Noch vor zwanzig Jahren wurde bei einem Beckenbruch nahezu der ganze Körper eingegipst. Heute kommt man bei einem Beckenbruch häufig ohne Gips aus. Ein instabiler Beckenbruch wird bei Erwachsenen entweder mit einem Fixateur externe (stabilisierende Konstruktion, die nach außen reicht) fixiert oder im Rahmen einer OP mit Platten, Schrauben und Drähten in Position gebracht. Im Vordergrund steht eine rasche Mobilisierung des Patienten. Leichte Physiotherapie beginnt oft schon während der Bettruhe – auch um Thrombosen vorzubeugen. Zur Unterstützung der Mobilisation werden Gehhilfen oder ein Rollstuhl verwendet.
Es gibt jedoch auch heute noch Fälle, in denen eine Becken-Beingips angelegt werden muss. Dies kann bei einem Knochenbruch im Bereich der Hüftgelenkspfanne (Acetabulumfraktur) der Fall sein. Auch bei einem Polytrauma, bei dem weitere Knochenbrüche hinzukommen, kann ein Becken-Beingips notwendig werden.
Wenn Kinder sich das Becken brechen - gerade dann, wenn es ein unkomplizierter Bruch ist -, wird ebenfalls eher zu Gips gegriffen. Einmal geschieht dies deshalb, weil Kinderknochen schneller heilen, sodass Platten, Schrauben und Nägel zur Stabilisierung nicht nötig sind. Zum anderen wird der Gips angelegt, weil es schwer ist, Kinder daran zu hindern, sich zu bewegen. Eine komplette Ruhigstellung des Beckens ist aber für die Heilung zwingend notwendig.
Ein Becken-Beingips wird von den Patienten als sehr unangenehm empfunden. Die Beine werden bis zu den Knien eingegipst - falls die Beine gebrochen sind, müssen auch diese komplett eingegipst werden. Um das Becken in Ruhe zu halten, geht der Gips bis unter die Arme, sodass der Oberkörper wie in einem Korsett komplett fixiert ist. Spreizstangen unterstützen die Fixierung und sorgen dafür, dass der Gips nicht bricht. Intimbereich und Anus sind vom Gips ausgespart. Der Gips wird nach drei oder vier Wochen gewechselt. Je nachdem, wie schwerwiegend die Verletzungen sind, kann es sich um mehrere Monate handeln, die der Patient in Gips verbringt.
aktualisiert am 02.06.2016