Ein fast normales Leben ist auch ohne Bauchspeicheldrüse (Pankreas) möglich. Die Einschränkungen sind geringer, wenn Teile des Pankreas bei der Operation erhalten werden können.
Es gibt verschiedene Gründe, warum es medizinisch notwendig werden kann, die Bauchspeicheldrüse – oder Teile davon – zu entfernen. Man spricht von einer Pankreatektomie beziehungsweise einer Pankreas-Resektion.
Allen voran ist ein Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) eine Diagnose, bei der es keine Alternative zur Operation gibt, wenn eine Heilung erzielt werden soll. Der Tumor muss vollständig entfernt werden. Je nachdem, in welchem Stadium er entdeckt wurde, wie aggressiv er ist und an welcher Stelle er sich befindet, können Teile des Pankreas erhalten werden. Oft lässt sich aber eine Totalentfernung der Bauchspeicheldrüse nicht vermeiden.
Auch eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) kann ein Grund für eine Bauchspeicheldrüsenoperation sein. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Schmerzen mit einer Schmerztherapie nicht in den Griff zu bekommen sind.
Pankreaszysten (entstandene Hohlräume in der Bauchspeicheldrüse, die mit Flüssigkeit gefüllt sind) werden nur operativ entfernt, wenn sie das Risiko haben zu entarten oder wenn sie dauerhaft Schmerzen bereiten.
Gelegentlich muss auch bei einer akut nekrotisierenden (zum Absterben von Gewebe führenden) Bauchspeicheldrüsenentzündung operativ eingegriffen werden, um weitere Komplikationen zu vermeiden.
Je nachdem, in welchem Allgemeinzustand sich der Patient befindet und wie schwer der Eingriff ist, bleibt der Patient durchschnittlich zwei bis drei Wochen im Krankenhaus.
Unabhängig davon, welche Diagnose eine Bauchspeicheldrüsen-OP notwendig macht, entfernt der Operateur so viel Bauchspeicheldrüsengewebe wie nötig und so wenig wie möglich. Für den Patienten ist ein Leben mit einer teilweise erhaltenen Bauchspeicheldrüse einfacher als ohne. Aber auch nach einer Totalentfernung des Pankreas ist ein relativ normales Leben möglich.
Mit diesen Folgen muss ein am Pankreas operierter Patient rechnen:
Das Leben nach einer Bauchspeicheldrüsenentfernung erfordert in den meisten Fällen eine Lebens- und Ernährungsumstellung. Am wichtigsten ist es, das Rauchen komplett aufzugeben. Auf Alkohol sollte nach Möglichkeit vollkommen verzichtet werden oder es sollten nur sehr geringe Mengen getrunken werden.
Direkt nach der Pankreatektomie oder Pankreas-Resektion muss mit einem leichten Kostaufbau begonnen werden. Die Nahrung ist eiweiß- und kohlenhydratreich. Am besten werden stündlich ein paar Bissen Zwieback, Brötchen, Joghurt oder Kompott gegessen. So gewöhnt sich der Verdauungsapparat nach einer längeren Nahrungskarenz (Pausieren der Ernährung) wieder an seine Aufgabe, ohne überfordert zu sein. Im nächsten Schritt können Nahrungsmittel verzehrt werden, die Fett enthalten. Die Verdauung wird Schritt für Schritt an eine fettarme Vollkost gewöhnt. Es gelten keine bestimmten Diätregeln. Der Patient darf essen, was ihm schmeckt und was ihm bekommt. Er muss allerdings zum Essen Enzyme einnehmen und seinen Blutzuckerspiegel im Auge behalten.
Jedes Jahr werden in Deutschland circa 55.000 Menschen wegen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung im Krankenhaus behandelt. Rund 20.000 Menschen jährlich werden mit der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs konfrontiert. Auch wenn Pankreas-Erkrankungen in der Gesamtheit zu den eher seltenen Krankheiten zählen, sind sie keine Einzelfälle.
Der Arbeitskreis der Pankreatektomierten (AdP) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betroffene und deren Angehörige bei Fragen rund um das Thema „Leben ohne Bauchspeicheldrüse“ zu beraten und zu unterstützen. Mit Geduld und Disziplin, so das Fazit der Selbsthilfegruppe, können Pankreatektomierte ein normales Leben führen.
Link zum Arbeitskreis der Pankreatektomierten: https://www.bauchspeicheldruese-pankreas-selbsthilfe.de/der-adp/
Deutsches Ärzteblatt, Volker Keim; Ernst Klar; Michael Poll; Michael H. Schoenberg – Der pankreasoperierte Patient. Nachsorge, Diagnostik und Therapie: https://www.aerzteblatt.de/archiv/66880/Der-pankreasoperierte-Patient (online, letzter Abruf: 08.04.2022)
Barmherzige Brüder Krankenhaus Regensburg – Leben ohne Bauchspeicheldrüse: https://www.barmherzige-regensburg.de/medien/meldungen/artikel/leben-ohne-bauchspeicheldruese-305.html (online, letzter Abruf: 08.04.2022)
Informationsdienst Wissenschaft (idw), Klaus Wingen – Normales Leben ohne Bauchspeicheldrüse möglich: https://idw-online.de/de/news207635 (online, letzter Abruf: 08.04.2022)
Katholisches Klinikum Bochum – Ernährung nach Operationen an der Bauchspeicheldrüse: https://www.klinikum-bochum.de/infos.html?file=files/klinikum-bochum/dokumente/fachbereiche/allgemein-und-viszeralchirurgie/KKB_CHR_Pankreasbroschuere.pdf (online, letzter Abruf: 08.04.2022)
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden – Informationen für Ärzte - Allogene Inseltransplantation: https://www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institute/mk3/klinische-abteilungen/inseltransplantation/klinische-inseltransplantation/informationen-fuer-aerzte (online, letzter Abruf: 08.04.2022)
aktualisiert am 08.04.2022