Wenn die Bauchspeicheldrüse ganz oder teilweise entfernt werden muss, verändert sich die Verdauung. Mit einer Ernährungsumstellung und einer Zufuhr von Enzymen lassen sich Beschwerden wirkungsvoll vermeiden.
Bei einer Bauchspeicheldrüsen-OP unterscheidet man zwischen einer
Bei einer totalen Pankreatektomie wird die komplette Bauchspeicheldrüse entfernt, zusätzlich außerdem die Milz, der Zwölffingerdarm, die Gallenblase, der untere Gallengang sowie manchmal Teile des Magens. Das bedeutet, dass der Teil der Verdauung, der stattfindet, bevor der Nahrungsbrei in den Darm gelangt, nicht mehr geleistet werden kann.
Bei einer partiellen Pankreatektomie gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bei der sogenannten Whipple-Operation werden der Kopf der Bauchspeicheldrüse, der Zwölffingerdarm, die Gallenblase, der Gallengang sowie Teile des Magens entfernt. Eine andere Form der OP ist die sogenannte distale Pankreatektomie oder Pankreaslinksresektion. Dabei werden Teile der Bauchspeicheldrüse (der Pankreasschwanz) und die Milz entfernt (Splenektomie).
Die teilweise oder komplette Entfernung der Bauchspeicheldrüse zieht eine Schwäche oder einen Verlust der Funktionen des Organs nach sich. Die Fachbezeichnung dafür lautet Pankreasinsuffizienz. Man unterscheidet zwischen einer exokrinen und einer endokrinen Pankreasinsuffizienz.
In der Bauchspeicheldrüse werden wichtige Verdauungsenzyme produziert, die in den Dünndarm abgegeben werden und die Zucker, Eiweiß und Fett aufspalten. Können diese Enzyme nicht mehr produziert werden, kommt es zu Verdauungsproblemen. Man nennt das eine exokrine Pankreasinsuffizienz. Mit der lebenslangen Einnahme von Pankreas-Enzym-Präparaten kann vor allem die Fettverdauung effizient unterstützt werden.
Des Weiteren bildet das Pankreas die Hormone Insulin und Glukagon, die den Blutzuckerspiegel regulieren. Kann dies nach einer Pankreatektomie nicht mehr geschehen, kommt es unweigerlich zu einer Diabetes-Erkrankung (pankreopriver Diabetes oder Diabetes mellitus Typ 3c). Der Blutzucker muss dann lebenslang mit Insulinspritzen reguliert werden. Man spricht dann von einer endokrinen Pankreasinsuffizienz.
Nach einer Totaloperation treten immer beide Formen der Pankreasinsuffizienz auf, aber auch bei einer teilweisen Entfernung der Bauchspeicheldrüse ist dies möglich.
Wenn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr (oder nur noch teilweise) vorhanden ist, ist eine fettarme Ernährung häufig besser verträglich, da es ansonsten immer wieder zu Bauchschmerzen und Durchfall kommen kann. Da Pankreatektomierte aber häufig auch untergewichtig sind, kann eine zu stark fettreduzierte Kost zur Folge haben, dass kein Gewicht aufgebaut werden kann. In diesem Fall kann die Gabe von Verdauungsenzymen, die zu den Mahlzeiten eingenommen werden müssen, erhöht werden. Dann können die Betroffenen auch wieder Nahrung mit einem etwas höheren Fettanteil aufnehmen und ihr Gewicht normalisieren.
Kommt es dennoch zu Verdauungsproblemen, können Teile des Fetts durch sogenannte MCT-Fette ersetzt werden, die leichter verdaulich sind.
Wurden Teile des Magens entfernt, müssen außerdem dauerhaft säurehemmende Tabletten eingenommen werden.
