Die Anzahl an Atemzügen gemessen über einen bestimmten Zeitraum (in der Regel in einer Minute) wird als Atemfrequenz bezeichnet. Bei gesunden Erwachsenen beträgt die Atemfrequenz in Ruhe 12 bis 20 Atemzüge pro Minute. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem verminderten Lungenvolumen: Die bei der Atmung auftretende Luftmenge in Lunge und Lungengewebe sinkt. Daher steigt die Atemfrequenz. Neugeborene hingegen haben eine sehr hohe Atemfrequenz, sie beträgt circa 30 bis 50 Atemzüge pro Minute.
Kommt es zu Abweichungen in der Atemfrequenz, wird dies bei verlangsamter Atmung als Bradypnoe, bei einer beschleunigten Atmung als Tachypnoe bezeichnet.
Eine beschleunigte Atmung hat nicht immer einen Krankheitswert, sie tritt beispielsweise auf, wenn ein erhöhter Sauerstoffbedarf besteht. Eine normale (physiologische) Reaktion ist dies bei körperlicher Anstrengung oder auch bei Aufregung. Eine krankhafte (pathologische) Erhöhung der Atemfrequenz tritt bei vermindertem Sauerstoffangebot auf, wie es bei Nieren- oder Herzerkrankungen der Fall ist. Sonderformen sind die Hyperventilation oder die vorübergehende Tachypnoe bei Neugeborenen.
Tachypnoe bedeutet beschleunigte Atmung, die Atemfrequenz liegt bei über 20 Atemzügen pro Minute. Unterschieden werden physiologische und pathologische Ursachen.
Physiologische Ursachen haben keinen Krankheitswert. So kommt es beispielsweise bei Aufregung oder körperlicher Anstrengung zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf, den der Körper durch eine beschleunigte Atmung ausgleicht.
Pathologische Ursachen für eine beschleunigte Atmung liegen vor, wenn Erkrankungen zu einem zu geringen Sauerstoffangebot führen und der Körper mit einer erhöhten Atemfrequenz reagiert. Einige Beispiele sind im Folgenden aufgeführt.
Eine lebensbedrohliche Verstopfung von Blutgefäßen in der Lunge, meist durch ein Blutgerinnsel verursacht. Dies führt zu einer verminderten Blutversorgung der Lunge und dadurch zu einer geringeren Sauerstoffaufnahme. Es kommt zu Atemnot, Brustschmerzen, Schwindel, Angst, Husten bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Eine Lungenentzündung ist eine Entzündung der Lungenbläschen (Alveolen) und/oder des Lungengewebes. Der entzündete Bereich der Lunge schwillt an, häufig kommt es zu einem Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen in das Lungengewebe (Lungenödem). Ausgelöst wird eine Lungenentzündung meist von Bakterien, seltener durch Viren oder Pilze. Sie kommt vermehrt in der kalten Jahreszeit vor und betrifft häufiger alte Menschen, Kinder oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Die Beschwerden sind sehr unterschiedlich. Bei der bakteriellen Lungenentzündung (häufig durch Pneumokokken ausgelöst) kommt es zu Fieber und erst trockenem, später produktivem Husten mit Auswurf. Die Atmung ist flach, schnell und angestrengt. In schweren Fällen kann durch den zunehmenden Sauerstoffmangel eine Atemnot auftreten, erkennbar an einer Blaufärbung von Fingernägeln, Lippen oder Nase.
Chronische Herzerkrankungen wie Klappenerkrankungen, Erkrankungen oder Entzündungen der Herzmuskulatur oder Herzrhythmusstörungen führen zu einem zunehmenden Funktionsverlust des Herzens. Blut, das aus der Lunge zum Herzen fließt, wird dadurch am Abfluss aus der Lunge gehindert und staut sich in den Lungengefäßen. Flüssigkeit tritt aus den Gefäßen in das umliegende Lungengewebe aus, dies wird als Lungenödem bezeichnet. Der Rückstau führt zunehmend zu einem verminderten Gastaustausch in der Lunge und damit zu Sauerstoffmangel. Der Körper versucht dies durch eine Erhöhung der Atemfrequenz zunächst auszugleichen, später kommt es zunächst bei Belastung, später auch in Ruhe zu Atemnot.
