Der Begriff Rektusdiastase setzt sich aus den beiden Wortteilen Rektus und Diastase zusammen. Rektus ist der abkürzende Begriff für den „Musculus rectus abdominis“, also den geraden Bauchmuskel. Er zieht sich innerhalb der Bauchdecke beiderseits der Körpermitte über den Bauchraum. Diastase leitet sich vom altgriechischen Begriff „diastasis“ her und bezeichnet einen Abstand oder Zwischenraum. Eine Rektusdiastase ist somit eine Spalte zwischen den beiden Hälften des geraden Bauchmuskels. Sie kann bereits bei der Geburt vorhanden sein oder aber erworben werden. Es handelt sich hierbei um einen zumeist zwei bis zehn Zentimeter breiten und bis zu 15 Zentimeter langen Spalt. Die Rektusdiastase kann sich in extremen Fällen jedoch auch vom Rippenbogen bis hinunter zum Schambein erstrecken und eine Breite von 30 Zentimeter erreichen. Meist ist sie im Bereich des Nabels am stärksten ausgeprägt.
Betroffen sind in erster Linie Frauen, die schon mehrere Schwangerschaften hinter sich haben. Die physiologische Form der Rektusdiastase, die also mit keinem krankhaften oder unmittelbar zu behandelnden Befund einhergeht, ist Bestandteil einer jeden normalen Schwangerschaft. Etwa ab dem fünften Schwangerschaftsmonat werden die beiden Muskelhälften durch den sich erhöhenden Innendruck im Bauchraum der Schwangeren auseinandergedrückt.
Durch eine ausgeprägte Rektusdiastase kann es zu Problemen beim Geburtsvorgang kommen. In manchen Fällen kann die Bauchmuskulatur nicht genügend Druck erzeugen, um den Säugling zu gebären. Nach der Entbindung sollte sich die Kluft innerhalb weniger Monate von selbst wieder schließen. In dieser Zeit wird von starken körperlichen Belastungen abgeraten. Unterstützt werden kann die Rückbildung der physiologischen Rektusdiastase infolge einer Schwangerschaft durch eine geeignete Rückbildungsgymnastik, mit der idealerweise bereits im Wochenbett begonnen wird. Zunächst werden die queren und schrägen Bauchmuskeln trainiert und in der Folge dann ebenfalls die geraden, längs der Körperachse orientierten Muskeln.
Weitere Ursachen für die Ausbildung einer Rektusdiastase können alle Faktoren sein, die zu einer Erhöhung des Drucks in der Bauchhöhle führen und von innen gegen die Bauchmuskulatur drücken. Hierzu gehört Übergewicht ebenso wie andauernde, starke Pressbewegungen, beispielsweise infolge einer chronischen Verstopfung oder eines chronischen Hustens. Auch die Verrichtung schwerer körperlicher Arbeiten kann zur Ausbildung einer Rektusdiastase führen. Besteht eine Rektusdiastase über einen längeren Zeitraum fort, kann sie die Erschlaffung der Bauchmuskulatur zur Folge haben.
Bei anhaltenden Beschwerden kann ein operativer Eingriff erfolgen. Der von einer Rektusdiastase betroffene Bauchbereich bildet eine Schwächezone, die ebenso wie Operationsnarben im Bauchbereich Angriffspunkt für einen Bauchwandbruch darstellen können. Tritt ein Bauchwandbruch auf, muss dieser operativ behandelt werden. Eine Selbstheilung eines Bauchwandbruchs scheidet nach dem Durchlaufen des frühen Kindesalters aus. Sie ist bei Erwachsenen ausgeschlossen.
aktualisiert am 19.09.2022