Kommt es bei einem Beckenbruch zu Komplikationen, sind diese meist sekundärer Natur und nicht Ursache des gebrochenen Knochens.
Von einem stabilen Beckenbruch spricht man, wenn der Beckenknochen nicht durch-, sondern nur angebrochen ist oder feine Risse aufweist. Diese Beckenbrüche werden konservativ behandelt, das heißt, sie werden nicht operiert. Sie sind schmerzhaft und unangenehm für den Patienten, weil sie eine strenge Bettruhe erfordern. Gefährliche Komplikationen sind jedoch nicht zu erwarten. Wenn sich der Betroffene an die Anweisungen des Arztes hält, die Bettruhe einhält und das Becken nicht belastet, verheilt der Beckenknochen innerhalb von mehreren Wochen. Bestimmte Bewegungen oder langes Sitzen oder Stehen kann anschließend noch für eine Weile schmerzhaft sein, aber die Heilung schreitet fort und nach einem halben Jahr sind die meisten Patienten schmerzfrei und können wieder sportlichen Aktivitäten nachgehen.
Aufgrund der langen Liegezeit ist allerdings das Thromboserisiko auch bei einem stabilen Beckenbruch außerordentlich hoch.
Eine Thrombose ist der Verschluss einer Blutbahn durch ein Blutgerinnsel. Die Thrombose entsteht häufig in den Beinvenen und kann im schlimmsten Fall zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie (Verschluss eines Blutgefäßes der Lunge) führen.
Die einfachste Form der Thromboseprophylaxe ist die Venenkompression durch Kompressionsstrümpfe. Atemübungen erhöhen die Sogwirkung auf das Blut und führen zu einer Steigerung des Blutflusses. Bereits kleine Spannungs- und Entspannungsübungen der Wadenmuskulatur wirken der Bildung einer Thrombose entgegen. So bald wie möglich sollte der Patient mit kleinen physiotherapeutischen Übungen bereits im Krankenbett für eine bessere Durchblutung der Beine sorgen. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, Thrombosen zu verhindern: Zwei Liter täglich sollten es sein.
Medikamentös kann einem Gerinnsel vorgebeugt werden. Hier kommt Heparin zum Einsatz, das in die Bauchfalte gespritzt wird. Ein Thromboserisiko kann auch noch dann bestehen, wenn der Patient langsam wieder mobil wird. Die Prophylaxe sollte nicht zu früh enden.
Damit ein Becken komplett durchbricht, müssen große Kräfte auf den Knochen einwirken. Eine vollständige Beckenfraktur ist meist die Folge eines Sturzes aus großer Höhe oder eines Verkehrsunfalls. Die Gefahr geht weniger von dem gebrochenen Beckenknochen aus als vielmehr von den weiteren Verletzungen. Man spricht dann von einem Polytrauma.
Das Becken schützt normalerweise die inneren Organe wie Blase und Darm und die inneren Geschlechtsorgane. Werden diese im Zusammenhang mit dem Unfall verletzt, kann es zu lebensgefährlichen inneren Blutungen kommen. Eine Ultraschalluntersuchung gibt Aufschluss. Auch kann es zu weiteren Folgen der Organschädigungen wie zu einer Infektion im Bauchraum kommen (Peritonitis, Bauchfellentzündung).
Oberschenkelarterie und -vene (Arteria femoralis und Vena femoralis) sind für die zentrale Blutversorgung des Körpers wichtig. Sie verlaufen nicht sehr tief unter der Hautoberfläche in der Leistengegend. Werden sie bei einem Unfall verletzt, kann es schnell zu einem lebensbedrohlich hohen Blutverlust und zu einem hämorrhagischen Schock kommen.
Jede Operation birgt ein Risiko. Es kann bei der operativen Versorgung des gebrochenen Beckens zu Nachblutungen und Wundheilungsstörungen kommen, ebenso wie zu Infektionen, die im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Derartige Komplikationen kommen bei Beckenfrakturen sehr selten vor.
Je nachdem, welche weiteren Verletzungen vorliegen, kann ein instabiler Beckenbruch eine sehr lange Heildauer benötigen. In den meisten Fällen wird aber eine normale Bewegungsfähigkeit wieder erreicht und auch Sport ist wieder möglich.
aktualisiert am 16.03.2020