Die Folgen einer Bauchspeicheldrüsenoperation sind davon abhängig, welche Operation durchgeführt wurde. Entscheidend ist, ob die Bauchspeicheldrüse in Teilen erhalten geblieben ist und welche anderen Verdauungsorgane von der Operation betroffen sind.
Zu den Operationsverfahren an der Bauchspeicheldrüse gehören die:
Die Whipple-Operation ist die Standardbehandlung bei einem bösartigen Tumor in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Da sich ein Pankreas-Tumor meist am Kopf der Bauchspeicheldrüse bildet, wird dieser Teil des Organs entfernt. Außerdem werden bei der klassischen Whipple-Operation der Zwölffingerdarm, die Gallenblase, Teile des Gallengangs sowie ein Drittel des Magens entfernt. Anschließend wird die Magen-Darm-Passage wiederhergestellt und das verbleibende Pankreas sowie der restliche Gallengang und der Restmagen werden wieder mit dem Dünndarm verbunden.
Die Whipple-OP stellt einen massiven Eingriff in die Anatomie der Verdauung dar. Oft können die Verdauungsenzyme, die normalerweise im Pankreas produziert werden, nicht mehr ausreichend gebildet werden. Es kommt zu einem Enzymmangel. Die fehlenden Enzyme müssen dann lebenslang in Tablettenform zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Auch ein Diabetes mellitus kann entstehen, wenn die verbliebene Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Insulin und Glukagon bilden kann, welche den Blutzuckerspiegel steuern. Das Fehlen eines Magenanteils führt oft zu Verdauungsstörungen wie dem Dumping-Syndrom, bei dem es zu verschiedenartigen Beschwerden kommt. Außerdem kommt es zu einem Vitamin-B12-Mangel, der durch monatliche Injektionen ausgeglichen werden muss. Da bei der Verdauung viele Vitamine und andere Inhaltsstoffe der Nahrung nicht mehr ausreichend aufgenommen werden können, entsteht manchmal ein Mangel an fettlöslichen Vitaminen sowie ein Mineralstoffmangel. Diese können ebenfalls über Injektionen ersetzt werden.
Befindet sich ein Tumor am Pankreasschwanz, wird dieser dünnere, länglichere Teil des Pankreas, der direkt an die Milz grenzt, entfernt. Nicht immer ist es möglich, die Milz dabei zu erhalten. Zudem wird die Gallenblase entfernt. Zwölffingerdarm und Magen werden bei dieser OP nicht in Mitleidenschaft gezogen. Eine Pankreaslinksresektion belastet die körperlichen Vorgänge wesentlich weniger als die Whipple-Operation.
Je nachdem, wie viel von der Bauchspeicheldrüse entfernt werden musste, kann es auch nach dieser OP zu Enzymmangel und Diabetes mellitus kommen. Dies ist aber viel seltener der Fall als nach einer Whipple-Operation. Eine fehlende Milz kann dazu führen, dass die Infektabwehr beeinträchtigt ist. Dann sollten nach der Operation Schutzimpfungen durchgeführt werden. Durch eine Erhöhung der Blutplättchen (Thrombozyten), die an der Blutgerinnung beteiligt sind, besteht eine erhöhte Thromboseneigung.
Vor allem bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), die operiert werden muss, hat sich dieses Vorgehen bewährt. Zu den Methoden gehören die OP nach Frey und die OP nach Beger. Der Pankreaskopf wird herausgeschält, ohne dass der Zwölffingerdarm entfernt wird. Dies erfordert einen erfahrenen Operateur, da auch der Gallengang, der in den Zwölffingerdarm mündet, nicht beschädigt werden darf. Der verbliebene Teil der Bauchspeicheldrüse wird schließlich an den Dünndarm genäht. Die Gallenblase wird entfernt. Magen und Zwölffingerdarm bleiben vollständig erhalten.
In den meisten Fällen bleibt genug Pankreas erhalten, damit die Verdauung anschließend wieder nahezu normal funktionieren kann. Die dauerhaften Schmerzen, die aufgrund der chronischen Pankreatitis entstehen, werden mit der OP ausgeschaltet. Das führt dazu, dass der Patient in vielen Fällen wieder normal essen kann. Musste ein größerer Teil der Bauchspeicheldrüse entfernt werden, kann es auch hier zu einem Enzym- und Vitaminmangel sowie Diabetes kommen.
Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs kann es notwendig werden, das komplette Organ zu entfernen. Außerdem werden die angrenzende Milz, der Zwölffingerdarm, die Gallenblase sowie zwei Drittel des Magens entfernt. Der Restmagen wird im Anschluss wieder mit dem Dünndarm verbunden.
