Zysten in der Bauchspeicheldrüse kommen häufig vor. In den meisten Fällen sind sie harmlos. Sie müssen aber beobachtet werden.
Pankreaszysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Blasen in oder an der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Man unterscheidet sogenannte echte Zysten von Pseudozysten. Erstere sind sehr selten. Sie sind oft angeboren oder Folge des seltenen Von-Hippel-Lindau-Syndroms. Pseudozysten hingegen sind ein häufiger Befund. Sie können sich zum Beispiel in der Folge einer akuten oder einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) bilden. Sie verursachen in den meisten Fällen keine Beschwerden und bleiben oft lange unbemerkt. Entdeckt werden sie meist zufällig bei einer Computertomographie (CT) oder einer Magnetresonanztomographie (MRT). Mitunter können die Zysten Beschwerden hervorrufen, beispielsweise Schmerzen im Oberbauch, die bis zum Rücken ziehen können. Sehr häufig sind Pankreaszysten harmlos. Da sie aber in Einzelfällen bösartig sein können, müssen sie auf jeden Fall genauer untersucht werden.
Um sich ein genaueres Bild von Größe, Lage und Art der Bauchspeichelzyste zu machen, ist meistens ein stationärer Aufenthalt notwendig. Dabei wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) meist mit einer sogenannten Endosonographie kombiniert. Eine Endosonographie ist eine Ultraschalluntersuchung, die im Inneren des Körpers stattfindet. Im Rahmen einer Magenspiegelung wird das Endoskop, ein flexibler Untersuchungsschlauch mit einer Ultraschallsonde, in den Magen vorgeschoben. Vom Magen und dem Zwölffingerdarm aus kann die Bauchspeicheldrüse wesentlich genauer beurteilt werden als bei einer Untersuchung von außen. Gleichzeitig können Gewebeproben entnommen werden, die anschließend feingeweblich untersucht werden.
Wie eine Bauchspeicheldrüsenzyste behandelt wird, hängt von ihrer Größe und ihrer Lage ab. Handelt es sich um kleine Zysten, die keine Beschwerden verursachen, müssen sie nicht behandelt werden. Kleine, nach einer Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) entstandene Zysten bilden sich manchmal spontan zurück.
Größere Zysten bringen das Risiko mit sich, dass sie reißen oder bluten oder dass sich ein entzündlicher Abszess (mit Eiter gefüllte Blase) bildet. Auch können ausgedehnte Zysten Druck auf die anderen Organe ausüben und dann Schmerzen verursachen und die Durchblutung im Bauchraum beeinträchtigen. Eine größere Zyste kann verkleinert werden, indem sie über eine Drainage (ein kleines Kunststoffrohr) in den Magen oder den Darm entleert wird.
Auch die Art der Zyste ist entscheidend dafür, ob sie entfernt werden muss. Mediziner unterscheiden seröse Zysten, die fast ausnahmslos ungefährlich sind, von neoplastischen Zysten, die ein Risiko zur Entartung haben. Besteht der Verdacht, dass eine Zyste bösartig (maligne) ist oder werden könnte, sollte die Zyste operativ entfernt werden, um Komplikationen zu vermeiden.
Zysten, die Beschwerden verursachen, über vier Zentimeter groß sind oder als potenziell maligne eingestuft werden, werden operiert. In vielen Fällen ist dies minimal-invasiv möglich. Über kleine Bauchschnitte („Schlüsselloch-Chirurgie“) werden die Operationsinstrumente eingeführt und die Zyste entfernt. In anderen Fällen muss die Bauchdecke geöffnet werden. Handelt es sich um einen zystischen Tumor, muss er vollständig entfernt werden. Gleichzeitig erhält der Chirurg so viel wie möglich von der Bauchspeicheldrüse, um ihre Funktion so weit wie möglich zu bewahren.
Zysten, die nicht entfernt werden, werden mit einem bildgebendem Verfahren, wie zum Beispiel einem MRT, in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Wie oft „regelmäßig“ bedeutet, ist abhängig vom individuellen Befund. Das Kontrollintervall kann vierteljährlich sein, aber auch mehrere Jahre betragen. Die Verlaufskontrollen sind wichtig, weil in seltenen Fällen auch gutartige zystische Tumoren entarten können und Bauchspeicheldrüsenkrebs entstehen kann.
Charité (Universitätsmedizin Berlin) – Endosonografie (oberer Gastrointestinaltrakt): https://gastro.charite.de/fuer_patienten/ambulante_behandlung/zentrale_endoskopie/endosonografie_oberer_gastrointestinaltrakt/ (online, letzter Abruf: 04.04.2022)
Klinikum Darmstadt, Prof. Dr. med. Carl C. Schimanski – Nicht immer harmlos: Zysten in der Bauchspeicheldrüse
https://klinikum-darmstadt.de/aktuelles-news/nicht-immer-harmlos-zysten-in-der-bauchspeicheldruese (online, letzter Abruf: 04.04.2022)
Uniklinikum Köln – Bauchspeicheldrüsenzysten und zystische Tumore: https://viszeral-tumorchirurgie.uk-koeln.de/erkrankungen-therapien/pankreas/bauchspeicheldruesenzysten-und-zystische-tumore/ (online, letzter Abruf: 04.04.2022)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) – Zysten der Bauchspeicheldrüse: https://www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/allgemein-viszeral-und-thoraxchirurgie/behandlungsangebot/pankreas/haeufige-fragen-faq/zysten-der-bauchspeicheldr%C3%BCse/index.html (online, letzter Abruf: 04.04.2022)
aktualisiert am 04.04.2022