Fieber führt zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf und damit zu beschleunigter Atmung. Das ist besonders der Fall, wenn es zusammen mit einer Blutvergiftung (Sepsis, Ausbreitung der Infektion im Körper) auftritt.
Erkrankungen des Zentralnervensystems führen zu Störungen in der Atemregulation.
Der Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns, meist verursacht durch ein Blutgerinnsel, das ein Blutgefäß verstopft. Es kommt häufig zu Beschwerden wie einseitigem Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen, plötzlich auftretenden Seh- und Sprachstörungen, starken Kopfschmerzen.
Die Hirnhautentzündung ist eine Entzündung von Hirn- und Rückenmarkshaut. Sie kann infektiös durch Bakterien (zum Beispiel Pneumokokken, Meningokokken), Viren (zum Beispiel Herpesviren, FSME-Viren), andere Krankheitserreger (Einzeller, Pilze) oder nichtinfektiös entstehen. Es kommt zu starken Kopfschmerzen, steifem Nacken, Fieber, Überempfindlichkeit gegen Licht und Lärm, Verwirrtheit. Aufgrund der Nähe zum Gehirn ist besonders die bakterielle Meningitis als Notfall anzusehen. Es besteht die Gefahr, dass Bakterien Gifte produzieren, die ins Blut gelangen und zu lebensgefährlichen Komplikationen führen. Häufiger als die bakterielle ist jedoch die virale Hirnhautentzündung, sie hat meist einen milderen Verlauf.
Durch den reduzierten Gehalt an roten Blutkörperchen fehlt bei Blutarmut (Anämie) oder nach Blutverlust die Bindungskapazität für Sauerstoff. Dies versucht der Körper durch eine beschleunigte Atmung auszugleichen. Für Blutungen kommen unter anderem Verletzungen der Blutgefäße durch Gewalteinwirkung (Schnittverletzungen, schwere Prellungen) in Frage. Blutungen in der Bauchhöhle können beispielsweise als Folge von Rissen der Bauchhöhlenorgane (Beispiel Milzriss) in Frage. Blutungen im Magen-Darm-Trakt können zum Beispiel durch ein Magengeschwür entstehen. Eine Blutarmut tritt am häufigsten durch Eisenmangel, außerdem durch eine Bildungsstörung der roten Blutkörperchen bei chronischen Erkrankungen bis hin zu Blutkrebs auf.
Hyperventilation ist eine Atemstörung, die gekennzeichnet ist durch ein übermäßig schnelles und tiefes Atmen, häufig begleitet von einem heftigen Schnaufen. Sie kann akut oder chronisch auftreten. Hyperventilation tritt beispielsweise im Zusammenhang mit einer großen psychischen Anspannung akut auf. Sie kann aber auch Folge verschiedener Erkrankungen sein. Sie verläuft dann meist chronisch und hat einen milderen Verlauf. Einige Beispiele von Ursachen für Hyperventilation sind Schlaganfall, starke Schmerzen, Entzündung der Hirnhaut (Meningitis), Vergiftungen, Infektionen oder Schädel-Hirn-Trauma.
