Das Blasenkarzinom (Blasenkrebs) ist ein bösartiger Tumor der Harnblasenschleimhaut, die meist von Papillomen der Schleimhaut ausgehen.
Die Harnblase ist aus vier Schichten aufgebaut. Sie besteht von innen nach außen aus Urothel (innere Schleimhaut), innere und äußere Muskelschicht und der äußeren Harnblasenbegrenzung. Entsprechend dieser Einteilung kann man die Blasentumore in die Stadien 1 bis 4 einstufen, T1a, T1b, T2, T3 und T4. Man unterscheidet
Oberflächliche Tumore haben prinzipiell eine bessere Prognose. Bei fortgeschrittenen Blasentumoren können keine organerhaltenden Therapien mehr durchgeführt werden (Blase ist komplett befallen und evtl. ist der Tumor metastasiert), hier ist eine radikale Entfernung der Harnblase vorzunehmen.
Hauptrisikofaktoren sind vor allem ein hohes Lebensalter (insbesondere betroffen sind Patienten ab dem 65. Lebensjahr), das Geschlecht (Männer erkranken 3 bis 4 mal häufiger als Frauen), Rauchen, chronische Harnwegsinfekte und bestimmte Chemikalien.
Das Blasenkarzinom ist, nach dem Prostatakarzinom, die zweithäufigste in Deutschland diagnostizierte Krebserkrankung des Harn- und Geschlechtssystems. Jährlich erkranken 15.000 bis 16.000 Menschen an Harnblasenkrebs.
Die genaue Ursache für Blasenkrebs ist nicht bekannt, aber es gibt zahlreiche Faktoren, die die Entstehung begünstigen können.
Zu diesen Risikofaktoren gehören:
Wie bei den meisten bösartigen Tumoren gibt es auch beim Blasenkrebs keine eindeutigen Symptome, die für die Krankheit spezifisch sind. Im Frühstadium verläuft die Krankheit häufig symptomlos. Das Früh- und Hauptsymptom dieser Erkrankung ist ein deutlich blutiger Urin. Blutbeimengungen treten zwar bei vielen Erkrankungen des Harnblasen- und Nierensystems auf, doch ist eine Hämaturie ohne begleitendes Fieber und vorliegendem Harnwegsinfekt, immer tumorverdächtig.
In fortgeschrittenen Stadien treten Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, Schmerzen im Blasenbereich und Harnwegsinfekte auf. Die Schmerzen entstehen durch die Verlegung der Harnröhre bzw. des Harnleiters durch den Tumor. Es kommt zu einem Harnstau und zur Entzündung in den betroffenen Nieren, die in den Rücken und Seitenflanken ausstrahlen können oder zu einer Schwellung der Beine durch Lymphstauung. Im Spätstadium kann man bei den Patienten weiterhin eine ständig erhöhte Temperatur und eine Anämie beobachten.
Insbesondere ältere Patienten, die unter chronischer Harnblasenentzündung leiden und auf Antibiotika nicht reagieren sind verdächtig.
Durch eine ausführliche Anamnese und der körperlichen Untersuchung (Tast- und Ultraschalluntersuchung) wird zuerst der Verdacht auf ein Blasenkarzinom gestellt. Allerdings ist der Tumor erst im späten Stadium durch die Bauchwand bzw. durch den Enddarm oder die Vagina zu tasten. Der Arzt macht meistens eine Ultraschalluntersuchung des Bauches, dabei können die Nieren, die ableitenden Harnwege und die Blase beurteilt werden.
Bei Verdacht auf eine Geschwulst in der Blase, wird eine Zytoskopie (Blasenspiegelung) durchgeführt. Dabei wird unter Lokalanästhesie oder Vollnarkose ein Endoskop (spezielles Instrument, starr oder flexibel) durch die Harnröhre in die Harnblase vorgeschoben. Das Innere der Harnblase kann nun über eine Optik begutachtet werden. Wenn ein Tumor in der Harnblasenwand entdeckt wird, lässt sich bereits abschätzen wie tief er in die Wand eingedrungen ist. Gleichzeitig können Gewebeproben entnommen und mikroskopisch untersucht werden. Mit Hilfe der Spiegelung der Harnblase und den Probenentnahmen, kann die Diagnose sicher gestellt werden.
In weit fortgeschrittenen Stadien des Karzinoms findet man häufig Tochtergeschwülste in den umgebenden Lymphknoten und bei einer hämatogenen Ausbreitung (über das Blut) in der Leber, Lunge und im Skelett, die sich im CT und MRT gut nachweisen lassen (Metastasen). Zur weiteren Diagnostik und Beurteilung der Tumorausdehnung sollten weitere Verfahren wie Ultraschall, Röntgenuntersuchung der Harnwege, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) und Knochenszintigrafie bei Verdacht auf Knochenmetastasen durchgeführt werden.
Eine weitere neue nicht-invasive Technik zur Früherkennung lebensbedrohlicher Krankheiten ist die so genannte Proteinmuster-Analyse, die auch bei Verdacht auf Blasenkarzinom eingesetzt werden kann. Diesem Verfahren liegt zugrunde, dass mit Hilfe von Proteinmustern in Körperflüssigkeiten wie dem Urin (für jede Krankheit gibt es ein charakteristisches Proteinmuster) Erkrankungen bereits vor Auftritt der Symptome diagnostiziert werden können. Die Proteinmuster-Analyse bietet zudem eine hohe Genauigkeit zur Unterscheidung zwischen oberflächlichen und in das Gewebe infiltrierenden Tumoren und ist zur Bestimmung des Tumorstadiums gut geeignet.
