Die Versorgung eines Bauchwandbruchs mit einem Netz ist eine häufig eingesetzte Methode. Sie ist immer dann notwendig, wenn die Ausdehnung der Bruchpforte ein Verschließen mithilfe einer einfachen Naht oder einer Faszien-Doppelung nicht mehr zulässt. Weitere Faktoren sind die körperliche Konstitution des Patienten, die genaue Lage des Bruchs und das Vorhandensein von Risikofaktoren, die ein erneutes Auftreten einer Hernie (Bruch) begünstigen.
Bis zu einer Länge von etwa zwei Zentimetern werden Bauchwandbrüche in der Regel lediglich einfach vernäht. Aufgrund der geringen Länge kann von vollständigem Abheilen ausgegangen werden, ohne dass eine Schwächezone zurückbleibt.
Zum Verschließen etwas längerer Hernien wird die Operationstechnik der Faszien-Doppelung eingesetzt. Hierbei wird das den Bauchraum stützende Bindegewebe übereinandergelegt und dann vernäht. Durch das Überlappen der Enden der Faszien (Muskelumhüllung) wird eine Vergrößerung der Kontaktfläche zur Narbenbildung erreicht. Mit der Doppelung geht jedoch auch immer eine Verkürzung des Gewebes und eine Erhöhung der Spannung einher. Die erhöhte Spannung in der Bauchdecke kann das Auftreten eines Bruchs entlang einer Schwächezone im Spannungsbereich fördern. Das erneute Aufbrechen der Narbe des ursprünglichen Bruchs ist ebenfalls möglich. Neben der höheren Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs, also des erneuten Auftretens des Bruchs, ist diese Methode mit dem Nachteil verbunden, dass der Betroffene mit einer längeren Regenerationsphase rechnen muss. Die Vorteile liegen in der sehr geringen Komplikationsrate. Der Eingriff ist nur von kurzer Dauer und mit der geringstmöglichen Beeinträchtigung des Körpers verbunden.
Die Versorgung eines Bauchwandbruchs mithilfe eines Netzes ist aktuell die am häufigsten eingesetzte Methode. Sie soll für die hinreichende Stabilität der Bauchwand sorgen und das erneute Auftreten eines Bruchs verhindern. Zwei Operationstechniken sind besonders verbreitet, die in zahlreichen Variationen ihre Anwendung finden.
Die Intraperitoneale Onlay Mesh- oder kurz IPOM-Technik wird minimal-invasiv angewendet. Zunächst wird der Bauchraum mit Gas etwas aufgebläht, um etwaige Verwachsungen zwischen der Bauchdecke und den inneren Organen zu erkennen und zu lösen. Anschließend wird zwischen dem Darm und dem Bauchfell ein Netz fixiert, das die Bruchpforte abdeckt. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen in der geringen Wundinfektionsrate und der nur geringen körperlichen Beeinträchtigung des Patienten. Postoperative Schmerzen treten nur eingeschränkt auf. Bei der Versorgung großer Brüche gerät dieses Verfahren jedoch an seine Grenzen. Eine weitere Variante der Onlay-Technik besteht in der Fixierung des Netzes auf der Faszien-Außenseite.
Bei der Sublay-Technik handelt es sich um ein offenes OP-Verfahren, bei dem die komplette Bruchfläche freigelegt wird. Zunächst wird der Bruchsack in die Bauchhöhle zurückgedrängt oder gegebenenfalls entfernt. Im Anschluss wird ein Netz unmittelbar unter der Bauchmuskulatur über die Bruchspalte gelegt. Die Fixierung erfolgt mit Nähten oder mithilfe eines gewebeverträglichen Fibrin-Klebstoffs.
Die moderne Medizin bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien zum Verschluss einer Hernie. Neben Titannetzen stehen Kunststoffnetze zur Verfügung, die resorbierbar, teilresorbierbar oder nicht resorbierbar sein können. Resorbierbare Netze lösen sich mit der Zeit auf, nicht resorbierbare verbleiben dauerhaft im Körper. Weite Verbreitung findet der Einsatz von nicht resorbierbaren, kunststoffgefertigten Polypropylen-Netzen. Diese werden in aller Regel vom menschlichen Körper sehr gut vertragen und haben nur eine geringe Schrumpfungs-Neigung. Besteht die Möglichkeit des Kontakts mit den inneren Organen, werden beschichtete Netze verwendet, die das Anhaften von Organgewebe an das Netz verhindern sollen.
aktualisiert am 03.12.2015