Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse wird Pankreatitis genannt. Es ist eine Erkrankung, die selten vorkommt. In Deutschland erkranken jährlich ungefähr 20 von 100.000 Einwohnern. Männer sind häufiger als Frauen betroffen.
Es werden zwei Formen unterschieden: eine akute und eine chronische Pankreatitis. Beide Formen lösen eine ähnliche Symptomatik aus.
Die akute Pankreatitis tritt plötzlich auf und zeigt sich durch eine rasche Verschlimmerung der Symptome. Die chronische Pankreatitis ist eine wiederkehrende Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Diese Erkrankung kann durch den chronischen Verlauf weitere Symptome verursachen.
Das Pankreas (Bauchspeicheldrüse) liegt im Oberbauch des Menschen direkt hinter dem Magen in Höhe des Zwölffingerdarms. Die Bauchspeicheldrüse ist ein wichtiges Organ, das verschiedene Verdauungsenzyme produziert. Dieses Organ produziert Insulin und hat die Aufgabe auf, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Die von der Bauchspeicheldrüse produzierten Verdauungsenzyme werden erst im Zwölffingerdarm aktiv. Allerdings kann es durch bestimmte Umstände vorkommen, dass die Enzyme bereits im Innern der Bauchspeicheldrüse aktiviert werden. Die Enzyme greifen in diesem Fall das Gewebe der Bauchspeicheldrüse an und das Organ entzündet sich. Durch eine nicht behandelte Pankreatitis kann es zu gravierenden Gewebeschäden an der Bauchspeicheldrüse kommen. Hieraus resultieren oft ernstzunehmende Komplikationen.
Die Pankreatitis kann eine lebensbedrohliche Situation auslösen und muss umgehend behandelt werden.
Unterschiedliche Ursachen können zu einer akuten oder chronischen Pankreatitis führen.
Eine akute Pankreatitis entsteht in 45 Prozent aller Fälle durch Gallensteine und durch weitere Gallenwegserkrankungen. Die Bauchspeicheldrüse und die Gallenblase weisen jeweils eine Verbindung zum Zwölffingerdarm auf. Über diesen Kanal geben beide Organe wichtige Verdauungsenzyme an den Darm ab. Die Gallenblase teilt sich mit der Bauchspeicheldrüse denselben Ausführungsgang in den Dünndarm. Ein wandernder Gallenstein kann den Verschluss des gemeinsamen Ausführungsgangs beider Organe auslösen. Die Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse und der Gallensaft stauen sich auf. Das führt zu einer akuten Pankreatitis, also Bauchspeicheldrüsenentzündung.
35 Prozent aller Bauchspeicheldrüsenentzündungen entstehen durch einen hohen Alkoholkonsum. Der übermäßige Alkoholkonsum führt zu einer gravierenden Schädigung des Gewebes der Bauchspeicheldrüse. Durch den ständigen Alkoholkonsum steigt daher das Risiko einer akuten Pankreatitis erheblich an.
Weitere Ursachen einer akuten Pankreatitis sind:
80 Prozent aller chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündungen sind das Resultat von übermäßigem Alkoholkonsum. Bei den restlichen 20 Prozent der Patienten wird die chronische Pankreatitis durch genetische Faktoren, Autoimmunreaktionen, Medikamenteneinnahme und durch erhöhte Blutfettwerte ausgelöst.
Eine akute und chronische Pankreatitis zeigt sich bei den meisten Patienten durch einen plötzlich auftretenden, gürtelförmigen Schmerz im Oberbauch. Die Schmerzen können bis in den Rücken und in den Brustraum des Patienten ausstrahlen und mehrere Tage andauern. In den meisten Fällen sind die Schmerzen nach dem Essen investiver. Des Weiteren können Übelkeit, Fieber und Erbrechen auftreten. Bei einigen Patienten ist der Bauch gummiartig aufgebläht. Die chronische Pankreatitis weist weitere Symptome aus.
Alle Symptome einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung können auch bei einer chronischen Pankreatitis auftreten. Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung zeigt sich durch wiederkehrende Schmerzen im Oberbauch. Wie auch bei einer akuten Pankreatitis können diese Schmerzen gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen. Vor allem fettreiche Speisen können Schmerzen und Verdauungsprobleme auslösen. Weitere Symptome, die charakteristisch für eine chronische Pankreatitis sind:
Das klare Leitsymptom der akuten und chronischen Pankreatitis ist der gürtelförmige Schmerz im Oberbauch nach der Nahrungsaufnahme. Bereits dieses Symptom weckt den Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Bei starken und plötzlichen Schmerzen im Oberbauch auftreten, sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Im Rahmen der Diagnose führt der Arzt ein Gespräch mit dem Patienten durch und lässt sich die Symptome schildern.