Da der Blasenkrebs eine hohe Rezidivrate aufweist, sind diese Ergebnisse von großer Bedeutung. Deshalb sind Nachuntersuchungen per Zytoskopie alle drei Monats erforderlich. Durch die frühzeitige Diagnose können bösartige Veränderungen der Harnblase gut therapiert werden. Zudem ist die Proteinmuster-Analyse ein schmerzfreies Verfahren, wird aber leider aus Kostengründen von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.
Es gibt keine charakteristischen Symptome für das Blasenkarzinom, so das man auch an Krankheiten wie Zystitis (Entzündung der Harnblase), Harnwegsinfekte, Uratsteine im oberen Harntrakt, Prostatavergrößerung denken muss.
Die Therapie des Blasenkarzinom ist abhängig vom Tumorstadium (wird unter anderem durch die histologische Untersuchung, der Tumorgröße und Ausbreitung bestimmt), der Art (infiltrierend oder papillomatös wachsend) und dem Ort des Auftretens. Bei der Stadienbestimmung (Staging) werden unter anderem Röntgenbilder und Labortests eingesetzt, um zu erfahren, ob eine Streuung stattgefunden hat und wenn ja, in welche Körperbereiche.
80 Prozent der Blasenkarzinome werden im Frühstadium erkannt, dabei handelt es sich um ein papilläres oder oberflächliches Karzinom, welches auf die innersten Schichten der Blasenwand beschränkt ist und die muskuläre Wand noch nicht erreicht hat.
In diesem Fall kann man den Tumor mit einer transurethralen Resektion (TUR) meist erfolgreich behandeln. Bei diesem kleinen operativen Eingriff wird ein Instrument über die Harnröhre in die Harnblase eingeführt und der Tumor entfernt.
20 Prozent aller diagnostizierten Fälle befinden sich in weit fortgeschrittenen Stadien, d.h. hier findet man tief infiltrierende Karzinome die durch folgende Verfahren therapiert werden können:
Nach einer Harnblasenentfernung gibt es verschiedene Möglichkeiten der Harnableitung:
Bei der Planung und Auswahl der oben genannten Operationsverfahren muss die individuelle Situation des Patienten berücksichtigt werden und die am ehesten geeignete Methode bevorzugt werden.
Je früher die Blasenkarzinome diagnostiziert werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einen guten Therapieerfolg zu erzielen. 70 bis 80 Prozent der Blasenkarzinome werden im Frühstadium entdeckt und durch eine transurethrale Resektion entfernt. Für diese Patienten im Frühstadium sind die Aussichten relativ gut, da sich sehr selten Metastasen bilden. Doch innerhalb von fünf Jahren wird bei 50 bis 70 Prozent der Patienten ein erneuter Tumor entdeckt. Aufgrund der hohen Rezidivrate sind daher regelmäßige Kontrollen beim Arzt sehr wichtig. Durch einen wiederholten Eingriff kann das oberflächliche Blasenkarzinom gut geheilt werden und in Kombination mit einer lokalen Chemotherapie sinkt die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftritts um bis zu 20 Prozent.
Bei muskelinvasiven Tumoren, d.h. wenn die Muskelschicht mitbetroffen ist, ist die Gefahr der Metastasenbildung höher. Da das Muskelgewebe sehr gut durchblutet ist werden über den Blutstrom die Tumorzellen in verschiedene Organe transportiert. Hier erfolgt eine radikale Entfernung der Harnblase.
Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bei Patienten mit muskelinvasiven Tumoren nur noch 40 bis 60 Prozent. Die Ersatzblase funktioniert bei 70 Prozent der Patienten relativ gut, 30 Prozent der Patienten klagen über unwillkürlichen Harnverlust (Inkontinenz) insbesondere nachts.
Bei einer Tumorausbreitung über die Harnblase hinaus sinkt die 5-Jahres-Überlebensrate unter 30 Prozent. Haben sich Fernmetastasen gebildet, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate nur noch 20 Prozent, d.h. mit einer systemischen Chemotherapie knapp über ein Jahr.
Für einen guten Therapieerfolg ist die Früherkennung des Blasenkarzinoms von großer Bedeutung. Insbesondere ältere Patienten sollten bereits bei blutigem Urin, welches als das wichtigste Frühsymptom angesehen wird, ihren Arzt aufsuchen und die Krankheit abklären lassen.
Zudem sollte man den Kontakt zu kanzerogenen Stoffen und weiteren Risikofaktoren meiden.
Nach einer erforderlichen Operation ist eine Anschlussheilbehandlung immer ratsam. Hier werden die Patienten mit Krankengymnastik, Ergotherapie und einer begleitenden Ernährungstherapie wieder körperlich aufgebaut und zusätzlich durch erfahrene Ärzte und Personal gut betreut und aufgeklärt.
Je früher die Diagnose Blasenkarzinom bzw. Blasenkrebs gestellt wird und je oberflächlicher das Karzinom ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit geheilt zu werden.
Letzte Aktualisierung am 30.01.2023.