Betroffene spüren (oft unbewusst) eine Einengung der Atemwege und haben das Gefühl, nicht genug Sauerstoff zu bekommen. Durch eine schnellere Atmung bei geöffnetem Mund versuchen sie dies auszugleichen. Die psychogene akute Hyperventilation tritt anfallsartig auf und kann durch weitere Beschwerden begleitet sein:
Von der vorübergehenden Neugeborenen-Tachypnoe sind oft Frühgeburten (Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche) betroffen. Die Tachypnoe kann aber auch bei normal ausgetragenen Säuglingen mit Risikofaktoren auftreten, zum Beispiel bei einem Kaiserschnitt ohne Wehen oder wenn die Mutter während der Schwangerschaft einen Diabetes (Zuckerkrankheit) entwickelt hat. In der Schwangerschaft sind die für den Gasaustausch in der Lunge verantwortlichen Lungenbläschen (Alveolen) mit Flüssigkeit gefüllt. Während der Geburt wird die Flüssigkeit aus den Lungenbläschen durch den Einfluss von Hormonen und durch den Druck beim Durchtritt des Säuglings durch den Geburtskanal entfernt. In der Lunge des Säuglings wird die Flüssigkeit von Schleimhautzellen aufgenommen. Die Lungenbläschen können sich mit Luft füllen. Wenn es zu einer Störung der Entleerung und der Aufnahme der Flüssigkeit kommt, bleibt ein Teil in den Lungenbläschen zurück. Die Neugeborenen haben in der Lunge weniger Platz für Sauerstoff und gleichen dies durch eine beschleunigte Atmung aus.
Grundsätzlich sollten Sie immer bei einem veränderten Atemmuster in Ruhe (ohne körperliche Anstrengung) einen Arzt aufsuchen. Es kann immer eine schwerwiegende Erkrankung dahinterstecken.
Zunächst fragt der Arzt im Patientengespräch nach der Art und Dauer der Beschwerden. Zur Diagnose folgt die körperliche Untersuchung der Lunge. Dafür muss der Patient mit freiem Oberkörper möglichst entspannt sitzen. Die Körperoberfläche wird bei Aus- und Einatmung betrachtet, abgeklopft und betastet. Dann wird mit Hilfe eines Stethoskops die Lunge abgehört. Hier achtet der Arzt auf Atemgeräusche und Nebengeräusche, die bereits eine Einschränkung auf mögliche Ursachen erlaubt.
Je nach Verdachtsdiagnose folgen weitere Untersuchungen. Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen des Brustkorbs, beispielsweise bei Verdacht auf Flüssigkeitsansammlungen, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens oder des Bauchraums können dazu gehören.
Je nach der Ursache der beschleunigten Atmung kommen verschiedene Behandlungsmethoden zum Einsatz.
Eine Lungenembolie muss umgehend behandelt werden, es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Zustand. Zunächst werden Patienten stabilisiert, sie erhalten Sauerstoff (zum Beispiel über eine Nasensonde) und Infusionen. Dann ist Ziel der Therapie, den Blutfluss wiederherzustellen. Wenn Blutgerinnsel das Gefäß verlegen, werden Medikamente zur Blutverdünnung (Gerinnungshemmung) und zur Gerinnselauflösung verabreicht. In einigen Fällen wird das Gerinnsel mechanisch mittels Katheter oder operativ entfernt.
Die Behandlung richtet sich gegen den Krankheitserreger. Wenn sie durch Bakterien verursacht wird, erhalten Patienten ein geeignetes Antibiotikum. Unterstützend werden Hustensäfte oder fiebersenkende, entzündungshemmende Medikamente verordnet. Die Patienten müssen sich schonen, sollten ausreichend trinken und können gegebenenfalls durch Atemübungen und Abklopfen des Brustkorbs die Beschwerden lindern. In schweren Fällen mit Atemnot kann eine stationäre Behandlung mit Sauerstoffzufuhr nötig sein. Viren als Auslöser der Lungenentzündung können nicht gezielt durch Medikamente wie Antibiotika behandelt werden, hier wird rein symptomatisch therapiert (die weiteren Maßnahmen entsprechen denen bei einer bakteriellen Entzündung).
Im Akutfall kann eine Sauerstoffzufuhr über eine Nasensonde erfolgen, Medikamente zur Entwässerung (Druckentlastung bei Wasseransammlung in der Lunge) oder blutdrucksenkende Medikamente können verabreicht werden. Grundsätzlich richtet sich die Therapie gegen die zugrundeliegende Herzerkrankung.
Besonders wenn die Hirnhautentzündung durch Bakterien verursacht wird, kann sie rasch lebensbedrohlich werden und muss daher umgehend als Notfall behandelt werden. Die Patienten werden meist stationär aufgenommen. Gegen Bakterien werden entsprechende Antibiotika verabreicht. Bei Viren ist der Verlauf oft harmloser, es werden (wenn möglich und notwendig) Medikamente gegen Viren (Virostatika) eingesetzt. Außerdem erhalten Betroffene eine symptomatische Behandlung gegen auftretende Beschwerden.
