Schmerzen im Schulter- und Rückenbereich für die Dauer von zwei, drei oder mehr Tagen sind eine häufige Folge der Bauchspiegelung oder Laparoskopie. Dabei ist es einerlei, ob der minimalinvasive Eingriff zum Zweck einer exakten Diagnose ausgeführt oder ob chirurgische Maßnahmen ergriffen werden. Die Folgen sind unangenehm, die Patienten beunruhigt. Wie und warum kommt es zu Schmerzen in Schultern und Rücken, wenn die Laparoskopie doch im Bauchraum durchgeführt wird?
Damit der Arzt über das Laparoskop, die winzige Kamera zusammen mit einer Lichtquelle zur Betrachtung des Bauchinnenraumes, optimalen Einblick erhält, wird das Untersuchungsgebiet mit Kohlendioxid (CO2) gefüllt. Dies geschieht, um den Bauchinnenraum und die Strukturen darin zu dehnen. Normalerweise eng aneinander liegende Strukturen und Organe trennen sich voneinander und lassen sich genauer in Augenschein nehmen - eine wichtige Voraussetzung für eine sinnvolle Diagnose und Behandlung.
Nur drei kleine Einschnitte zwischen 0,5 und 1,5 Zentimetern sind notwendig, um die Bauchspiegelung und eventuell kleine operative Maßnahmen (etwa die Entfernung eines entzündeten Blinddarms) auszuführen. Dank der minimalen Schnitte und der punktgenauen chirurgischen Möglichkeiten ist ein Patient nach einer Laparoskopie nach wenigen Tagen wieder schmerzfrei. Die körperliche Belastbarkeit kehrt relativ rasch zurück. Die Einschnitte heilen rasch, vernäht werden sie meist mit selbstauflösendem Faden.
Für die Schulter- sowie auch die Rücken- und Zwerchfellschmerzen nach der Bauchspiegelung spielen mehrere Einwirkungen eine Rolle (multifaktorielle Genese). Hauptsächlich verantwortlich für die Schulterschmerzen ist aber der Nervus phrenicus, ein Nerv, der zwischen Halswirbelsäule, Herz, Lunge und Bauchbereich verläuft. Er stammt aus dem Bereich am 3., 4. und 5. Halswirbel.
Das für die Laparoskopie eingeführte Kohlendioxid wird zwar nach Möglichkeit wieder ausgeleitet oder abgebaut. Trotzdem übt es massiven Druck auf das Zwerchfell und das umgebende Gewebe aus. Dabei wird der Nervus phrenicus gereizt und sendet Schmerzsignale in die Schulter und den oberen Rücken. Mediziner sprechen von einer Neurapraxie: Der betroffene Nerv wird durch den Eingriff zwar nicht verletzt, aber gedehnt oder gequetscht, was zu Funktionsstörungen und Schmerzreaktionen führt. Zu der Reizung trägt möglicherweise ebenfalls die direkte Einwirkung des CO2-Gases auf den Nerv bei.
Ist das Gas ausgeleitet, klingt auch der Schulterschmerz ab. Er kann aber einige Tage bestehen bleiben. In seltenen Fällen kann er sogar Monate nach dem Eingriff kurzfristig wieder aufflackern.
Ganz ähnliche Symptome erleiden Patienten, denen ein steuerbares Magenband zur Gewichtsreduktion eingesetzt wurde: Auch hier können zum Druck im Magenbereich zusätzlich Brust-, Rücken- und Schulterschmerzen auftreten.
Klinische Tests ergaben, dass Zwerchfell- und Schulterschmerzen im Zusammenhang mit einer Bauchspiegelung geringfügiger ausfallen und schneller abklingen, wenn das CO2 vor der Einleitung in die Bauchhöhle erwärmt wurde.
Die Schulterschmerzen sind kein Grund zur Beunruhigung und kein Hinweis auf Komplikationen. Sie sind im Gegenteil harmlos und klingen nach wenigen Tagen ab.
Warme Getränke, beispielsweise Pfefferminztee, wirken beruhigend auf den gereizten Magen-Darm-Bereich ein. Auf diesem Wege lässt sich offenbar auch der Nervus phrenicus "besänftigen". In schwereren Fällen helfen Tabletten gegen Magenschmerzen und Blähungen. Gymnastische Übungen für die Schulter können ebenfalls Erleichterung verschaffen.
aktualisiert am 22.08.2022