Prof. Hess: Zu einer Berufsdysphonie kann es kommen, wenn eine große beruflich bedingte Belastung der Sprechstimme oder Singstimme besteht, die zu Heiserkeit, dem Gefühl der Stimmanstrengung, Stimmversagen oder ähnlichen Beschwerden führt.
Prof. Hess: Im Prinzip haben alle Berufe mit Belastung der Sprechstimme ein erhöhtes Risiko für eine Berufsstimmstörung. Dazu zählen insbesondere die Berufe von Lehrern und Erziehern. Im Bereich des Singens sehen wir gehäuft Probleme bei Musical-, und Metal-, aber auch bei Sopran-Sängern im klassischen Bereich.
Im Prinzip haben alle Berufe mit Belastung der Sprechstimme ein erhöhtes Risiko für eine Berufsstimmstörung.
Prof. Hess: Zu den typischen Symptomen zählen Heiserkeit, das Gefühl der Stimmanstrengung und Stimmermüdung sowie Stimmversagen. Häufig auch ein Räusperzwang und Verschleimungsgefühl.
Prof. Hess: Die Dauer der Stimmbelastung ist entscheidend. Zudem spielen die erforderliche Lautstärke und die eingesetzte Stimmtechnik hier eine wichtige Rolle.
Prof. Hess: Man benötigt eine detaillierte Beschreibung der Beschwerden. Es schließt sich eine multidisziplinäre Beurteilung der stimmlichen Leistungsfähigkeit an, eine auditive und PC gestützte Stimmanalyse und eine endoskopische Beurteilung. Man benötigt auch viel Erfahrung, da einige Befunde einer Dysphonie nicht direkt sichtbar sind.
Prof. Hess: Handelt es sich um eine reine funktionelle Störung, ist Stimmtechnik durch eine Stimmtherapie oder ein Stimmcoaching zu empfehlen. Bei Sängern und Sängerinnen ist bei uns immer eine Gesangspädagogin aktiv einbezogen. Bei nachweislich sekundären organischen Veränderungen der Stimmlippen ist gegebenenfalls eine phonomikrochirurgische Operation zu empfehlen. Des Weiteren sollte ggf. eine Beurteilung der Bedingungen am Arbeitsplatz erfolgen mit der Frage nach Umgebungslärm, Raumakustik u.ä.
Bei Sängern und Sängerinnen ist bei uns immer eine Gesangspädagogin aktiv einbezogen.
Prof. Hess: Bei einer über länger Zeit bestehende Stimmüberlastung kann es zu sekundären organischen Veränderungen kommen und/oder zu ungünstigen Kompensationsmechanismen, die die physiologische, gesunde Stimmgebung erschweren.
Prof. Hess: Unsere Stimme hängt von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab. Dabei spielt ungesunder Stress eine große Rolle und es kann dadurch zu Einschränkungen der physiologischen Stimmbildung kommen, ja.
Prof. Hess: Eine Arbeitsplatzanalyse durch ein Gespräch mit einem Stimmarzt kann in den meisten Fällen schon helfen, die häufigsten Gefährdungsquellen aufzudecken. Von Seiten der Sprecher oder Sänger ist eine spezifische Aufklärung über Stimmhygiene sinnvoll. Bei beginnenden Symptomen ist die frühzeitige Diagnostik in einem multidisziplinärem Stimmzentrum anzuraten. Schon während der Ausbildung sollte man eine Stimmbildung durchführen und bei auftretenden Symptomen frühzeitig eine Stimmtherapie einleiten.
Eine Arbeitsplatzanalyse durch ein Gespräch mit einem Stimmarzt kann in den meisten Fällen schon helfen, die häufigsten Gefährdungsquellen aufzudecken.
Prof. Hess: In den letzten Jahren hat sich auf dem Gebiet der medizinischen und therapeutischen Behandlungsmethoden signifikant viel verändert. Die Einführung von hochauflösenden Optiken (Endoskopen) hat die Diagnose und Behandlung von Stimmstörungen stark verbessert, indem sie Ärzten ermöglicht, Kehlkopf und Stimmlippen mit beispielloser Klarheit zu sehen. Dies ist besonders in der Phonomikrochirurgie relevant, einem Bereich, der sich mit der Behandlung von Stimmstörungen befasst und von der präzisen Visualisierung der Stimmlippen profitiert.
Die manuelle Therapie nach Jacob Lieberman, die auf einer Dehnung der Muskeln im Kehlkopf basiert, hat signifikante Erfolge in der Behandlung z.B. des Globussyndroms ermöglicht und wird nun häufiger in Behandlungspläne integriert. Ein weiterer bedeutender Fortschritt ist die zunehmende Bildung von multidisziplinären Teams, die es ermöglichen, Patienten eine umfassendere und koordinierter Versorgung anzubieten. Diese Teams bestehen oft aus Spezialisten verschiedener Fachrichtungen, die zusammenarbeiten, um die bestmögliche Behandlungsstrategie zu entwickeln. Schließlich hat sich das Konzept der Office-Based-Surgery, also der Durchführung chirurgischer Eingriffe im Behandlungsstuhl und außerhalb des traditionellen Krankenhaussettings, als wertvolle Ergänzung für die Patientenversorgung etabliert.
Diese Entwicklung ermöglicht es, bestimmte Eingriffe schneller und kosteneffizienter durchzuführen und erspart den Patienten die Vollnarkose. Insgesamt bieten diese Innovationen erheblich Vorteile und verbesserte Diagnose-, Behandlungs- und Rehabilitationsmöglichkeiten.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 03.05.2024.