Operationen an der Bauchspeicheldrüse kommen vor allem zur Entfernung von bösartigen Tumoren zum Einsatz. Operative Eingriffe können auch bei gutartigen Tumoren oder in speziellen Fällen bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) sinnvoll sein. Verschiedene Operationsverfahren können durchgeführt werden: Die Bauchspeicheldrüse kann komplett oder nur ein Anteil davon entfernt werden, oft erfolgen zusätzlich Eingriffe an umgebenden Organen. Eine häufig durchgeführte Operation ist die Whipple-OP.
Info: Was ist die Bauchspeicheldrüse?
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein Organ, das sich in horizontaler Richtung vor der Wirbelsäule und hinter dem Magen befindet. Das Pankreas bildet wichtige Verdauungsenzyme, die im Pankreassaft enthalten sind. Dieser Verdauungssaft wird über ein Gangsystem in den Zwölffingerdarm abgegeben. Des Weiteren befinden sich in der Bauchspeicheldrüse die Inselzellen: kleine Gewebebereiche, welche Insulin herstellen und in die Blutbahn ausschütten. Insulin ist zur Verstoffwechselung von Zucker unentbehrlich. Bei einem Insulinmangel kommt es zur Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).
Eine Bauchspeicheldrüsenoperation ist die wesentliche Behandlungsmethode bei Tumoren. Bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung kann ein Eingriff ebenfalls angezeigt sein.
Tumoren der Bauchspeicheldrüse können gutartig (zum Beispiel Zysten, Adenom, Insulinom) oder bösartig (fast immer ein Pankreaskarzinom) sein. Bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse sollten nach Möglichkeit operiert werden. Das gilt auch, wenn ein Verdacht besteht. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) ist die Operation die einzige Möglichkeit, eine Heilung zu erzielen. Dennoch ist in etwa 80 Prozent der Fälle bei der Diagnose der Krebs so weit fortgeschritten, dass eine Operation nicht mehr sinnvoll ist. Dies betrifft zum einen Karzinome, die sich am Ursprungsort zu stark ausgedehnt haben und nicht mehr komplett entfernt werden können. Besonders gilt das für Krebs, der sich auf wichtige, große Blutgefäße ausgebreitet hat. Zum anderen werden Tumore nicht mehr operiert, die gestreut haben (Metastasen gebildet haben). Eine Ausnahme kann bestehen, wenn Metastasen nur in bestimmten Lymphknoten der Umgebung vorhanden sind. Dann kann eine Operation mit Heilungsaussicht durchgeführt werden.
Info: Das Risiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, ist erhöht bei chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) sowie bei häufigem Alkoholkonsum, Rauchen und ungesunder Ernährung. Häufig sind ältere Patienten ab dem 60. Lebensjahr betroffen. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs werden anfangs keine Beschwerden verspürt. In einem fortgeschrittenen Zustand des Karzinoms können Schmerzen im oberen Bauchbereich, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und körperliche Schwäche entstehen. Nicht selten besteht eine Gelbsucht (Ikterus, Verschlussikterus) durch Verlegung der Gallenwege. Durch die Gewebewucherung wird umliegendes Gewebe abgedrängt und eventuell zerstört. Krebszellen können sich vom Tumorverband abtrennen und sich als Tochtergeschwülste (Metastasen) an anderen Stellen des Körpers absiedeln. Das Pankreaskarzinom wird in vier Stadien eingeteilt, die über die Tumorgröße und über eventuelle Metastasen definiert werden.
Gutartige Tumoren werden in einigen Fällen ebenfalls operiert. Eine Entfernung empfiehlt sich, wenn ein erhöhtes Risiko besteht, dass sie bösartig werden. Dies betrifft beispielsweise das muzinöse Zystadenom oder die IPNM (intraduktale papilläre muzinöse Neoplasie). Ein Insulinom, ein gutartiger Tumor der insulinproduzierenden Zellen, ist ein weiterer Befund, der operativ entfernt werden sollte. Das Insulinom kann sich durch Gewichtszunahme, körperliche Schwäche oder Schwindelgefühl und Bewusstseinstrübungen bis hin zur Ohnmacht äußern. Die Operation kann diese Auswirkungen unterbinden. Andere gutartige Pankreastumoren zeigen meist keine besonderen Symptome.
