Auch wenn bei der Versorgung eines Bauchwandbruchs mit einem Netz die Gefahr einer erneuten Brucherkrankung reduziert werden kann, birgt die Methode auch Risiken. Komplikationen treten zwar selten auf, können aber im schlimmsten Fall sogar tödlich enden. Zu den Komplikationen, die auftreten können, gehören:
Chirurgen gehen davon aus, dass die Komplikationsrate nach einer Hernien-Operation mit Einsatz eines Netzes zwischen 12 und 30 Prozent liegt. Andere Studien berichten über eine Komplikationsrate zwischen 0 und 51 Prozent, abhängig von der Operationsmethode und dem eingesetzten Netz. Schwerwiegende Komplikationen scheinen insgesamt selten zu sein. Am häufigsten treten Schmerzen als Komplikation auf.
Beim Einsatz von Polypropylen-Netzen scheint es gehäuft zu Wundinkfetionen und Ausbildung von Blutergüssen (Hämatomen), also der Ansammlung von Blut im Operationsbereich, zu kommen.
Auch andere Körperflüssigkeiten können sich in Form von sogenannten Seromen in Blasen oder Hohlräumen ansammeln. Kleinere Hämatome und Serome bilden sich nach etwa zwei bis sechs Wochen von selbst zurück und bedürfen keiner weiteren Behandlung. Übersteigt ihre Größe ein vertretbares Maß, wird die Flüssigkeit mittels einer Punktion abgeleitet. Hierbei wird die Flüssigkeitsblase mit einer entsprechend groß dimensionierten Nadel angestochen und nach außen abgesaugt.
Eine der gängigen Operationsmethoden zur Schließung eines Bauchwandbruchs ist die Onlay-Methode: Das Kunststoffnetz wird hierbei zwischen dem Bauchfell und den inneren Organen platziert, es besteht ein direkter Kontakt. Im Laufe der Zeit kann es zu Verwachsungen des Netzes mit körpereigenem Organgewebe, insbesondere des Darms, kommen. Diese Verwachsungen sind nicht erwünscht und können beim Patienten zu Beschwerden führen. Das Spektrum reicht von Schmerzen im Bauchbereich über die Einschränkung der Bewegungsfähigkeit bis hin zu Verdauungsstörungen und anderen Problemen mit dem Verdauungsapparat.
Von dieser Problematik betroffen sind in erster Linie Netze älterer Bauart. Die neueren Kunststoffnetze, die zum Verschließen von Bruchpforten eingesetzt werden, bestehen aus dem im Allgemeinen sehr gut verträglichen Kunststoff Polypropylen. Zum Schutz gegen Verwachsungen mit den Darmschlingen sind die Polypropylennetze mit einem Antiadhäsivum beschichtet. Die Beschichtung soll ebendieses Anhaften des Darmgewebes an das Bruchnetz verhindern.
Zwar wird Polypropylen vom menschlichen Körper in aller Regel sehr gut toleriert, jedoch sind auch Fälle von Abstoßungsreaktionen bekannt. Können diese etwa durch die Gabe geeigneter Medikamente nicht kontrolliert werden, droht die Explantation, also die Entnahme des zuvor eingesetzten Netzes.
Eine besondere Gefahrenquelle bei der Versorgung eines Bauchwandbruchs mithilfe eines Netzes ist die bakterielle Infektion. Im ungünstigen Fall sind die infizierenden Bakterien in der Lage, sich durch die Ausbildung eines Biofilms gegen Antibiotika und körpereigene Abwehrzellen zu schützen. Die Netze können schrumpfen, ihre ursprüngliche Position verlassen und werden letztendlich vom Körper abgestoßen. Die Explantation ist die Folge.
Im Verlauf des Heilungsprozesses besteht die Gefahr, dass das implantierte Netz Schrumpfungsprozessen unterliegt. Es kann dann auf einen Bruchteil seiner ursprünglichen Ausdehnung reduziert sein. Unter ungünstigen Umständen kann die ursprüngliche Bruchpforte wieder freiliegen und muss erneut chirurgisch versorgt werden. Durch die Verwendung moderner Materialien treten diese Probleme allerdings mehr und mehr in den Hintergrund.
Einige Jahre lang wurde vor allem in den USA der Ansatz verfolgt, biologische Netze (Bionetze) in der Versorgung von Bauchwandbrüchen einzusetzen, um die Komplikationsrate zu reduzieren. In erster Linie wurden biologische Netze aus Kollagen verwendet, oft tierischen Ursprungs (Rind oder Schwein), manchmal auch humanen Ursprungs (Leichenhaut). Die erhofften Vorteile konnten durch Studien nicht bestätigt werden. Im Gegenteil, höhere Kosten, höhere Rezidivraten (Wiederauftreten des Bruches) und höhere Komplikationsraten sprechen gegen den Einsatz von biologischen Netzen in der Hernienchirurgie.
aktualisiert am 29.01.2024