Um Fehlbelastungen und Fehlhaltungen zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Patient sobald wie möglich wieder beginnt, sich zu bewegen. Dies sollte zunächst im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung geschehen.
Wann die Bewegungstherapie eingeleitet werden kann, ist davon abhängig, welche Art Beckenbruch vorliegt. Ein stabiler Beckenbruch heilt von selbst und erfordert keine Operation. Um Beckenknochen und Beine beweglich zu halten, kann der Patient schon im Krankenbett mit ersten leichten Übungen beginnen. Nach einer Bettruhe von etwa zwei Wochen darf er aufstehen. Ein Gehwagen fängt das Körpergewicht ab und erleichtert die ersten Gehversuche. Wenn das gelingt, wird der Gehwagen durch Unterarmgehstützen ersetzt. Diese müssen verwendet werden, bis die Frakturen so gut verheilt sind, dass eine Belastungssteigerung erfolgen darf. Um eine Fehlhaltung zu verhindern, sollten die Krücken nicht zu lange eingesetzt werden. Andererseits muss darauf geachtet werden, dass das noch fragile Becken nicht überlastet wird. In der achten Woche kann meist mit erstem Krafttraining begonnen werden.
Instabile Beckenbrücke müssen operiert werden und brauchen länger, um auszuheilen. Beckenfrakturen ziehen sehr häufig Beinvenenthrombosen nach sich. Daher muss postoperativ umgehend mit einer Thromboseprophylaxe begonnen werden. Diese Thromboseprophylaxe muss in vielen Fällen - vor allem dann, wenn eine Neigung zu Thrombosen besteht - so lange durchgeführt werden, bis der Patient wieder vollständig mobil ist.
Nach mehreren Wochen Bettruhe ist der Muskeltonus (Spannungszustand) deutlich abgefallen. Erste physiotherapeutische Übungen sind daher isometrische Spannungsübungen. Dabei werden die Muskeln angespannt und entspannt, ohne dass das Bein bewegt wird. So baut der Patient langsam wieder Muskelkraft auf, ohne dass das verletzte Becken belastet wird.
Die sogenannte Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF) fördert das Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln und erleichtert dem Patienten die Rückkehr in die bekannten Bewegungsmuster. Dabei nutzt die PNF die Tatsache, dass alle körperlichen Bewegungsmuster im zentralen Nervensystem abgespeichert sind. Der Physiotherapeut arbeitet mit diesen Mustern, indem der durch Druck, Zug, Dehnung und Widerstand die Muskeln gezielt stimuliert.
In den ersten Wochen nach der Operation besteht die physiotherapeutische Behandlung hauptsächlich aus passiver und assistierter aktiver Mobilisation. Eine Vollbelastung ist erst nach etwa zwölf Wochen erlaubt.
Je nach Ausmaß der Verletzungen werden die physiotherapeutischen Maßnahmen in einer Reha-Klinik oder ambulant durchgeführt. Im Rahmen eines Klinikaufenthaltes zählen auch Massage und manuelle Lymphdrainage zum Behandlungsprogramm. Eine Wassertherapie und eine medizinische Trainingstherapie (MTT), Bioresonanz und Akupunktur können den Heilungsverlauf ebenfalls positiv beeinflussen. Die Kosten dafür werden in den meisten Fällen nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
aktualisiert am 16.03.2020