Eine chronische Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) kann ähnliche Symptome wie ein Pankreaskarzinom verursachen. In bestimmten Fällen ist eine Operation sinnvoll. Sie kann durchgeführt werden, um anhaltende Schmerzen durch die Entzündung zu beseitigen. Diese Schmerzen entstehen oft durch eine entzündliche Vergrößerung im Pankreaskopf. Daher lassen sich die Beschwerden durch eine Entfernung dieses Bereiches bessern. Durch die Entzündung bedingte Veränderungen im Bauchspeicheldrüsengewebe oder eine Einengung umliegender Organe (etwa Gallengang oder Darm) können ebenfalls ein Grund für die OP sein. Auch wenn akute Entzündungen immer wieder auftreten, kommt die Operation in Betracht.
Neben der Befragung der Krankheitsgeschichte und der Lebensgewohnheiten werden bildgebende Verfahren eingesetzt, beispielsweise Ultraschall des Bauches, CT (Computertomographie) oder MRT (Kernspintomographie). Des Weiteren wird eine Blutuntersuchung vorgenommen. Bei einer Magen-Darm-Gallenwegs-Spiegelung (ERCP) kann oftmals der Tumor dargestellt werden. Wurden alle wichtigen Untersuchungen durchgeführt, bespricht der Operateur mit dem Patienten die genaue Operationsmethode. Darüber hinaus findet ein Gespräch des Narkosearztes (Anästhesisten) mit dem Patienten statt. Es kann notwendig sein, Untersuchungen der allgemeinen Gesundheit wie beispielsweise ein EKG durchzuführen, um Risiken vor einer Narkose zu beurteilen.
Gegebenenfalls müssen Arzneimittel abgesetzt werden, die die Blutgerinnung verschlechtern, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®. Dies geschieht in Rücksprache mit dem Arzt. Anders als bei Eingriffen am Dickdarm muss vor der Bauchspeicheldrüsen-OP keine Darmreinigung (Darmspülung) durchgeführt werden.
Die Operation findet stationär im Krankenhaus statt. Ab der Nacht vor der Operation dürfen Patienten nichts mehr essen und trinken. Ausnahme ist klares Wasser, das bis zwei Stunden vor dem Eingriff getrunken werden darf.
Die Pankreasoperation erfolgt in Vollnarkose.
Der Zugang erfolgt über einen Einschnitt an der Bauchdecke (Laparotomie) im oberen Bereich. Inzwischen können einige Operationen der Bauchspeicheldrüse auch minimal-invasiv durchgeführt werden. Dann werden an der Bauchdecke mehrere kleine Einschnitte angelegt. Über diese Zugänge werden die Operationsinstrumente und ein optisches Gerät eingeführt (Laparoskopie).
Je nach Erkrankung und befallenem Bereich des Organs können verschiedene Vorgehensweisen gewählt werden.
Bei einer Tumorausschälung (Enukleation) wird eine Geschwulst mit geringem Sicherheitsabstand herausgeschält. Dieses Vorgehen empfiehlt sich nur bei gutartigen Wucherungen wie dem Insulinom.
Bei einer Pankreasschwanzresektion oder Pankreaslinksresektion wird der befallene Bereich des Pankreas von der linken Seite (Pankreasschwanz) her herausoperiert. Der Bauchspeicheldrüsen-Anteil mit der Gangeinmündung in den Zwölffingerdarm wird belassen und besteht weiterhin. Erfolgt die Pankreasschwanzentfernung, muss die Milz oft ebenfalls herausgenommen werden (Splenektomie). In vielen Fällen wird auch die Gallenblase entfernt.