Der Schlaganfall ist ein Notfall, der umgehend behandelt werden muss. Bei längerer Minderdurchblutung des Gehirns sterben zunehmend Gehirnzellen ab, so dass bleibende Schäden wie beispielsweise im Bewegungs- und Sprachzentrum bleiben können. Nach der Stabilisierung des Patienten ist das Ziel der Behandlung, mit entsprechenden Medikamenten oder operativ die Durchblutung wiederherzustellen.
Zunächst müssen Kreislauf und Atmung stabilisiert werden. Bei starkem Blutverlust kann eine Bluttransfusion als lebensrettende Maßnahme nötig sein. Kann eine Blutung festgestellt werden, muss diese umgehend gestoppt werden. Wenn es sich um eine Blutung der Körperhöhlenorgane handelt, ist ein sofortiger operativer Eingriff in der Regel unumgänglich. Bei Bildungsstörungen der Blutzellen ist das Forschen nach einer Ursache wichtig. Ist diese beispielsweise die Folge einer Krebserkrankung, kommen unter anderem Chemotherapeutika oder Bestrahlung zur ursächlichen Behandlung zum Einsatz.
Ziel der Behandlung ist es, die vermehrte Sauerstoffaufnahme zu verhindern. Eine einfache Notfallmethode ist es, in eine Tüte ein- und wieder auszuatmen. Dadurch wird die abgeatmete Luft wieder eingeatmet. Sie enthält einen hohen Anteil an Kohlendioxid und führt zu einer Normalisierung des Ungleichgewichts im Blut.
Meistens erholen sich die Neugeborenen in den ersten zwei bis drei Lebenstagen. Unterstützend erhalten sie eine Sauerstoffzufuhr über eine Nasensonde. In seltenen Fällen ist die Unterstützung der Atmung mit einem Beatmungsgerät nötig.
Bei bereits bekannter Lungen- oder Herzerkrankung sollten Sie regelmäßig zu Hause in Ruhe Ihre Atemfrequenz messen. So kann ein Fortschreiten der Erkrankung erkannt werden. Nehmen Sie Beschwerden bei der Atmung immer ernst und suchen Sie rechtzeitig einen Arzt auf.
Unabhängig von der auslösenden Ursache kann ein gesunder Lebensstil den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen. Hilfreich ist es, Übergewicht abzubauen, Rauchen einzustellen und ausreichend Bewegung auszuüben. Sport sollte im Akutfall jedoch nicht oder nur nach ärztlicher Rücksprache getrieben werden. Risikopatienten (Menschen im höheren Alter, kleine Kinder, Immungeschwächte) sollten sich von ihrem Arzt über Impfungen (zum Beispiel gegen Pneumokokken oder Grippe) informieren. So kann eine Infektion verhindert oder zumindest der Krankheitsverlauf einer Lungenentzündung deutlich gelindert werden.
Betroffene, die zur Hyperventilation neigen, können durch geeignete Übungen lernen, die Atmung zu normalisieren. Wenn die Hyperventilation eine Folge einer körperlichen Erkrankung ist und chronisch auftritt, muss die zugrundeliegende Ursache behandelt werden.
MSD Manual, Arcangela Lattari Balest – Transiente Tachypnoe des Neugeborenen: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-kindern/lungen-und-atembeschwerden-bei-neugeborenen/transiente-tachypnoe-des-neugeborenen (online, letzter Abruf: 13.10.2020)
Facharztwissen mediconsult.de – Lungenstauung: https://www.medicoconsult.de/Lungenstauung/ (online, letzter Abruf: 13.10.2020)
Psychrembel Online, Guido Hollstein – Tachypnoe: https://www.pschyrembel.de/Tachypnoe/K0M65 (online, letzter Abruf: 13.10.2020)
aktualisiert am 13.10.2020