Die Folgen einer totalen Pankreatektomie sind ähnlich wie nach einer Whipple-Operation – mit dem Unterschied, dass aufgrund des fehlenden Pankreas immer ein Enzymmangel und ein Diabetes mellitus entstehen, die lebenslang behandelt werden müssen. Die Kombination aus Diabetes und Verdauungsstörung stellt für den Patienten eine große Herausforderung dar. Durch die fehlende Milz ist die Infektabwehr gestört. Die Thromboseneigung ist aufgrund der Vermehrung der Thrombozyten (Blutplättchen) erhöht. Aufgrund der massiven Folgen ist eine totale Entfernung der Bauchspeicheldrüse immer das letzte Mittel der Wahl.
Egal welche der genannten OPs durchgeführt wird, bei einer Bauchspeicheldrüsenoperation handelt es sich immer um einen komplexen und anspruchsvollen Eingriff. Die Heilung und die Umstellung auf die veränderten Verhältnisse erfordern Zeit und Geduld. Der Krankenhausaufenthalt dauert zwei bis drei Wochen – sofern es nicht zu Komplikationen kommt. Auch anschließend zu Hause kann es noch mehrere Wochen dauern, bis sich Kraft und Leistungsfähigkeit wieder einstellen. Der Patient sollte sich Ruhe gönnen, sich immer wieder ausruhen und jede Anstrengung vermeiden.
Fast jede Operation an der Bauchspeicheldrüse geht mit einer veränderten Verdauung einher. Abhängig davon, wie viel vom Pankreas und den angrenzenden Organen entfernt werden musste, können die Beschwerden mehr oder weniger gravierend sein. Einige davon lassen sich mit einer Anpassung des Ernährungsverhaltens gut kontrollieren. So empfiehlt es sich:
In Deutschland werden jährlich rund 10.000 Operationen an der Bauchspeicheldrüse durchgeführt. Dabei handelt es sich um anspruchsvolle Operationen, die mit Risiken verbunden sind. Ist die Operation gut überstanden, bestimmen die Grunderkrankung und die Lebensweise des Patienten den weiteren gesundheitlichen Verlauf. Wird Bauchspeicheldrüsenkrebs erst spät erkannt, hat er oft keine gute Prognose. Nach einer Operation aufgrund einer chronischen Pankreatitis kann ungefähr die Hälfte der Patienten zurück in ihr Berufsleben.
Auch nach Operationen, bei denen die Bauchspeicheldrüse zunächst noch ausreichend funktionsfähig war, können sich im weiteren Verlauf eine Pankreasinsuffizienz (Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse) und ein Diabetes mellitus entwickeln. Dann müssen Enzymtabletten eingenommen und Insulin gespritzt werden. Langfristig ist es wichtig, dass der Patient wieder ausreichend Gewicht aufbaut. Eine großzügige Dosierung der Enzyme sorgt dafür, dass fettreicher gegessen werden kann. Der Diabetes ist schwer einzustellen, sodass eine Schulung des Patienten und eine Ernährungsberatung besonders wichtig sind.
Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung hat meist Alkohol- und Nikotinmissbrauch zur Ursache. Trinkt und raucht der Patient auch nach der OP weiterhin, verkürzt das die Lebensdauer um rund zehn Jahre im Vergleich zu den Patienten, die ihren Lebenswandel ändern. Eine Suchttherapie ist daher ein wichtiger Baustein in der Nachbehandlung.
Alfried Krupp Krankenhaus – Informationen für Patienten mit einer Operation an der Bauchspeicheldrüse (Pankreas): https://www.krupp-krankenhaus.de/fileadmin/pdfs/patienteninfo/pankreas-patienteninfo-niedergethmann.pdf (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
Ammerland-Klinik – Bauchspeicheldrüsen-Operation: https://ammerland-klinik.de/medeport/Boegen/CH_15_DE.pdf (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
Deutsches Ärzteblatt, Volker Keim; Ernst Klar; Michael Poll; Michael H. Schoenberg – Der pankreasoperierte Patient. Nachsorge, Diagnostik und Therapie: https://www.aerzteblatt.de/archiv/66880/Der-pankreasoperierte-Patient (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
Varisano, Klinikum Frankfurt Höchst – Mögliche Folgen einer Pankreas-Operation: https://www.varisano.de/klinikum-frankfurt-hoechst/pankreaszentrum/infos-fuer-patientinnen/moegliche-folgen-einer-pankreas-operation (online, letzter Abruf: 06.05.2022)
aktualisiert am 06.05.2022