Sowohl bei einer akuten als auch bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) spielt die Ernährung eine wichtige Rolle für den Heilungsprozess.
Mediziner unterscheiden bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung zwei Formen: die akute und die chronische Pankreatitis. Die akute Erkrankung macht sich mit plötzlich auftretenden Oberbauchschmerzen bemerkbar, die sich wie ein Ring um den Körper anfühlen können. Übelkeit und Erbrechen sind weitere häufige Symptome.
Wird eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung rechtzeitig umfassend therapiert, kann sie komplett ausheilen. Manchmal kann sie aber auch länger anhalten und in eine chronische Erkrankung übergehen. Dann sind die Symptome ähnlich, aber weniger stark ausgeprägt. Hinzu kommen häufige Durchfälle und sogenannte Fettstühle. Langfristig kommt es zu einer Gewichtsabnahme, weil die Nahrung nicht mehr ausreichend verwertet werden kann.
Bei beiden Formen der Pankreatitis ist die Ernährung ein wichtiger Baustein. Allerdings sieht die Ernährungstherapie für beide Verlaufsformen der Erkrankung zunächst unterschiedlich aus.
Erste Maßnahme bei einer akuten Pankreatitis ist die Nahrungskarenz, das heißt, das Auslassen der Nahrung. Die Bauchspeicheldrüse muss so weit wie möglich ruhig gestellt werden. Dies gelingt am besten, indem Betroffene auf Nahrung und auch auf Flüssigkeit verzichten. Letztere wird zusammen mit Elektrolyten und wichtigen Nährstoffen über Infusionen zugeführt. Damit werden die Verdauungsorgane umgangen und die Bauchspeicheldrüse kann sich erholen. Bei einer leichten Pankreatitis genügen oftzwei bis fünf Tage absoluter Nahrungsverzicht. Wenn die Schmerzen abgeklungen sind, kann mit einem stufenweisen Kostaufbau begonnen werden.
Bei einer akuten Pankreatitis ist ein langsamer und stufenweiser Kostaufbau sehr wichtig. Die Abstufung und Dauer ist abhängig von der Schwere der Erkrankung. Dabei wird konstant beobachtet, inwieweit die Nahrung vertragen wird. Kommt es wieder zu Beschwerden, müssen bestimmte Nahrungsmittel wieder weggelassen und eine erneute Nahrungspause eingelegt werden, bis sich die Bauchspeicheldrüse ausreichend erholt hat.
Der Ernährungsplan sieht folgende Stufen vor und kann sich über mehrere Wochen erstrecken:
Um die Bauchspeicheldrüse zu entlasten, ist es besser, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen. Heilt die akute Pankreatitis komplett aus, so ist anschließend keine bestimmte Ernährung erforderlich. Da eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oft in Zusammenhang mit Alkoholgenuss steht – und das müssen keine großen Mengen sein –, muss jedoch auf Alkohol auch nach der Genesung komplett verzichtet werden.
Eine chronische Pankreatitis verläuft schubweise, wobei die Funktion des Organs immer weiter eingeschränkt wird. Bei fortgeschrittener chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung kann die Verdauungstätigkeit bereits reduziert sein. Das macht sich an sogenannten Fettstühlen bemerkbar. Die fehlenden Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse müssen dann in Form von Medikamenten zugeführt werden. Diese Enzympräparate müssen während des Essens eingenommen werden. Ist die Versorgung mit notwendigen Nährstoffen über die Mahlzeiten alleine nicht mehr möglich, kann eiweißreiche Trinknahrung mit hohem Kaloriengehalt helfen.
In der Folge einer anhaltenden Pankreatitis kann außerdem ein Diabetes mellitus entstehen. Dies muss bei der Ernährung entsprechend beachtet werden.
Liegt kein Diabetes vor, muss bei einer chronischen Pankreatitis keine spezielle Diät eingehalten werden. Es gilt: Was vertragen wird, darf auch gegessen werden. Da fett- und ballaststoffreiche Nahrung schwerer verdaulich ist, treten nach dem Verzehr häufiger Beschwerden wie Oberbauchschmerzen, Völlegefühl oder Blähungen auf. Weiche Nahrungsmittel, fettarmes Essen und kleine Portionen sind hingegen verdauungsfreundlicher. Man geht außerdem davon aus, dass leichte, fettarme Ernährung das Fortschreiten einer chronischen Pankreatitis verlangsamen kann. Betroffene sollten gut kauen und sich beim Essen Zeit lassen.
Je nach Zustand der Bauspeicheldrüse kann die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln individuell sehr unterschiedlich sein.
Schlecht verträgliche Lebensmittel | Gut verträgliche Lebensmittel |
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Um selbst herauszufinden, was man gut verträgt, empfiehlt es sich, ein Ernährungstagebuch zu führen und die gegessenen Speisen sowie die Beschwerden zu protokollieren.
Auch bei chronischer Pankreatitis ist absoluter Alkoholverzicht notwendig.
In den meisten Fällen stecken entweder Gallensteine oder Alkoholmissbrauch hinter einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Liegen Gallensteine zugrunde, sollte die Gallenblase entfernt werden. Dies ist minimal-invasiv und mit geringem Risiko möglich. Da die Gallenblase keine lebenswichtigen Funktionen im Körper übernimmt, bleibt ihre Entfernung meist folgenlos.
Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann nur bei striktem Alkoholverzicht ausheilen. Liegt eine Alkoholabhängigkeit vor, ist eine Entzugstherapie ratsam.
Deutsche Apothekerzeitung – Ernährungstherapie: Empfehlungen bei akuter und chronischer Pankreatitis: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2002/daz-21-2002/uid-6085 (online, letzter Abruf: 01.04.2022)
Institut für Ernährungsmedizin – Ernährungstherapie bei Pankreatitis: https://www.mri.tum.de/sites/default/files/seiten/pankreatitis_ernaehrung.pdf (online, letzter Abruf: 01.04.2022)
Rhein-Maas Klinikum – Ernährungsratgeber Bauchspeicheldrüse: https://www.rheinmaasklinikum.de/Inhalt/Kliniken-und-Zentren/Kliniken/Allgemein-Viszeral-und-Minimalinvasive-Chirurgie/_doc/RMK_10683_Faltblatt_Ernaehrungsratgeber_Pankreas_2017_7.pdf (online, letzter Abruf: 01.04.2022)
aktualisiert am 01.04.2022