Während der Geburt wird das Kind durch den Geburtskanal gepresst. Dieser wird vom Becken, dem Gebärmutterhals, Scheide und Vulva gebildet. Während die Weichteile dehnbar sind, ist der Beckenknochen fest. An der Vorderseite des Beckens befindet sich die sogenannte Symphyse, die Schambeinfuge, eine knorpelige Verbindung der beiden Beckenhälften. Diese Verbindungsstelle ist bei der Geburt häufig ein sensibler Punkt.
Unter Hormoneinfluss wird die Symphyse im Verlauf der Schwangerschaft weicher und flexibler. Ein großes, schweres Kind kann durch den permanenten Druck auf den mütterlichen Beckenknochen und die Symphyse zu einer Symphysenlockerung führen. Die Bänder der Schambeinfuge weiten sich dann und schaffen damit mehr Raum im Becken.
Bei der Schwangeren kann sich eine Symphysenlockerung durch ein Druckgefühl im Schambereich oder durch Schmerzen in der Leistengegend bemerkbar machen. Manchmal können die Schmerzen bis in den Rücken oder die Oberschenkel ausstrahlen. Unter Bewegung verstärken sich die Beschwerden meist. Frauen mit einer zarten Statur, die ein schweres Kind austragen, sind besonders häufig von einer Symphysenlockerung betroffen. Die Schmerzen können dann bis zur Entbindung stetig zunehmen.
Oft macht sich die Symphysenlockerung erst während der Geburt in Form eines plötzlich einschießenden Schmerzes bemerkbar. Wird der Druck zu stark, kann die Symphyse auch reißen (Symphysenruptur).
Dass die Knochenstruktur des Beckens bei der Geburt eines Kindes beschädigt wird, ist theoretisch möglich. Es kommt jedoch so selten vor, dass vielen Fachärzten dieser Fall in ihrer täglichen Praxis nie begegnet. Durch regelmäßige Untersuchungen des Gynäkologen während der Schwangerschaft werden Gewicht und Größe des Kindes stetig kontrolliert. Scheint es bei einer zierlichen Frau oder bei einer Frau mit Vorerkrankungen zu riskant, ihr Kind auf natürliche Weise zu gebären, wird man zu einem Kaiserschnitt raten.
Frauen, die in ihrer Vergangenheit bereits eine Beckenverletzung erlitten haben, sollten dies mit ihrem Gynäkologen und der Hebamme besprechen.
aktualisiert am 03.06.2016