Nach der Operation kann es dauern, bis sich wieder Appetit einstellt. Meistens vergehen vier bis sechs Wochen, bis wieder regelmäßige Mahlzeiten eingenommen werden können. Es kann hilfreich sein, einige Wochen lang ein Ernährungstagebuch zu führen. Gerade dann, wenn wieder alles gegessen werden darf, ist es wichtig, die persönlichen Unverträglichkeiten herauszufinden und diese Nahrungsmittel vom Speiseplan zu streichen. Vor allem ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Kohl, Hülsenfrüchte oder Rohkost lösen oft Beschwerden aus. Auch salzige oder zuckerreiche Nahrungsmittel sowie Milchprodukte werden oft nicht gut vertragen. Trotzdem gibt es keine spezielle Pankreas-Diät. Für Pankreatektomierte gilt: Was vertragen wird, darf auch gegessen werden. Auf Alkohol und Zigaretten muss allerdings komplett verzichtet werden.
Nach einer Bauchspeicheldrüsen-OP sind viele kleine Mahlzeiten besser als zwei oder drei große Hauptmahlzeiten. Dies sollte auch später beibehalten werden. Vor allem, wenn ein Teil des Magens entfernt werden musste, kommt es schnell zu Völlegefühl und Magenschmerzen. Mit kleinen Mahlzeiten, die sechs bis zehn Mal am Tag eingenommen werden, lassen sich diese Beschwerden deutlich verringern.
Langsames Essen und gründliches Kauen ist für jedermann empfehlenswert. Für Pankreatektomierte bedeutet es, dass eine Überdehnung des Dünndarms vermieden wird, das heißt: weniger Unwohlsein und Schmerzen nach dem Essen.
Täglich sollten circa anderthalb Liter Flüssigkeit getrunken werden. Kräuter- oder Früchtetee oder Wasser ohne Kohlensäure eignen sich am besten. Es ist verträglicher, häufig und in kleinen Portionen zu trinken. Auch sollte nicht zum Essen getrunken werden, sondern frühestens eine halbe Stunde nach der Mahlzeit.
Gerade wenn Teile des Magens entfernt wurden, ist lauwarm temperierte Nahrung am besten verträglich. Eine der Aufgaben des Magens ist es, den Nahrungsbrei auf Körpertemperatur zu erwärmen, bevor er in den Dünndarm gelangt. Gelangt zu heiße oder zu kalte Nahrung in den verkleinerten Magen, kann dies leicht zu Durchfall führen.
Die gestörte Fettverdauung und Durchfall können dazu führen, dass besonders die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K sowie einige Mineralstoffe (vor allem wichtiges Calcium, Magnesium und Eisen) vom Körper nicht ausreichend aufgenommen werden können. In diesem Fall kann der Arzt den Mangel mit regelmäßigen Vitaminspritzen beheben.
Nach einer Bauchspeicheldrüsenoperation funktioniert die Verdauung nicht mehr wie bei einem gesunden Menschen. Den meisten Betroffenen gelingt es aber, unter Beachtung einiger Ernährungsempfehlungen sowie mit der Einnahme von Pankreas-Enzymen und Insulin ein nahezu normales, beschwerdearmes oder beschwerdefreies Leben zu führen. Jeder Pankreatektomierte muss individuell herausfinden, was ihm gut tut, welche Lebensmittel verträglich sind und welche er meiden sollte. Es kann einige Monate dauern, bis sich eine gute Ernährungsroutine eingespielt hat.
Alfried Krupp Krankenhaus – Informationen für Patienten mit einer Operation an der Bauchspeicheldrüse (Pankreas): https://www.krupp-krankenhaus.de/fileadmin/pdfs/patienteninfo/pankreas-patienteninfo-niedergethmann.pdf (online, letzter Abruf: 02.05.2022)
Pankreaszentrum Bochum – Ernährung nach Operationen an der Bauchspeicheldrüse: https://www.klinikum-bochum.de/infos.html (online, letzter Abruf: 02.05.2022)
TU München, Institut für Ernährungsmedizin – Ernährungstherapie nach Pankreatektomie: https://www.mri.tum.de/sites/default/files/seiten/pankreatektomie_ernaehrung.pdf (online, letzter Abruf: 02.05.2022)
aktualisiert am 02.05.2022