Bei einem Verdacht auf eine Pankreatitis können folgende Fragen hilfreich sein und den Verdacht erhärten:
Nach der Befragung wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Zunächst wird der Bauch abgetastet. Bei einer Pankreatitis fühlt sich der Bauch gummiartig an. Ferner ist es wichtig, die Augen und die Haut des Patienten zu betrachten, um eine eventuelle Gelbfärbung zu erkennen.
Eine Blutuntersuchung ist bei Verdacht auf eine Pankreatitis wichtig. Bei einer Pankreatitis sind Lipase und Elastase erhöht. Das sind beides Enzyme, die die Bauchspeicheldrüse produziert. Bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung können die Lipase-Werte manchmal auch im Normbereich liegen. Im Blutbild zeigt sich auch eine Erhöhung der Entzündungsparameter (CRP). Auch die Blutkonzentration von Calcium kann verändert sein. Liegen Gallensteine vor, die die Gallenwege behindern, dann sind auch die Blutwerte weitere Enzyme wie Gamma-GT oder alkalische Phosphatase erhöht.
Bildgebende Diagnoseverfahren werden bei einem Verdacht auf eine Pankreatitis eingesetzt, um die Diagnose zu stützen. Mit einer Ultraschalluntersuchung wird die Bauchspeicheldrüse betrachtet. Im Ultraschall lassen sich Schwellungen, Verkalkungen oder Flüssigkeitsansammlungen erkennen.
Mit einer Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) lässt sich beurteilen, wie viel Pankreasgewebe zerstört ist und ob eine Entzündung der Nachbarorgane vorliegt.
Liegt der Verdacht auf Gallensteine als Ursache einer Pankreatitis vor, dann wird eine Gallenspiegelung durchgeführt. Mit dieser endoskopisch durchgeführten Untersuchung (ERCP) kann die Mündung des Gallengangs und des Gangsystems beurteilt werden. Kleine Gallensteine können in der gleichen Sitzung entfernt werden.
Im Rahmen der Diagnose ist wichtig, andere Auslöser für die Schmerzen im oberen Bauchraum auszuschließen. Für Beschwerden im Oberbauch kommen auch andere Erkrankungen in Frage:
Vor allem, wenn Zweifel an der Diagnose bestehen, sind weitere Untersuchungen notwendig.
Bei einer akuten Pankreatitis besteht Lebensgefahr für den Patienten. Es ist wichtig, dass der Patient umgehend im Krankenhaus behandelt wird. In schweren Fällen wird er auf die Intensivstation verlegt.
Für die Pankreatitis gibt es noch keine Behandlung, die die Ursache der Entzündung beseitigt.
Patienten mit Kreislaufschock bekommen Blutkonserven, um den Blutdruckabfall entgegen zu wirken. Bei starken Schmerzen werden krampflösende Medikamente und Schmerzmittel eingesetzt. Die Medikamente werden in hohen Dosen verabreicht und können Schwindel, Benommenheit, Übelkeit und Atemschwäche verursachen.
Bei einer akuten Pankreatitis ist die Nahrungskarenz wichtig. Betroffene erhalten zunächst keine Nahrung, sondern nur Flüssigkeit, Elektrolyte und Nährstoffe über Infusionen. Damit will man die Produktion der Verdauungssäfte so gering wie möglich halten. Zwei bis fünf Tage Nahrungskarenz reichen bei einer leichten Entzündung aus. Die Ernährung und Flüssigkeitszufuhr des Patienten erfolgt erst über das Blut (Infusionen), kann aber später über eine Dünndarmsonde durchgeführt werden. Nach einiger Zeit dürfen Patienten fettarme Nahrung zu sich nehmen (zum Beispiel Zwieback oder Reisschleim). Fetthaltige Ernährung ist erst nach zwei bis drei Wochen in kleinen Mengen erlaubt.
Liegt eine Infektion vor, dann kommen auch Antibiotika zum Einsatz.
Patienten mit einer chronischen Pankreatitis erhalten aufgrund der auftretenden Durchfälle eine fettarme und kohlehydratarme Schonkost. Wichtig ist, dass neben diesen Maßnahmen die Ursachen für die Pankreatitis diagnostiziert und behandelt werden. Resultiert die Bauchspeichelentzündung aus Gallensteinen, sollten diese entfernt werden. Große Steine werden im Vorfeld mit einer extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) zerstört.
