Blindheit ist allgemein bekannt als ein nicht ausreichendes Sehvermögen. Dabei gibt es zwei recht unterschiedliche Begriffserklärungen für die Blindheit, nämlich einerseits eine gesetzliche und andererseits eine medizinische Definition. Nach der gesetzlichen Definition besteht die Blindheit dann, wenn die Sehschärfe (der Visus) kleiner als 0,02 ist oder das Gesichtsfeld sehr stark eingeschränkt ist (auf fünf Grad Restsicht oder weniger). Im Gegensatz dazu geht die medizinische Definition von einer vollständigen Erblindung (Amaurosis, Amaurose) aus, bei der nicht einmal mehr ein Lichteinfall oder verschiedene Lichtstärken wahrgenommen werden können.
Die Ursachen einer Blindheit können höchst unterschiedlich sein, doch stehen in den westlichen Ländern insbesondere Erkrankungen der Netzhaut (Retina) an erster Stelle.
Die Blindheit kann entweder von Geburt an bestehen oder erst im Verlauf des Lebens aus einer erworbenen Augenkrankheit heraus entstehen. Als Ursachen für eine angeborene Blindheit kommen in Betracht:
Bei den Ursachen für eine erworbene Blindheit spielt das Lebensalter eine große Rolle bei der Häufigkeitsverteilung. Die hierzulande häufigste Ursache ist insgesamt die so genannte altersabhängige Makuladegeneration (AMD). Sie ist für rund die Hälfte aller Erblindungen in Deutschland verantwortlich (häufigste Ursache ab dem Alter von 80 Jahren) und tritt in der Regel erst ab einem Alter von 70-75 Jahren ein. Betroffen ist hierbei der gelbe Fleck (Makula), eine Stelle in der Mitte der Netzhaut, die für das scharfe Sehen zuständig ist.
Die zweithäufigste Ursache für eine Erblindung ist die Erkrankung Glaukom (Grüner Star). Aufgrund eines zu hohen Augeninnendrucks entstehen allmählich Gesichtsfeldausfälle und schließlich eine Blindheit. Ebenfalls häufig tritt die diabetische Retinopathie als Erblindungsursache auf, eine Netzhauterkrankung durch Schädigung der Blutgefäße beim Diabetes mellitus (Zuckererkrankung). Die diabetische Retinopathie ist im mittleren bis nicht ganz so hohen Alter (zwischen 40 und knapp 80 Jahren) die häufigste Ursache für eine Blindheit. Unter 40 Jahren ist ein Gewebeuntergang des Sehnervs (Optikusatrophie) am häufigsten für eine Erblindung verantwortlich.
Erblindet ein Auge schlagartig, muss an einen Verschluss eines großen Gefäßes der Netzhaut (Arterienverschluss, Venenverschluss) oder des Sehnerven gedacht werden. Zu einer relativ raschen Erblindung kann daneben eine Netzhautablösung führen. Eine plötzliche Erblindung beider Augen ist selten und beruht meist auf schweren Verletzungen, wie beispielsweise einer Hirnblutung.
In armen Ländern steht eine Trübung der Augenlinse im Vordergrund bei Erblindungen, da dort oft nicht einfach eine Operation erfolgen kann. In diesen Regionen der Welt gibt es dazu noch eine Reihe infektiöser Ursachen, die dort häufiger zu einer Erblindung führen können. Dazu zählt zum Beispiel das Trachom, eine durch Chlamydien (spezielle Bakterien) hervorgerufene Entzündung oder die Wurmerkranung Schistosomiasis (Bilharziose).
Eine Vielzahl weiterer, seltenerer Störungen kann ebenfalls eine Blindheit hervorrufen.
Allen Formen beziehungsweise Ursachen von Blindheit ist gemeinsam, dass das Sehen nur noch äußerst schwach ist oder komplett fehlt. In den meisten Fällen entwickelt sich die Blindheit über Jahre hinweg. Die Sehkraft wird schwächer und die Lichtwahrnehmung ist zunehmend eingeschränkt. Je nach der Erkrankung kann es zu immer stärkeren Gesichtsfeldausfällen kommen, zu einer zunehmenden Beeinträchtigung der zentralen Sehschärfe oder auch zu einer stärker werdenden Trübung. Im Falle von Ursachen wie z. B. einem Gefäßverschluss im Bereich des Auges erfolgt die Erblindung schlagartig innerhalb weniger Sekunden. Bei einigen Störungen, die zur Blindheit führen, finden sich noch weitere Symptome oder auch Vorboten.
