Schwere, instabile Beckenringfrakturen werden nach dem „Einrichten“ der Brüche mittels Schrauben und Platten fixiert. So können sie in korrekter Position heilen. Stabile Beckenbrüche müssen nur in seltenen Fällen operiert werden. Beide Implantatformen, Schrauben oder Platten, werden nach Bedarf kombiniert. In bestimmten schweren Fällen muss in der ersten Zeit ein äußerer Halteapparat (Fixateur externe) angebracht werden, um die Knochen zu stabilisieren.
Ob und wann das Material zur Verbindung von Knochen (Osteosynthese) wieder entfernt werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine „Demontage“ und Entfernung von Metall kann einen umfangreichen oder komplexen chirurgischen Eingriff erfordern. Wie bei jeder Operation besteht eine Reihe von Risiken, darüber hinaus bei der notwendigen Narkose. In vielen Fällen können die Implantate dauerhaft da belassen werden, wo sie sind. Voraussetzung dafür ist, dass sie beim Patienten keine Symptome verursachen.
Die Schrauben, die bei einer externen Fixatur gesetzt werden, dienen der Stabilisation unmittelbar nach der Erstversorgung. Sie werden naturgemäß mit der übrigen externen Stützvorrichtung entfernt, sobald sie nicht mehr benötigt werden. Dies ist beim Fixateur externe nach einigen Wochen bis wenigen Monaten der Fall.
Wesentliche Gründe, Osteosynthese-Schrauben oder -Platten zu entfernen, sind
Weitere wichtige Gründe einer Implantatentfernung sind Skelettveränderungen bei Patienten im Wachstum. Bei verunfallten Kindern werden im Vorfeld andere Methoden der Osteosynthese eingesetzt als bei Erwachsenen. Der „Rückbau“ wird mit eingeplant.
Weil die Platten und Schrauben den Knochen entlasten, bildet sich gelegentlich schwächeres Knochenmaterial dort, wo die Implantate sitzen. Das erhöht das Risiko für erneute Frakturen. Abhängig von der Position des Materials ist eine Entfernung nach Abschluss der Heilung angebracht.
Erwachsene, deren Knochensubstanz gesund ist, müssen die Implantate nicht zwingend entfernen lassen, solange sich keine Symptome zeigen. Bei Senioren würde das Entfernen der Schrauben und Platten zudem oft ein Risiko und eine Beeinträchtigung darstellen.
Sofern eine Metallentfernung erfolgen soll, wird diese in der Regel sechs bis zwölf Monate nach der Operation des Beckenbruchs empfohlen. Wird das Material über einen sehr langen Zeitraum im Körper belassen, dann kann die Entfernung zunehmend schwieriger sein. Zu den Gründen dafür gehören beispielsweise Überwucherungen des Metalls mit Knochengewebe.
Bei der operativen Entfernung von Knochenimplantaten wird die Haut an der Stelle der vorhandenen Narbe geöffnet. Meist ist ein sehr viel kleinerer Schnitt notwendig als bei der ersten Operation. Das Osteosynthese-Material wird freigelegt und mit Spezialinstrumenten entfernt. Danach wird die Wunde vernäht. Je nach Ausmaß des Eingriffs wird für einige Tage eine Drainage gelegt, damit Wundflüssigkeit oder das Blut von Hämatomen ungehindert abfließen kann.
Das Verheilen einer Beckenringfraktur nimmt oft mehrere Monate in Anspruch. Die Osteosynthese mit Platten und Schrauben verkürzt eine von Natur aus sehr viel längere und riskantere Heilungsphase. Sie macht eine zeitnahe Mobilisation überhaupt erst möglich. So kann selbst in schwierigen Fällen bereits nach mehreren Wochen mit Rehabilitations-Maßnahmen begonnen werden. Die früher vorherrschende Methode der Ruhigstellung mittels Gipsverband erforderte sehr viel längere Ruhezeiten mit entsprechend erhöhten Risiken wie Thrombosen oder eingeschränkter Mobilisierung. Langsam und vorsichtig gesteigerte Belastung fördert zudem das Heilen von Frakturen und die Neubildung von Knochenmasse. Die Osteosynthese sorgt dafür, dass eine Physiotherapie schon kurz nach schweren Frakturen möglich ist.
aktualisiert am 16.03.2020