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Eine Pankreaskopfresektion ist die Entfernung des rechten Anteils (Pankreaskopf) der Bauchspeicheldrüse. Verschiedene OP-Verfahren können zum Einsatz kommen:
Bei einer Totalentfernung (Pankreatektomie) erfolgt eine komplette Bauchspeicheldrüsenentfernung. Normalerweise werden auch der Zwölffingerdarm, die Gallenblase und ein Anteil des Gallengangs herausgenommen. Gleiches gilt für die Milz. Werden diese Organe mit entfernt, handelt es sich um eine totale Duodenopankreatektomie. Der Magen kann komplett erhalten bleiben (wie bei der Traverso-OP) oder es kann der untere Anteil des Magens zusätzlich entfernt werden (wie bei der Whipple-OP).
Die Stümpfe der eröffneten Organe (Magen, Dünndarm, Pankreas, Gallenwege) werden in bestimmter Weise miteinander vernäht. Der Nahrungstransport und die Verdauungssaftausleitung ist somit wieder gewährleistet.
Am Ende der Operation werden Drainageschläuche eingeführt, um die Ableitung von Wundsekret und anderen Flüssigkeiten sicherzustellen. Nach einigen Tagen können die Schläuche gezogen werden. Die Wunde an der Bauchdecke wird vernäht, selten auch geklammert, und mit einem Verband versorgt.
Ein Tumor kann auf umgebendes Gewebe und Organe ausgebreitet sein. Diese müssen gegebenenfalls mit operiert werden. Kompliziert wird der Eingriff dadurch, dass sich in unmittelbarer Bauchspeicheldrüsennähe wichtige und große Blutgefäße (Aorta, Pfortader) befinden. Zeigt sich innerhalb der Operation, dass ein Herausschneiden nicht komplett möglich ist oder dass Metastasen in anderen Organen vorliegen, wird der Pankreastumor normalerweise nicht mehr entfernt.
Manchmal muss eine weniger radikale Operationsmethode in eine größere umgewandelt werden. Das liegt häufig an den Eigenschaften der Bauchspeicheldrüse: Das Organ ist wenig stabil, blutet schnell und es kann Verdauungssaft austreten und zu Schäden führen.
Zusätzlich zu einer Operation eines Pankreaskarzinoms wird eine Chemotherapie durchgeführt. Sie erfolgt als adjuvante (unterstützende, nach der OP stattfindende) Chemotherapie, wenn der Tumor vollständig operativ entfernbar ist. Schwierig zu operierende Fälle oder größere Karzinome werden bereits vor der Operation behandelt, um sie möglichst zu verkleinern (neoadjuvante Chemotherapie).
Besonders die Entfernung der gesamten Bauchspeicheldrüse oder des Pankreaskopfes (beziehungsweise die Whipple-Operation) sind umfangreiche, langwierige Operationen. Risiken gibt es jedoch bei jeder Operation an der Bauchspeicheldrüse. Schwere Komplikationen sind möglich.
Bei der Bauchspeicheldrüsen-Operation kann es zur Beschädigung benachbarter Organe und Strukturen, darunter wichtiger Blutgefäße (wie Aorta) und Nerven, kommen. Größere Blutungen und Nachblutungen können entstehen. Bei undichten Stellen an den Nähten (Magen, Darm, Bauchspeicheldrüsengang, Gallengang) kann es zum Austritt von Inhalt kommen. Dadurch kann sich eine Bauchfellentzündung ausbilden, die lebensgefährlich ist. Durch Narbenzug können die Nahtstellen den Hohlraum verengen. Narben und Verwachsungen können einen Darmverschluss nach sich ziehen.
An der Bauchdecke können nach der Operation Narbenbrüche entstehen. Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen können zu funktionellen und ästhetischen Einschränkungen führen. Gefühlsstörungen im Schnittbereich treten bei Nervenverletzungen auf. Schmerzen können zurückbleiben. Allergien verschiedenen Schweregrades sind möglich.
Wurde ein Teil des Magens entfernt, beispielsweise bei einer Whipple-Operation, kann es zu Beschwerden nach der Nahrungsaufnahme kommen (Dumping-Syndrom). Nach einer Entfernung der kompletten Bauchspeicheldrüse oder eines großen Anteils des Organs kommt es zu einem Diabetes mellitus. Durch das Fehlen des Organs wird auch der Verdauungssaft nicht mehr hergestellt. Diese Auswirkungen müssen daher ein Leben lang behandelt werden.
