Wie lange es dauert, bis ein Beckenbruch vollständig verheilt ist, hängt vom Ausmaß der Verletzung ebenso ab wie vom Allgemeinzustand und dem Alter des Patienten. Beckenfrakturen beginnen ungefähr vier Wochen nach dem Bruch zu heilen. Die meisten Betroffenen benötigen für vier bis sechs Wochen nach dem Beckenbruch Schmerzmittel, da ein Beckenbruch sehr schmerzhaft sein kann. Abhängig von der Art des Bruches sind Patienten bettlägrig oder können bereits nach wenigen Tagen mit Hilfsmitteln (Gehhilfe / Stuhl) sich wieder bewegen. Durchschnittlich dauert die Heilung eines Beckenbruchs sechs bis zwölf Wochen.
Die meisten Beckenbrüche entstehen durch Unfälle mit hoher Geschwindigkeit oder bei Stürzen aus großer Höhe. In einigen Fällen kann ein Beckenbruch auch spontan auftreten, wenn Erkrankungen wie Osteoporose vorliegen. Selten sind auch Beckenfrakturen bei sportlichen Aktivitäten mit hoher Belastung.
Beckenbrüche (Beckenringfrakturen) werden häufig in drei Typen unterteilt:
Bei einem Beckenbruch vom Typ B oder Typ C ist fast immer eine Operation notwendig.
Ein stabiler Beckenbruch ist kein Knochenbruch im eigentlichen Sinne. Der Beckenknochen weist nur feine Risse auf und das Knochengerüst in sich ist noch stabil, sodass eine Operation nicht erforderlich ist (Typ A). Zunächst wird dem Patienten Bettruhe verordnet. Schmerzen werden medikamentös behandelt. Die Schmerztherapie kann vier bis sechs Wochen begleitend erfolgen. Eine physiotherapeutische Behandlung sollte möglichst bald einsetzen, um Muskelkraft und Gelenkfunktionen wieder zu trainieren. Einige Patienten können schon nach wenigen Tagen aufstehen und sich bewegen. Der Patient sollte das Becken zunächst nicht belasten, sondern sich mit einer Gehhilfe fortbewegen. Mit einem speziellen Streckverband wird das Becken häufig zusätzlich von außen stabilisiert, damit die Bruchstellen bestmöglich wieder zusammenwachsen. In regelmäßigen Abständen sollte eine Röntgenuntersuchung durchgeführt werden, um zu vermeiden, dass eine Bruchverschiebung unbemerkt bleibt.
Hält sich der Patient an die Ratschläge des Arztes, so heilt die Verletzung meist innerhalb von ein bis zwei Monaten aus. Dabei sollte die Reha so schnell wie möglich begonnen werden. Je schneller der Patient sich wieder richtig bewegen kann, desto besser. Gehhilfen sind so lange nötig, bis der Bruch gut verheilt ist. Ungefähr ab der achten Woche kann unter Anleitung ein leichtes Krafttraining absolviert werden. Die Rehamaßnahmen können mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Abhängig vom Außmaß der Verletzungen werden sie ambulant oder stationär in einer Reha-Klinik durchgeführt.
Schmerzen können allerdings darüber hinaus noch länger bestehen. Auch können das Alter des Patienten und eine eventuell vorhandene Osteoporose die Heilung verzögern.
Der Heilungsprozess von instabilen Beckenbrüchen kann langwierig sein und eine Menge Geduld und Disziplin von Seiten des Patienten erfordern. Wird ein instabiler oder verschobener Bruch des Beckens diagnostiziert (Typ B oder Typ C), muss in den meisten Fällen operiert werden, da sonst die Gefahr besteht, dass der Bruch nicht ausheilt. Man bezeichnet dies als Pseudarthrose (PSA, auch: Pseudoarthrose), die langanhaltende Schmerzen und dauerhafte Funktionseinschränkungen mit sich bringt.
Beckenoperationen zählen zu den aufwändigen Operationen, heilen aber zügig, wenn der Patient sich an die Anweisungen des Arztes hält, das Becken entlastet und mithilfe von Krankengymnastik gezielt Schritt für Schritt wieder mobilisiert. Die Physiotherapie umfasst die gleiche Behandlung wie bei stabilen Beckenfrakturen vom Typ A. Die Intensität der Rehabilitation hängt aber davon ab, ob der Bruch stabil oder instabil war. Bereits ein bis zwei Tage nach der Operation wird mit der Physiotherapie begonnen.
Das folgende Video zeigt den Verlauf einer Physiotherapie in fünf Phasen, wobei die Übungen vor allem bei jüngeren und aktiven Patienten angewendet werden können: https://youtu.be/KNPXb9RQebs
Die Metallimplantate, die bei der OP eingebracht werden, um das Becken zu stabilisieren, verbleiben meist im Körper. Bei einem vollständigen Beckenbruch können einige Monate vergehen, bis der Patient seine Beine wieder belasten darf.
Beckenbrüche als Folge eines schweren Unfalls gehen in 60 Prozent der Fälle mit weiteren Verletzungen einher, zum Beispiel mit weiteren Knochenbrüchen, mit Verletzungen des Brustkorbs oder einer Wirbelsäulenverletzung. Auch innere Organe wie Blase und Harnröhre, Darm oder innere Genitalien sind häufig bei einer schweren Beckenfraktur mit betroffen. Man spricht dann von einem Polytrauma.
In diesem Fall steht die Akutversorgung im Vordergrund. Femoralvene und Femoralarterie sind kräftige Blutgefäße, die vom Oberschenkel in das Becken verlaufen. Sind sie verletzt, kann es zu massiven Blutungen und Blutverlust kommen. Diese müssen zunächst notfallmäßig versorgt werden. Anschließend wird der Bruch von außen durch sogenannte "Beckenzwingen" stabilisiert. Sind die inneren Blutungen zur Ruhe gekommen und hat sich der Zustand des Patienten stabilisiert, kann der Beckenbruch operativ behandelt werden. Wie lange die Heilung des Beckens bei einem Polytrauma dauert, lässt sich pauschal nicht sagen, da die Regeneration stark von Art und Ausmaß der begleitenden Verletzungen abhängig ist. Mit Geduld und entsprechenden Reha-Maßnahmen kann eine normale körperliche Belastbarkeit und Schmerzfreiheit in den meisten Fällen wieder hergestellt werden.
aktualisiert am 27.01.2020