Ist ein Alkoholmissbrauch die Ursache für die Pankreatitis, muss der Patient einen strikten Alkoholverzicht einhalten. Liegt ein Alkoholismus vor, müssen in der akuten Phase der Pankreatitis entsprechende Medikamente verabreicht werden. Eine Entzugstherapie ist im Anschluss der Behandlungen ratsam.
Liegt eine schwere Entzündung vor, dann reichen diese Maßnahmen nicht aus. Insbesondere, wenn viel Gewebe bereits abgestorben ist, muss es durch eine Operation entfernt werden. Bei ungefähr 5 Prozent der Betroffenen hinterlässt eine Pankreatitis einen Hohlraum (Zyste/Pseudozyste), der ebenfalls operativ entfernt werden muss.
Auch beim Vorliegen von Gallensteinen muss operiert werden, um die Ursache der Bauchspeicheldrüsenentzündung zu behandeln. Die Gallensteine werden durch eine Gallengangsspiegelung (ERCP - endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie) entfernt.
Wird eine Pankreatitis nicht fachgerecht behandelt, können lebensbedrohliche Komplikationen entstehen. Durch die Entzündung kann das Gewebe der Bauchspeicheldrüse absterben. Eine derartig nekrotisierende Pankreatitis birgt die Gefahr einer Eiterbildung und der Bildung eines Abszesses. Ferner kann der Patient einen Kreislaufzusammenbruch und einen Schock durch den Flüssigkeitsverlust erleiden. Sofern sich die Entzündung im Körper auf weitere Organe ausbreitet, besteht die Gefahr auf eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis). Eine unbehandelte Pankreatitis kann zu einem Darmverschluss (Ileus) auslösen. Diese Komplikationen können auftreten:
Die chronische Pankreatitis kann ebenfalls ernste Komplikationen auslösen. Bei manchen Patienten bildet sich unter bestimmten Umständen ein Blutgerinnsel in der Milz oder Leber. Ferner besteht hier Gefahr auf eine Abszessbildung in der Bauchspeicheldrüse. Bei manchen Patienten verkalkt das entzündete Gewebe der Bauchspeicheldrüse mit der Zeit. Hierdurch wird der Zwölffingerdarm eventuell eingeengt. Der Nahrungsbrei kann den Darm nicht mehr ungehindert durchwandern. Folgende Komplikationen treten auf:
Eine Spätkomplikation einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung kann ein Bauchspeicheldrüsenkrebs sein.
Bei einer Pankreatitis hängen die Heilungsaussichten von unterschiedlichen Faktoren ab. Wird die Bauchspeicheldrüsenentzündung rechtzeitig behandelt, sind die Heilungschancen gut. Treten im Rahmen einer Pankreatitis keine ernsten Komplikationen auf, heilt die Entzündung in 99 Prozent aller Fälle ohne Folgeschäden ab. Sind durch die Entzündung Gewebeteile der Pankreas abgestorben, fällt die Prognose schlechter aus. Bei einer sogenannten nekrotisierenden Pankreatitis liegt die Sterberate zwischen zehn und 25 Prozent. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass eine akute Pankreatitis schnellstmöglich behandelt wird. Die intensivmedizinische Überwachung des Patienten ist hierbei von hoher Wichtigkeit. Die chronische Pankreatitis weist einen langsamen Krankheitsverlauf auf und geht häufig mit weiteren Erkrankungen einher. Ungefähr die Hälfte aller Patienten mit chronischer Pankreatitis sterben nach zehn bis 15 Jahren. Die Todesursache ist in den meisten Fällen nicht die Bauchspeicheldrüsenentzündung selbst. Die meisten Patienten erliegen ihrem starken Alkoholmissbrauch, der eine der Hauptursachen für die chronische Pankreatitis ist. Bei einer chronischen Pankreatitis hängt die Prognose davon ab, ob der Patient vollkommen auf Alkohol und Rauchen verzichten kann.
Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann man nur vorbeugen, wenn man die Risikofaktoren vermeidet, die diese begünstigen. Das sind:
Gallensteine und ein hoher Alkoholmissbrauch sind die Hauptursachen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Aus diesem Grund zielen die vorbeugenden Maßnahmen auf diese Auslöser ab. Patienten mit Gallensteinrisiko sollten sich von ihrem Arzt beraten lassen. Liegt eine Alkoholsucht vor, ist es für den Patienten ratsam, sich einer entsprechenden Suchttherapie zu unterziehen. Hierfür kann er sich an seinen Arzt oder an eine Suchtberatung wenden.
aktualisiert am 13.03.2024