Eine Bartholinitis ist selten. Sie tritt vor allem bei geschlechtsreifen Frauen vor der Menopause auf. Insgesamt entwickeln zwei Prozent aller Frauen im Laufe ihres Lebens eine Bartholinitis-Zyste. Ausgelöst wird eine Bartholinitis in der Regel von Bakterien, die in eine der sogenannten Bartholin-Drüsen gelangen, die direkt am Vorhof der Scheide sitzen. Das können zum Beispiel E.coli-Bakterien sein. Durch die eingedrungenen Bakterien entzündet sich zunächst der Ausführungsgang der betroffenen Drüse. Wird dann nicht rechtzeitig mit einer entzündungshemmenden Behandlung begonnen, kann sich eine Zyste links oder rechts neben der Schamlippe bilden: Da das Sekret, das in der Drüse gebildet wird, nicht mehr abfließen kann, staut es sich auf und der Drüsengang schwillt an. Die sekretgefüllte Hohlkammer wird als Bartholin-Zyste bezeichnet. Manchmal platzt eine Zyste von selbst und gibt ihren Inhalt frei, in anderen Fällen muss ein Arzt nachhelfen.
Zunächst tritt aufgrund des aufgestauten Sekrets eine leichte Schwellung im Schamlippenbereich auf. Diese Schwellung ist noch nicht schmerzhaft. Wird die Bartholinitis jedoch nicht behandelt, kann diese Schwellung bis auf Hühnereigröße heranwachsen. Das weiterhin von der Bartholin-Drüse gebildete Sekret übt dann noch einmal zusätzlichen Druck auf die sowieso schon gereizten und verstopften Gänge aus. Bakterien können dazu führen, dass sich das Innere der Zyste entzündet. Dann besteht eine Eiteransammlung, ein Empyem (manchmal hier auch als Abszess bezeichnet). Die entzündliche Schwellung ist sehr schmerzhaft und bereitet sogar beim Gehen Probleme.
Unter gewissen Umständen kann eine Zyste oder ein Empyem von alleine aufplatzen. Trotzdem ist ein Arztbesuch dann angeraten.
Eine Bartholin-Zyste muss nicht immer zwingend von einem Arzt behandelt werden, damit sie platzt. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Zyste oder entzündliche Schwellung nach einer gewissen Zeit so herangereift ist (damit einem Pickel ähnlich), dass sie von alleine aufgeht. Das ist aber nicht bei allen Bartholin-Zysten der Fall und die Schwellung kann dann lange bestehen bleiben.
Ist die Zyste mit genug Sekret beziehungsweise Eiter gefüllt und die Haut, die sie umgibt, dünn genug, wird sich die angestaute Flüssigkeit einen Weg nach draußen suchen. Dabei wird die Haut an einer kleinen Stelle aufbrechen und das Sekret abfließen.
Der Reifungsvorgang kann durch den Einsatz einer sogenannten Zugsalbe beschleunigt werden. Auch Sitzbäder können helfen, dass sich die Bartholin-Zyste schneller öffnet. Allerdings sollte die Patientin, auch wenn die Zyste von alleine aufgegangen ist, trotzdem ihren Gynäkologen aufsuchen. Dieser wird die zurückgebliebene Wunde noch einmal in Augenschein nehmen und desinfizieren.
Außerdem überprüft der Arzt, ob sich die Zyste komplett entleert hat. In manchen Fällen ist es möglich, dass wieder Sekret in die Zyste läuft und diese sich erneut bildet. Deswegen ist es auch wichtig, dass diese offen gehalten wird, bis sie komplett abgeheilt ist. Wenn die Zyste nicht komplett abheilt, dann wird der Arzt zu einem kleinen operativen Eingriff raten.
Die betroffene Patientin sollte übrigens nicht versuchen, die Bartholin-Zyste mit Nadeln oder anderen spitzen Gegenständen selbst aufzustechen. Hier droht Entzündungsgefahr, schlimmstenfalls sogar eine Blutvergiftung (Sepsis).
