenden Voraussetzungen eine Blutabnahme durchführen. Andere Mitarbeiter dürfen jedoch vom ärztlichen Personal mit dieser Aufgabe betraut werden. Damit können etwa Krankenpfleger, Arzthelfer oder Personal in Ausbildung wie Medizinstudenten Blut abnehmen. Der Arzt muss sichergehen, dass der Mitarbeiter genügend Kenntnisse hat und dazu in der Lage ist, Blut abzunehmen.
In den allermeisten Fällen gibt es keine schweren Komplikationen bei einer venösen Blutabnahme. Der Einstich ist klein. Mit etwas Schmerzen während des Nadelstichs muss gerechnet werden, auch wenn häufig kaum etwas davon gespürt wird. Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse können vorkommen, kleine Narben sind möglich.
Äußerst selten kann es zu Infektionen kommen oder ein Nerv kann geschädigt werden. Starke Schmerzen beim Stechen können darauf hinweisen, dass ein Nerv getroffen wurde.
Bei einigen Menschen kann die Situation des Blutabnehmens zu Schwindelgefühl oder im äußersten Fall zu einer kurzdauernden Ohnmacht führen. Auch wenn diese Reaktion (vasovagale Synkope) unangenehm ist, hat sie normalerweise keine schweren Folgen.
Ein weiteres Problem kann sein, dass beim ersten Einstich kein Blut gewonnen werden kann. Dies kann der Fall sein, wenn die Venen sehr dünn sind oder im Gewebe wegrutschen (so genannte Rollvenen). Gegebenenfalls muss der Einstich an einer anderen Stelle wiederholt werden.
Für das Personal besteht ebenfalls ein geringes Risiko. Durch eine mögliche Nadelstichverletzung kann sich die Blut abnehmende Person mit manchen Krankheitserregern infizieren (Hepatitis-Viren, HIV).
Einige Menschen haben Angst vor Nadeln und Spritzen, fürchten sich vor dem Einstich oder vor Blut. Eine gewisse Anspannung erlebt fast jeder Mensch, bevor die Nadel eingeführt wird. Doch bei Betroffenen mit Angst kommt es zu Auswirkungen wie Nervosität, Herzrasen, Schwitzen, Übelkeit, Panik, Schwindelgefühl oder Kreislaufstörungen. Daraus kann sich ein Vermeidungsverhalten entwickeln. Folgende Tipps können die Ängste reduzieren:
Falls sich die Angst vor der Blutabnahme trotz dieser Tipps nicht überwinden lässt, können psychotherapeutische Maßnahmen wie eine Verhaltenstherapie Besserung bringen.
Die Blutentnahme ist eine sehr aufschlussreiche Untersuchung, die in vielen Fällen sinnvoll ist. Anhand der Blutuntersuchung zeigt sich, welche Organe und Funktionen des Körpers verändert sind. Daraus ergibt sich, ob weitere Untersuchungen durchgeführt werden müssen und welche dies sind.
NHS – Blood tests: https://www.nhs.uk/conditions/blood-tests/ (online, letzter Abruf: 18.05.2023)
Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Zentrallabor – Blutentnahme: https://www.kgu.de/einrichtungen/kliniken/zentrum-der-inneren-medizin/zentrallabor/einsenderinfos/praeanalytische-hinweise/blutentnahme (online, letzter Abruf: 18.05.2023)
Universitätsklinikum Erlangen, Martin Mühlenweg, Luisa Segarra – Arbeitsanleitung venöse Blutentnahme: https://www.uk-erlangen.de/fileadmin/einrichtungen/medizin_1/dateien/ArbeitsanleitungBlutentnahmeMed109_ger.pdf (online, letzter Abruf: 18.05.2023)
University of Zurich, Markus Gnädinger, Christine Widmer, Barbara Schöbi, Hansruedi Stoll, Thomas Schnider, Andreas Huber – Die periphere venöse Punktion. Teil 1: Die diagnostische Venenpunktion: https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/80838/1/Gn%C3%A4dinger_Die_peripher_ven%C3%B6se_Punktion_Teil_1.pdf (online, letzter Abruf: 18.05.2023)
aktualisiert am 17.05.2023