Da ein Mensch von einer fortschreitenden Erblindung im Alltag zunehmend eingeschränkt ist, bemerkt der Betroffene in der Regel den Sehverlust selbst. Der Augenarzt wird erst ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) durchführen. Mit einem genauen Sehtest und einer Gesichtsfelduntersuchung kann festgestellt werden, wie stark das Sehvermögen herabgesetzt ist. Es ist oft sinnvoll, die Pupillenreaktion zu testen. Um Erkrankungen als Ursache festzustellen, werden Untersuchungen wie die Betrachtung des Auges mitsamt Augenhintergrund und eine Augendruckmessung durchgeführt. Bei Unklarheit oder nicht direkt bei der augenärztlichen Untersuchung feststellbaren Ursachen kann ein bildgebendes Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) angewendet sowie eine neurologische Untersuchung durchgeführt werden. Einige Netzhauterkrankungen können mit einer Gefäßdarstellung des Augenhintergrundes (Fluoreszenz-Angiographie) besser beurteilt werden.
Die Behandlung der Erblindung orientiert sich zunächst an der Grundkrankheit. Genannt seien daher die Behandlungsmöglichkeiten einiger häufiger Erblindungsursachen. Blinde Patienten können von einer Reihe von Hilfsmitteln profitieren, so dass sie sich im täglichen Leben besser zurechtfinden.
Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) lässt sich in eine trockene und eine feuchte Form unterteilen. Die feuchte AMD ist mit Gefäßneubildungen verbunden und ist für den größten Teil der Erblindungen durch AMD verantwortlich. Einige Behandlungsmöglichkeiten sind die Laserbehandlung der unnatürlichen Gefäße (Laserkoagulation), eine spezielle Laserbehandlung mit Farbstoffeinspritzung (Photodynamische Therapie bei AMD) und Medikamente (auch als Injektion ins Auge).
Die diabetische Retinopathie (Netzhauterkrankung wegen Diabetes) lässt sich ebenfalls oft mittels Laserkoagulation und Injektion ins Auge behandeln. Wichtig ist auch die Therapie des Diabetes als ursächliche Erkrankung.
Ein Glaukom (Grüner Star, zu hoher Augeninnendruck) wird mit Augentropfen zur Drucksenkung behandelt. Manchmal werden auch Medikamente zum Einnehmen gegeben. Sollte die medikamentöse Behandlung nicht erfolgreich sein, wird eine Operation durchgeführt.
Gefäßverschlüsse im Auge werden unter anderem mit Infusionen behandelt, nur in ganz seltenen Fällen ist eine spezielle Therapie zur akuten Auflösung des Verschlusses (Lyse) geeignet. Längerfristig kann eine Laserbehandlung (Laserkoagulation) notwendig sein.
Weil die Behandlungsmöglichkeiten bei einer bereits erfolgten Erblindung begrenzt sind, ist es wesentlich, den Betroffenen Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen. Erblindete sollen ein möglichst eigenständiges Leben führen können. Zu den Hilfsmitteln gehören der Blindenstock, der Blindenhund sowie die Braille-Schrift (Blindenschrift). Manchmal sind vergrößernde Sehhilfen eine Option, um aus der Restsehschärfe noch etwas herauszuholen. In Städten haben die meisten Ampeln auch akustische Signale. Auch die akustische Aufbereitung von Inhalten (etwa spezielle Hörbücher oder Vorlese-Programme für barrierefreie Internetseiten) kann für Betroffene hilfreich sein.
Ebenso wie die Therapie ist auch der Verlauf der Erblindung von der Grunderkrankung abhängig. In vielen Fällen lässt sich die Erblindung nicht rückgängig machen beziehungsweise das Sehen nicht wieder bessern. Ansonsten kann die Erkrankung unterschiedlich verlaufen. Die alterabhängige Makuladegeneration ist eine fortschreitende Erkrankung, die aber in der Regel nicht zur vollständigen Erblindung, jedoch meist zum Verlust der Lesefähigkeit führt. Bei der diabetischen Retinopathie gibt es eine langsam und eine schnell fortschreitende Verlaufsform. Bei ersterer kommt es in der Regel zu keinen größeren Sehstärkeeinschränkungen, während die schnell fortschreitende Form zu einer Erblindung führt. Auch das Glaukom führt zur Erblindung, wenn es nicht behandelt wird. Bei ausreichender Behandlung ist die Prognose jedoch gut.
aktualisiert am 16.03.2022