Befindet sich die Bartholinitis noch im Anfangsstadium, kann die beginnende Entzündung von der betroffenen Frau selbst behandelt werden. Zum Beispiel kann durch schwellungslösende Sitzbäder die Entzündung gelindert werden. Tritt allerdings nach ein bis zwei Tagen keine Besserung ein und/oder kommen starke Schmerzen hinzu, ist ein Arztbesuch dringend angeraten.
Wie oben dargelegt, wird eine Bartholinitis durch Bakterien ausgelöst. Oft handelt es sich um Erreger aus dem Darm. Auch Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhoe oder Chlamydien können als Begleitsymptom eine Bartholinitis haben. Um abzuklären, welcher Bakterienstamm für die Entzündung verantwortlich ist, kann der behandelnde Gynäkologe einen Abstrich nehmen, aus dem dann im Labor eine Kultur angelegt wird. Anhand des Ergebnisses wird dann die entsprechende Therapie verordnet.
Platzt die Zyste nach zwei bis drei Tagen nicht von selbst auf, öffnet der Arzt diese mit einem kleinem Schnitt unter örtlicher Betäubung. Dadurch kann der Eiter, der sich gebildet hat, abfließen. Anschließend werden die Wände der Zyste mit der Haut vernäht, damit die Wunde offen bleibt und sich kein neuer Eiter bildet. Das ist nötig, da die Bartholinitis dazu neigt, erneut aufzutreten (medizinisch Rezidiv genannt).
Alternativ kann der Arzt bei wiederkehrenden Zysten einen kleinen Schlauch (Drainage) in die Zyste einlegen, damit das Sekret vollständig abfließen kann. Ebenfalls kann der Arzt dauerhafte Schlize oder Öffnungen anfertigen (Marsupialisation), damit die Flüssigkeit abfließen kann und die Drüse nicht erneut verstopft. Wenn alle Operationsmethoden nicht helfen, dann bleibt die Möglichkeit, die Drüse vollständig zu entfernen.
Um einer Bartholinitis vorzubeugen, ist eine ausreichende Hygiene im Intimbereich. Dabei gilt: Weniger ist mehr. Denn oft schädigen die speziellen Hygieneartikel, die in der Drogerie erhältlich sind, die Scheidenflora, anstatt ihr zu nützen. Besser sollten pH-neutrale Seifen verwendet werden.
Lesen Sie auch: Wie kann einer Bartholinitis vorgebeugt werden?
American Family Physician - Management of Bartholin's Duct Cyst and Gland Abscess: https://www.aafp.org/afp/2003/0701/p135.html (online, letzter Abruf: 25.11.2019)
Mayeaux EJ, et al. Vulvar procedures: Biopsy, Bartholin abscess treatment, and condyloma treatment. Obstetrics and Gynecology Clinics of North America. 2013;40:759.
Mayoclinic - Bartholin's cyst: https://patient.info/womens-health/vulval-problems-leaflet/bartholins-cyst-and-abscess (online, letzter Abruf: 25.11.2019)
Boama, V., & Horton, J. (2016, January 6). Word balloon catheter for Bartholin's cyst and abscess as an office procedure: clinical time gained. BMC Research Notes, 9(1), 13: https://bmcresnotes.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13104-015-1795-3 (online, letzter Abruf: 25.11.2019)
Journal of Clinical Microbiology: Microbiology of Bartholin's Gland Abscess in Japan - Kaori Tanaka, Hiroshige Mikamo, Mochiyoshi Ninomiya, Teruhiko Tamaya, Koji Izumi, Kunihiko Ito, Kazukiyo Yamaoka, Kunitomo Watanabe: https://journals.asm.org/doi/full/10.1128/JCM.43.8.4258-4261.2005 (online, letzter Abruf: 25.11.2019)
aktualisiert am 25.11.2019