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Eine Bauchspeicheldrüsen-OP kann meist erfolgreich durchgeführt werden. Ob ein Tumor vollständig beseitigt werden kann, hängt von dessen Ausbreitung ab. Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs wird in den meisten Fällen erst dann gestellt, wenn der Tumor bereits fortgeschritten ist oder sich Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet haben. Daher ist die Überlebensrate beim Karzinom auch mit OP niedrig. Die Lebenserwartung nach dem Eingriff ist abhängig von der genauen Art des Tumors, von der Lage und Ausdehnung. Wenn der Bauchspeicheldrüsenkrebs in der Operation vollständig entfernt werden kann (R0-Resektion) und eine unterstützende (adjuvante) Chemotherapie erfolgt, beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate insgesamt circa 20 bis 30 Prozent. Häufig tritt der Krebs erneut auf (Rezidiv).
Durch eine Operation bei chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung können die Schmerzen gelindert werden. Die Organe in der Umgebung werden entlastet.
In den ersten Tagen erfolgt die Betreuung auf der Intensivstation. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts insgesamt beträgt mindestens 12 bis 14 Tage.
Nach der Operation erfolgt ein langsamer Kostaufbau, der sich nach den individuellen Voraussetzungen richtet. In der Regel können nach spätestens einer Woche feste Speisen verzehrt werden. Auf längere Sicht muss die Ernährung gegebenenfalls angepasst werden (Ernährung nach Bauchspeicheldrüsen-OP). Da Alkohol eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse begünstigt, darf er auf keinen Fall nach der Operation getrunken werden.
Schmerzen zeigen sich häufig in den ersten Tagen nach dem Eingriff. Sie können durch Systeme zur Schmerzlinderung gebessert werden, die Schmerzmittel in den Körper abgeben. Später im Verlauf können geeignete Schmerzmedikamente zur Einnahme angeordnet werden.
Duschen ist nicht ratsam, bis die Wunde ausreichend verheilt ist. Meist darf die Stelle nach einer Woche wieder mit klarem Wasser abgeduscht werden. Baden und Schwimmen ist für mindestens drei Wochen nicht erlaubt.
Bestehen nach der Operation Auffälligkeiten oder Beschwerden, sollte rasch der Arzt darüber informiert werden, um gefährliche Auswirkungen frühzeitig behandeln zu können.
Bei einem Pankreaskarzinom, welches nicht erfolgreich operiert werden kann, kann eine Chemotherapie erfolgen. Sie dient nicht der Heilung, kann allerdings die Symptome lindern (palliative Therapie). Zusätzlich können beim Karzinom bestimmte Formen der Strahlentherapie versucht werden.
Die Behandlung bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung besteht im Wesentlichen aus der Gabe von Medikamenten und einer gesunden Ernährung ohne Alkohol.
Leitlinienprogramm Onkologie – S3-Leitlinie zum exokrinen Pankreaskarzinom: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/pankreaskarzinom/ (online, letzter Abruf: 31.07.2023)
Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie – Chronische Pankreatitis: https://www.uniklinikum-leipzig.de/einrichtungen/vttg/Seiten/pankreaszentrum-chronische-pankreatitis.aspx (online, letzter Abruf: 31.07.2023)
Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Viszeral- und Allgemeinchirurgie – Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas): https://www.krupp-krankenhaus.de/allg-viszeralchirurgie/leistungsspektrum/bauchspeicheldruese.html (online, letzter Abruf: 31.07.2023)
German Medical Science, 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Kristin Dietzel et al. – Meeting-Abstract – Ist die tiefe Enukleation von kleinen Tumoren des Pankreas gerechtfertigt?: https://www.egms.de/static/en/meetings/dgch2013/13dgch288.shtml (online, letzter Abruf: 31.07.2023)
Inselspital Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Pankreaszentrum Bern – Klassische Whipple-Operation - Whipple OP: https://www.pankreaszentrum-bern.ch/de/medizinisches-angebot-pankreas-bauchspeicheldruese/operationen-pankreas-bauchspeicheldruese/klassische-whipple-operation-whipple-op.html (online, letzter Abruf: 31.07.2023)
aktualisiert am 10.08.2023